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Survive

Survive

Titel: Survive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Morel
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Essen, nicht wahr?«
    »Sie verursachen Krebs«, sage ich. Ich lächle, weil ich weiß, dass es angesichts unserer Situation völlig unerheblich ist. Ich konnte mir diese Bemerkung allerdings nicht verkneifen.
    »Meine Mutter würde von den Toten auferstehen, wenn sie so ein Ding in meinem Mund sehen würde.«
    »Ich denke, mittlerweile haben wir uns so etwas wie einen Freifahrtschein verdient, meinst du nicht auch?«
    »Ja. Unser Motto lautet: ›An der Schwelle des Todes ist alles erlaubt.‹«
    Wir zünden die Zigaretten am Feuer an und rauchen. Ich mache einen tiefen Lungenzug und huste ein wenig. Paul raucht seine Zigarette einfach hastig auf.
    »Ich habe angefangen zu rauchen, nachdem sie gestorben war. Ich weiß, dass es nicht sonderlich vernünftig war, aber ich wollte einfach zu allem und jedem ›Leck mich‹ sagen. Es hat meinen Bruder wahnsinnig gemacht, und mein Vater hat mir meine Zigarettenpäckchen weggenommen und sie in den Müll geworfen, wenn er sie in die Finger bekam.«
    »Man macht verrückte Dinge, wenn Menschen sterben. Stimmt.«
    »Ja, verrückt ist das Einzige, was sich real anfühlt.«
    Ich nicke, dann nehme ich einen tiefen Zug. Ich blicke zu Paul hoch und werfe den Filterstummel ins Feuer, bevor ich mich aufsetze und den Kopf an seine Schulter lehne.
    Sobald auch er mit seiner Zigarette fertig ist, steht er zum ersten Mal seit seinem Sturz auf. Er zuckt zusammen, hält sich die Seite seiner Brust, und für einen Moment überwältigt ihn der Schmerz. Er neigt sich nach vorn und nimmt eine halb kniende Haltung ein.
    »Geht’s?«, frage ich.
    Er hebt die Hand. Er verharrt für einige Sekunden so, das eine Knie auf dem Boden, und sammelt seine Kraft. Der Wind wird stärker und bläst gefrorenen Schnee von den Verwehungen. Plötzlich steht Paul auf und stößt ein lautes Ächzen aus. Sein Gesicht ist rot und glüht vor Anstrengung, die es ihn offenbar kostet, diese normalerweise simple Bewegungsfolge auszuführen.
    Ich reiche ihm das Medikamentenfläschchen mit den Paracetamol-Tabletten und eine der Wasserflaschen. Er nimmt eine Handvoll Tabletten und trinkt das restliche Wasser.
    »Ich bin so weit«, sagt er.
    Wir steuern auf den Bergpass zu, der die beiden Gipfel verbindet. Ich sehe Tierspuren, die in beide Richtungen über den Pass verlaufen. Ein gutes Zeichen. Mir wird klar, dass das, was wir aus der Ferne gesehen haben – was Paul als eine natürliche Brücke bezeichnet hat – , einfach der höchste Punkt ist, wo die Felsmassen verbunden geblieben sind. Was wir erst entdeckt hatten, war den Tieren bereits bekannt: Hier ist die einzige Stelle, an der man hinüberkommt, wenn man einen lebensgefährlichen Abstieg hinunter ins Talbecken vermeiden will. Der Felsrücken ist nur etwa drei Meter breit, an manchen Stellen noch schmaler, und zu beiden Seiten fallen schroffe Felswände hinab. Oben auf dem Grat liegt der Übergang wie ein schmaler Sattel mit sehr steilen Abgründen zu beiden Seiten.
    Der Pass ist von Eis und Schnee bedeckt, daher seilen wir uns an.
    »Ich gehe voran«, sage ich.
    Er wirft mir einen verschmitzten Blick zu und sagt: »Die Welt ist manchmal schon komisch.«
    »Ja, ist schon irgendwie verrückt, aber ich schätze, ich habe jetzt das Kommando, oder?«
    »Ja, stimmt wohl«, antwortet er und bedeutet mir mit einem Nicken zu gehen.
    Ich mache mich auf den Weg, und obwohl reichlich Platz links und rechts von mir ist, flattert mir das Herz in der Brust. Der Untergrund ist eisglatt und zerklüftet, und mehr als einmal verliere ich beinah den Halt. Ich beschließe, mich hinzulegen und hinüberzukriechen. Nachdem ich einige Meter kriechend hinter mich gebracht habe, erreiche ich die Mitte, und der Grat ist für die nächsten drei Meter nur noch einen knappen Meter breit.
    Ich fasse den Entschluss, mich ganz flach hinzulegen und mit Armen und Beinen den Grat rechts und links zu umklammern, da ich befürchte, über die Felskante hinabzustürzen, wenn ich versuche, auf den Knien über diesen schmalen vereisten Streifen zu kriechen.
    Ich rutsche hinüber und bewege mich so langsam und vorsichtig, wie es geht. Ich sehe mich ein paarmal zu Paul um, der auf Händen und Knien kriecht. Ich höre ihn die ganze Zeit über ächzen, und ich kann nur ahnen, wie schmerzhaft es für ihn sein muss, wenn er ins Rutschen gerät. Um auf diesem schmalen Übergang das Gleichgewicht zu halten, muss man ständig die Muskeln des Oberkörpers anspannen, jene Muskelgruppe, die meine Sportlehrerin in der

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