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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mich ja dumm und duslig mit Ihrem Blabla . Spielen Sie hier nicht den
Wanderprediger.“
    Er verbeugt sich unterwürfig.
    „Verzeihung... Ja, ich bin zu Goldy gegangen, neulich abends... Und als er mich einen
Moment alleinließ, hab ich alles durchsucht...“
    „...nach dem Diamanten.“
    „Ja. Er hat mich überrascht.
Natürlich hat er sofort verstanden. Wir haben uns angeschrien. Dann sind wir
handgreiflich geworden und... Ich wollte ihn nicht töten. Sie müssen mir
glauben! Ich wußte zwar, daß er ein schwaches Herz hatte, aber trotzdem... Es war
ein Unfall... ein schrecklicher Unfall.“
    „Und was war nach diesem...
Unfall?“
    „Ich hab mich aus dem Staub
gemacht, so schnell ich konnte... nicht mal um den Diamanten hab ich mich
gekümmert.“
    „ Goldy hatte ihn zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr.“
    „Oh! Das ist ja noch viel
tragischer. Jedenfalls war mir nach diesem... Unfall der Diamant scheißegal...
Gott sei dank hab ich die Spuren meines Besuchs
beseitigt... auch das Brillenglas, das bei unserer Prügelei kaputtgegangen war.
Dann bin ich abgehaun . Und seitdem stehe ich
Todesängste aus... vor allem, weil jemand die Polizei verständigt hat... Es sei
denn, das ist Bluff oder eine Erfindung von Journalisten...“
    „Wohl beides.“
    „Wie dem auch sei, ich hab
Angst, vor allem und jedem... besonders vor dem Tod... Rufen Sie schon die
Polizei...“
    „Aber nein, mein Lieber. Mit
diesem Herzen wär Goldy sowieso früher oder später
gestorben... egal. Aber jetzt weiß ich immer noch nicht, wieso Goldy angenommen hat, daß der Diamant aus Rußland stammte.“
    „Vielleicht hatte er
Anhaltspunkte, von denen er mir nichts erzählt hat.“
    „Kann sein.“
    „Und diese Russen, die Sie
suchen sollten, haben Sie sie gefunden?“
    „Nein.“
    „Hm. Na ja, ich hab Ihnen alles
gesagt... Was... was werden Sie jetzt tun?“
    „Sie mit Ihren Gewissensbissen
alleinlassen, Monsieur Rosen.“
    Ich werde bestimmt
wiederkommen. Ja, ganz bestimmt. Der alte Gauner hat mir nämlich doch nicht
alles gesagt. Ich werde ihn ‘ne Weile schmoren lassen und dann in die Rue
Papillon zurückkommen.

12
     
    Der nächste Tag ist ein
Sonntag. Ich geb mir frei. Am Montag tue ich so, als
sei ich Lebensmittelhändler oder Frisör. Erst Dienstag nachmittag will ich Abraham Rosen wieder
einen Besuch abstatten. In den zwei Tagen wird er wohl genug Zeit haben, um das
Für und Wider auf seinen empfindlichen Goldwaagen abzuwägen. Mehr als genug.
Aber dann am Dienstag beansprucht erst mal ein Kerl meine Aufmerksamkeit, den
ich nicht kenne. Hat großes Pech gehabt.
     
    * * *
     
    Hélène ist ganz aufgeregt, als
sie mit der Neuigkeit in mein Büro kommt.
    „Haben Sie Zeitung gelesen?“
    „Nein.“
    Sie gibt mir gleich einen
ganzen Stapel.
    „Diesmal ist sie nicht aus
Schaumgummi“, bemerkt sie. „Wer?“
    „Die Leiche.“
    „Welche Leiche?“
    „Die von Iwan Kostenko. Lesen
Sie...“
    Sie zeigt auf einen Artikel. Iwan
Kostenko, Aufzugmechaniker bei den Galeries Lafayette, ist in den Aufzugsschacht gefallen.“
    „Ja, und?“ frage ich.
    „Das ist ein Russe.“
    „Chruschtschow auch. Hat
Sonntag noch ‘ne Rede gehalten...“
    „Dank Marc Covet “,
sagt Hélène achselzuckend, „ist der Crépuscule beim ,Vermischten’ ohne Konkurrenz. Bringt immer etwas
mehr als alle andern. Hier, natürlich mit Fotos und so weiter.“
    Überschrift AUFZUGMECHANIKER
usw., darunter zwei Fotos: derselbe Mann in zwei verschiedenen Lebensphasen.
Auf dem ersten ist er noch jung, in Militäruniform. Auf dem zweiten ist er
älter und in Zivil.
    „Das ist er“, sagt Hélène. „Der
Russe von Sceaux . Hausdiener bei Natascha und Sonia.
Der Mann, der mir in der Nacht so große Angst eingejagt hat...“
    „Um Himmels willen, mein
Schatz! Irren Sie sich auch nicht?“
    „Geht doch gar nicht. Bei so
‘ner Visage... äh... so ‘nem Charakterkopf.“
    „Sagen Sie ruhig häßlich. Ist
kürzer und zutreffender. Aber hier steht was von
,Aufzugmechaniker “. Und gleichzeitig soll er Hausdiener in Sceaux gewesen sein?“
    „Muß wohl. Oder er hat noch
einen Zwillingsbruder...“
    „Davon steht nichts im Crépu . Will aber nichts heißen. Wie erklärt man sich seinen Tod?“
    Ich nehme das Blatt wieder in
die Hand.
    „Aha! Unfall oder Selbstmord.
Soll in der letzten Zeit etwas seltsam gewesen sein, sagen seine Kollegen...“
    „Oh, seltsam war er wohl!“
bemerkt Hélène. „So wie er da stand, unter dem Baum, mitten im

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