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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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fährt ein mit «dunkelhäutigen Sandwich-Insulanern» bemanntes Beiboot eines anderen Schiffes vorbei. Die Hawaiianer «stießen einen Schrei aus, und indem sie einen mächtigen Brecher ausnutzten, der gerade auf das Land zurollte und dabei sein Haupt aufrichtete … pullten sie drei- oder viermal kräftig und schoben sich die hohe Welle hinauf.» Und so macht es Dana, erfolgreicher als Mark Twain, den Erfindern des Surfens nach und reitet in seinem Ruderboot auf einer Welle an Land.
    Während er am Strand auf den Kapitän wartet, blickt er auf die Wellen und schildert eine offenbar wunderschöne Brandung: «In regelmäßigen Reihen rollten die mächtigen Wogen an den Strand», erinnert er sich. «In regelmäßigen Abständen wurden sie immer größer, je mehr sie sich der Küste näherten, und hingen buchstäblich über dem Strand, auf dem sie sich brechen würden, kräuselten sich, wurden weiß vor Schaum und brachen sich von einem äußeren Rand her zum anderen, ähnlich einem langen Kartenhaus, das zusammenfällt, wenn Kinder die Karten an einem Ende umstoßen.» Ein Schiffskamerad bemerkt etwas zu Dana, worüber der sich mit Sicherheit freut: «Sieht hier nicht sehr nach Cambridge College aus, oder?» Und für die Schönheit des Meeressaums hat Dana ein ziemlich gutes Auge: An der Küste von San Juan Capistrano «lag in allem eine Größe, die der Landschaft fast etwas Feierliches verlieh; eine Stille und Einsamkeit, die alles durchdrangen! Meilenweit kein Mensch außer uns und kein Laut außer dem steten Pulsieren des großen Pazifiks! Zudem der große steile Berg, der sich einer Mauer gleich erhob und uns von aller Welt abschnitt, ausgenommen der Wasserwelt!» Und das weckt in Dana «eine glühende Freude, weil das, was ich an poetischen Empfindungen je in mir hatte, durch mein bisheriges mühseliges und zerfahrenes Leben noch nicht vollständig abgetötet worden war.» Wie herrlich, dass jemand sein Glück, diese Küste in solch uneingeschränkter Schönheit erblicken zu dürfen, so zu schätzen wusste. Zu den Konstanten meiner Liebe zu dieser Küste gehört seit jeher der müßige Wunsch, diese vor ihrer Verschandelung gesehen zu haben; manchmal fällt es schon schwer, Emersons Rat zu befolgen und zu glauben, dass die Welt mit all ihren Reichtümern direkt so vor uns liegt.
    Seine zentrale Erfahrung macht Dana jedoch in San Diego, wo zwanzig Sandwich-Insulaner am Strand leben. Sie haben ihre Heimstatt in einem alten, gemauerten Backhaus aufgeschlagen und geben sich, wie zu erwarten, «dem uneingeschränkten Müßiggang hin – trinken, Karten spielen und auf jede erdenkliche Art feiern». (Bei all ihrer freien Zeit und dem warmen Wasser darf man aber wohl zusätzlich annehmen, dass sie auf Treibholzplanken oder umgestürzten Bäumen surften oder zumindest bodysurften.) Einmal versucht Danas Kapitän, die Hawaiianer anzuheuern, woraus sich eine zeitlose Unterhaltung mit deren Sprecher ergibt:
    «Was tun sie hier, Mr. Mannini?», fragt der Kapitän.
    «Ach, wir spielen Karten, betrinken uns, rauchen – alles, wozu wir Lust haben.»
    «Wollen Sie nicht an Bord kommen und arbeiten?»
    « Aole! Aole make make mokou i kana hana . Jetzt haben viel Geld; Arbeit nicht gut. Manule , Geld pau – alles fort. Ah! sehr gut, Arbeit! – makai, hana nui! »
    «Aber so geben Sie Ihr ganzes Geld aus», sagt der Kapitän.
    «Aye! Ich das wissen. Nach und nach Geld pau – alles weg; dann Kanaka viel arbeiten.»
    Schließlich sticht das Schiff in See, um weitere Häfen in Kalifornien anzulaufen, und Dana bleibt ein paar Monate lang zurück, gerbt Tierhäute und wartet auf die Rückkehr des Schiffs. Man stelle sich das vor! Der Sprössling einer prominenten Bostoner Familie verbringt einen ganzen Sommer an den Stränden von San Diego, nur sieben Jahre nachdem Jedediah Smith als erster Weißer über Land nach Kalifornien gereist ist (und nur drei Jahre nachdem ein Trupp Komantschen Smith umzingelte und ihn in einer Spelunke in Kansas tötete). Dana versteht sich auf Anhieb prächtig mit den Insulanern, die ihn als Aikane ansehen – einen weißen Mann, dem sie trauen können. «Hier veränderte sich mein Leben», schreibt Dana, «ebenso vollständig wie plötzlich. Im Nu verwandelte ich mich von einem Seemann in einen «Strandläufer»» – vom Studenten zum «Seebären» zum Strand-Clochard. Und das alles auch noch in ziemlich rauer Gesellschaft, darunter «der dickste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe, der von

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