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Survive

Survive

Titel: Survive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Morel
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auf die Suche nach trockenem Holz mache. Doch hier oben ist nichts zu finden, außerdem ist der Schnee klatschnass. Wir sind wohl auf dem Mond gelandet, denke ich, nur dass es vielleicht noch kälter ist.
    Ich suche den Weg zurück in unseren Unterschlupf. Paul hat bereits unsere Schlafsäcke ausgelegt. Er hat unsere Wasserflaschen herausgeholt, und wir haben genug geschmolzenen Schnee, um ein paar große Schlucke zu nehmen. Mein Körper saugt die Flüssigkeit in sich auf. Ich spüre, wie das kalte Wasser in meinem Brustkorb hinabrinnt und verschwindet. Auch wenn es kalt ist, schmeckt es besser als alles andere je zuvor.
    Ich schlüpfe in die Schlafsäcke. Diesmal liegt Paul mit dem Gesicht zu mir. Wir sehen einander in die Augen, und eine gefühlte Ewigkeit vergeht, ohne dass einer etwas sagt. Was gibt es auch zu sagen? Wir haben kein Essen. Wir sind allein und liegen zusammen am Rand eines Abgrunds, der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit unser Tod sein wird. Aber es besteht immer noch die geringe Hoffnung auf Rettung und Erlösung. Sie könnte nur einen Augenblick entfernt sein, der Tod andererseits aber auch.
    Seine linke Hand liegt flach in meinem Rücken, und er zieht mich fest an sich und küsst mich auf die Lippen. Unsere Lippen sind hart und rissig, doch der Kuss ist zarter als alles, was ich je zuvor gespürt habe. Ich erwidere seinen Kuss, zuerst auf den Mund, dann auf seine Wange, seinen Hals.
    Seine Hand ist kalt, und ich kann sie auf meinem Körper spüren, wie sie sich über meine Haut bewegt und liebkost und berührt und oft weiter geht, als ich erwarte, aber hin zu dem, was ich will.
    Ich berühre ihn ebenfalls, und wir erkunden einander so vollständig, wie wir das angesichts der Kälte und seiner Verletzungen tun können. Leise und zärtlich flüsternd tun wir einander unser Zögern und unsere Zustimmung kund, perfekt aufeinander eingestimmt. Er dreht mich auf den Rücken und presst seinen ganzen Körper gegen meinen. Er küsst mich, und ich vergesse die Welt. Die Vergangenheit. Die Zukunft. Unseren Schmerz und unser Leiden. Alles verschwindet für eine scheinbare Ewigkeit in einer Art unbeschreiblicher Wonne.
    Wir werden beide vom Heulen des Windes und von den Schneeflocken geweckt, die in unseren Unterstand wehen: Hinweise darauf, dass ein Sturm aufzieht.
    »He«, sagt er und küsst mich auf den Mund.
    »He«, antworte ich.
    »Solis?«
    »Ja«, sage ich.
    »Wenn der Sturm sich legt, musst du mich verlassen.«
    Überrascht hebe ich den Kopf.
    »Sei nicht albern.«
    »Du musst. Ich sterbe. Wenn du nicht gehst, werde ich auf jeden Fall hier sterben, und mir wäre lieber, nicht hier zu sterben.«
    Wie gewonnen, so zerronnen. Darum hasse ich dieses Leben. Ich schließe die Augen und sehe meinen Vater, wie er Lametta an unseren Weihnachtsbaum hängt. Mein Strumpf hängt neben seinem und dem von Mum. Überall sind Zuckerstangen. Er vollführt einen verrückten Tanz um den Baum herum und singt: »Hier kommt der Weihnachtsmann, hier kommt der Weihnachtsmann.« Er reicht mir ein Geschenk. »Eine Kleinigkeit vorab, Liebling.« Und dann verschwindet er in die Küche und schließlich ins Schlafzimmer, wo er sich später in der Nacht den Schädel wegpusten wird. Ich habe das Geschenk immer noch. Es war ein Porträt, das er von mir gemalt hat. Ich trage ein weißes Kleidchen, auf das gelbe und rosafarbene Herzen aufgenäht sind. Meine Mutter hat dieses Kleidchen genäht. Ich habe das Porträt behalten, auch wenn ich Old Doctor etwas anderes erzählt habe. Und manchmal ziehe ich es hervor und weine, wie ich es auch jetzt tue, wenn ich nur daran denke. Aber es wäre gelogen, würde ich leugnen, dass diese Erinnerung nicht auch mit ein wenig Freude verbunden ist.
    Er nimmt meine Hand und führt sie zu der Stelle, wo seine Rippen gebrochen sind, und ich kann die Schwellung und die Hitze, die von seiner Brust aufsteigt, fühlen.
    »Ich habe innere Blutungen«, sagt er. »Ich spüre es. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz schwächer wird.«
    Ein Schluchzer steigt aus dem Nichts auf, und ich lege den Kopf an seine Brust. Ich weine, immer lauter und heftiger, und er hält mich fest und streichelt mein Haar.
    Ich küsse ihn einige Male auf den Hals, dann sehe ich in seine Augen. Noch nie zuvor hat jemand so zu mir gesprochen. Für einen Moment weiß ich nicht, was ich antworten soll, und plötzlich ist ein großer Kloß in meinem Hals.
    »Was kann ich tun?«, weine ich.
    »Im Moment gar nichts. Aber wenn der Sturm sich

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