sus
alt,
aber wie ich Sie so kenne... erstaunlich, daß Sie ihn nicht gebracht haben.“
„Was für ein Witz?“
„,Die Einbeinige von den
Boulevards’! Das ist doch das Frauenskelett, das Kostenko sich zugelegt hat,
oder?“
„Ganz im Gegenteil!“ wundert
sich jetzt der Journalist. „Jedenfalls war das, was ich in seinem Zimmer
gesehen habe, komplett.“
„Sie haben’s gesehen?“
„Zusammen mit den Flics . Hab sogar ‘n Foto gemacht. Ist aber nicht
veröffentlicht worden. Oh...“
Plötzlich kapiert er, daß da
irgendwas nicht hinhaut. „Großer Gott, Burma. Was soll das heißen?“
„Weiß ich noch nicht. Werd aber versuchen, es rauszukriegen. Kein Wort davon in
der Presse, ja?“
Mein Freund kann es sich jedoch
nicht verkneifen, eins von der kräftigen Sorte in den Apparat zu spucken.
13
Ich weiß nicht warum, aber die
Rue de Mogador zwischen der Place de la Trinité und der Rue de la Victoire hat mich immer schon an
Marseille erinnert. Vor allem in der Morgensonne. Heute abend jedoch erinnert sie mich nur an die Rue de Mogador . Auch nicht schlecht. Ich liebe alles an der
Straße: ihr Theater, ihre Restaurants, ihre Bistros (vor dem Krieg gab es eins,
das Zu den Gangstern hieß), ihre Geschäfte und ihre guterzogenen Huren, die
dich mit „Guten Tag, Monsieur“ ansprechen. Ah! Die Huren in der Rue de Mogador ! Eben war von der „Einbeinigen von den Boulevards“
die Rede. Eine weitere Pariser Sehenswürdigkeit ist die „Lehrerin aus der Rue
de Mogador “. Sieht wie ‘ne pensionierte Lehrerin aus.
Lehrerin oder Frau vom Wohltätigkeitsverein, sie hat von beiden was an sich.
Graue Haare, Brille, unauffälliges Täschchen, strenge Kleidung... und dann ihr
Alter. Alles in allem wirkt sie wie ‘ne Kleinbürgerin, ‘ne Lieblingsoma oder
was es sonst noch so gibt. Wahrscheinlich hat sie sich auf Kunden mit
Ödipuskomplex spezialisiert. Erst als ich sie zu einer anderen, über deren
Gewerbe kein Zweifel bestand, sagen hörte: „Heute steht man sich die Beine in
den Bauch!“, hab ich kapiert, daß sie auch dazugehört. Vorher dachte ich, sie
würde auf den Bus warten.
Als ich heute abend durch die Rue de Mogador schlendere, tuschelt die Wohltätigkeitsdame gerade mit zwei Kolleginnen an der
Ecke Rue de la Victoire, vor einem geschlossenen Bastgeschäft. Ich komme näher,
und das Grüppchen löst sich auf. Eine von ihnen stellt sich mir in den Weg, die
beiden Brüste wie zu einem Raubüberfall auf mich gerichtet. Eine Straßenlaterne
leuchtet kosten- und schamlos ihr großzügiges Dekolleté aus.
„Guten Abend, Monsieur“,
flüstert die Kleine leise und vielversprechend.
„Guten Abend“, antworte ich.
Kurz darauf duzen wir uns,
tauschen die üblichen Sätze aus. Aber anscheinend läßt meine Begeisterung zu
wünschen übrig. Die Kleine versucht, mich auf Touren zu bringen.
„Ich mach dir die Nummer mit
dem Skelett“, lockt sie.
„Genau das Richtige für mich“,
hake ich sofort ein. „Bin nämlich hinter einem Skelett her. Hab von dem Russen
gehört, der eins bei sich zu Hause hatte, in der Rue Joubert .
Ich bin Journalist. Vielleicht hast du ja den komischen Kerl gekannt...“
„Vielleicht“, sagt sie
seufzend. „Du bist also Journalist?“
„Ja.“
Sie seufzt wieder.
„Hab ich ‘n Schwein.
Journalist. Also nichts zu machen, hm? Du kannst bestimmt jede Menge Starlets
haben...“
„Von wegen. Außerdem gehör ich
noch zur alten Schule. Aber sag mal... Was ist das, die Nummer mit dem
Skelett?“
„Hab ich nur so gesagt. Aus
Spaß. Und auch, weil ich den Kerl mit seinem Skelett von meinem Fenster aus oft
beobachtet hab. Als ich das zum ersten Mal sah, das Skelett, hatte ich ganz
schön Schiß .“
Ich komme zur Sache:
„Du siehst aber gar nicht aus
wie ‘n Skelett. Ganz im Gegenteil! Gehen wir zu dir? Ich bin so ‘ne Art
Freizeitarzt. Will mal sehen, ob dir was fehlt...“
Wir gehen in ihr Hotel. Kaum im
Zimmer, ziehe ich die Vorhänge zur Seite und reiß das Fenster auf.
„Hast du ‘n Knall?“ schimpft
das Mädchen.
„Halt die Luft an, Kleine. Wir
haben doch noch was an, oder? Und wer soll uns hier auf die... äh... Finger
gucken? Nichts als Dächer...“
„Egal. Ich will keinen Ärger.“
Sie knipst das Licht aus und
kommt zu mir ans Fenster.
„Du bist ‘n ganz Heißer, hm?“
„Geht so. Und wo ist die Bude
mit dem Skelett?“
„Was zahlst du für so was?“
eröffnet sie die Tarifrunde.
So einen wie mich hat sie
bestimmt noch nicht gesehen.
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