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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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„Reicht das?“ frage ich und geb ihr Geld. Ziemlich viel Geld. Sie zählt es und kriegt große Augen.
    „Teufel nochmal!“ wundert sie
sich und legt ihre Hand auf meinen Arm. „Was soll das?“
    „Kümmre dich nicht drum. Hab in
der Loterie nationale gewonnen.“
    Sie lacht.
    „Oder ‘ne Bank ausgeräumt, hm?
Ist mir auch scheißegal, aber... was muß ich denn dafür tun?“
    „Nichts.“
    „Nichts? Meinst du... gar
nichts?“
    „Überhaupt nichts. Jedenfalls
nicht das, was du denkst. Nur von Kostenko erzählen, dem Russen, wenn du ihn
gekannt hast oder von deinen Kolleginnen was über ihn gehört hast. Ich schreib
einen Artikel über den Fall. Deswegen bin ich heute abend hier.“
    „Ach ja? Also gut. Er war Kunde
bei mir...“
    Sie erzählt mir was über ihn.
Aber genausogut könnte ich zu meinem Frisör gehen.
War wirklich ‘ne komische Idee. Nicht gerade erstklassig. Gib’s zu, Nestor. Du wolltest dich nur bei ‘ner Hure rumdrücken. Kostenko war nur ein
scheinheiliger Vorwand.
    Wir lehnen beide zum Fenster
raus und halten unsere Nasen in den nächtlichen Frühlingswind von Paris. Hinter
einem Wald von Schornsteinen in Richtung Gare Saint-Lazare wechselt der Himmel
ständig die Farbe: rot, grün usw. Je nachdem, wie die verschiedenen
Leuchtreklamen an der Place du Havre aufleuchten oder verlöschen.
    „Na gut“, sage ich, als ich das
Gefühl habe, genug Zeit vertrödelt zu haben. „Ich hau mal ab.“
    Da fällt mir ein, daß ich immer
noch keine Antwort auf die Frage nach Kostenkos Zimmer habe. Ich stelle sie
noch einmal, obwohl es mir nicht mehr so wichtig scheint.
    „Da“, sagt das Mädchen und
streckt den Arm aus. „Großer Gott! Sag mal, das Skelett wird doch wohl
nicht...“
    „Was?“ frage ich.
    „Siehst du nicht? Da ist Licht,
bei ihm...“
     
    * * *
     
    Kostenkos Haus steht direkt
neben dem Stundenhotel. Glaub nicht, daß ich einfach so reinkomme. Aber
versuchen kann ich’s ja mal. Hier, wo das älteste Gewerbe der Welt ausgeübt
wird, haben viele Häuser keine automatischen Türöffner. Vielleicht befinden
sich in diesen Häusern Büros, vielleicht sind Concierges und Eigentümer mißtrauisch
und obendrein etwas gemein und wollen nicht, daß sich die Huren vor den Sitten
Wächtern in die Hausflure flüchten. Aber ich hab Glück. Kostenkos Haus gehört
nicht zu der ungastlichen Sorte, die den Mühseligen und Beladenen gegenüber so
hartherzig sind. Ich brauche nur auf den Klingelknopf zu drücken, und schon bin
ich drin. Als ich an der Conciergeloge vorbeigehe,
brumme ich nur irgendeinen Namen. Dann gehe ich hoch. Hier gibt es keinen
Aufzug. Für den Russen ‘ne willkommene Abwechslung zu seiner Arbeitsstelle. Auf
der Treppe frage ich mich, wen ich wohl dort oben antreffen werde. Die Flics bestimmt nicht. Dafür ist das Licht im Zimmer des
verstorbenen Aufzugmechanikers zu schwach. Das sieht nach heimlicher Operation
aus. Die Flics fassen nichts mit Samthandschuhen an.
Diskretion ist für die ein Fremdwort.
    Oben muß ich mich erst mal
orientieren. Licht gibt es nur bis zur dritten Etage. Ich reiße ein Streichholz
an und gehe auf leisen Sohlen an den Türen mit den Visitenkarten vorbei. Da!
Auf einem vergilbten Zettel steht es schwarz auf gelb: Iwan Kostenko.
    Ich lausche. Kein Ton, kein
Laut. Auch nicht leise. Also, hab ich vom Hotel aus Licht gesehen oder nicht?
Ist meine Freundin von eben etwa blind? Nein. Und hat sie sich im Fenster
geirrt? Bestimmt nicht. Das berühmte Skelett erinnert sie a n ihre
Arbeit. Genug gegrübelt! Wenn ich schon mal hier bin, dann muß auch was
passieren. Ich taste die Tür ab, suche einen Knopf, eine Klinke oder so was.
Nichts. Na schön, dann muß eben der Pfeifenreiniger her. Ich... Psst , Nestor! Hörst du nichts? Da drin ist jemand, alter
Freund. Hörst du nichts? Doch. Und was? Ein metallenes Geräusch. Wie ein... Das
werden wir gleich sehen. Ich hole mein Spezial-Pfeifenbesteck raus und quäle
das Türschloß . Es spielt mit. Vielleicht nicht so gut
wie Sophie Desmarets , aber es geht. Vorsichtig
schiebe ich die Tür auf. Im Zimmer ist es tatsächlich dunkel! Ich nehm die Kanone in die Hand. Und jetzt, aufgepaßt! Ich muß
dran denken, was mir neulich in der Rue Payen im 15.
Arrondissement passiert ist. Ich gehe in eine dunkle Bude, wie diese hier.
Hinter der Tür steht einer, und kaum bin ich drin: Peng !, haut er mir eins auf die Rübe. Wie so oft! Jetzt stoße ich die Tür weit und
heftig auf, dreh mich um und schlag sie wieder zu.

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