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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gewissen Madame S. In
Wirklichkeit ist gar nichts dran an dieser Aussage. Aber die Frage nach dem
Doppelleben des Aufzugmechanikers belebt den Artikel.
     
    Madame S. hat der Polizei
erklärt, sie habe Iwan Kostenko gekannt. Er habe bei ihr die drei Wochen Urlaub
verbracht. Madame S. kannte Kostenko seit langem. Sie ist die Witwe eines
Obersten des Zaren, der ein enger Vertrauter von General Goropoff war. „Vor drei Wochen “, erklärte Madame S., „hat mich Kostenko besucht, nachdem ich ihn lange aus
den Augen verloren hatte. Ich weiß nicht, woher er meine Adresse hatte.
(Zwischenbemerkung von Covet : Das war kein
Kunststück. Madame S. nimmt in der Pariser Gesellschaft einen exponierten Platz
ein.) Kostenko hat mich gebeten, ihm Arbeit zu verschaffen. Zufällig benötigte
ich eine Arbeitskraft in meinem Hause. Ich ahnte nicht, daß er bei den Galeries beschäftigt war.“‘ Über Kostenkos Verhalten
befragt, sagte Madame S., ihr Landsmann habe auf sie manchmal einen sonderbar
gehetzten Eindruck gemacht. „Das hat mich aber nicht weiter erstaunt“, sagte
Madame S. noch. „Wir aus dem alten Rußland sind alle
etwas sonderbar. Wir haben so sehr unter den Ereignissen gelitten...“
     
    „Das hat sie mir auch gesagt“,
wirft Hélène ein.
     
    Letzten Freitag, erklärte
Madame S. weiter, sei Kostenko weggefahren, in die Provinz, wie er gesagt habe.
Er sei ihr nicht sonderbarer als sonst vorgekommen. Ohne an Selbstmord zu
zweifeln, drängt sich die Frage auf: Wurde Kostenko tatsächlich gehetzt? Wurde
er von irgend jemandem verfolgt ? Hat ersieh bei Madame S.
versteckt? Und ist er seinen Feinden in die Hände gefallen, als er dachte, die
Gefahr sei vorüber?
     
    Covet ist von seinen Fragen selbst
nicht besonders überzeugt. Das merkt man. Aber nicht jeden Tag läuft einem ein
Weißrusse vor die Schreibmaschine. Die werden immer seltener. Einer nach dem
andern stirbt. Wie der letzte Kürassier von Reischoffen .
Bald wird keiner mehr übrig sein. Vor allem keiner, der den General Goropoff Wiedererstehen läßt, dazu die GPU und den ganzen
Zauber, bei dem Moskau Hand in Hand mit deutschen Stiefeln marschierte.
    „A propos GPU“, sage ich laut. „Haben Sie auch das kommunistische Blatt?“
    Hélène zieht es aus dem Stapel
und reicht es mir. Ich lese:
     
    Durch den Selbstmord eines
Ex-Weißgardisten, eines abartigen Sonderlings, der, was die Polizei
herausgefunden hat, mit Skeletten handelte, sieht sich die korrupte bürgerliche
Presse veranlaßt, Geschichten auszugraben, die von den Arbeitern aller Länder
schon seit langem der Gerechtigkeit zugeführt wurden. Dieser Kostenko war
anscheinend der Adjutant von General Goropoff , dem
„hüftenschwingenden Helden“, wie ihn das Emigrantengesindel nannte, dessen
Verschwinden...“
     
    Das bringt mich nicht weiter.
Ich laß es damit gut sein, zünde mir eine Pfeife an und trinke einen Schluck.
    „Und nun?“ fragt mich Hélène,
meine hübsche Sekretärin.
    „Nun frage ich mich, was er mit
einem Skelett wollte, unser Kostenko.“
    Ich schnappe mir das Telefon
und rufe den Crépu an.
    „Marc Covet ,
bitte.“
    „Moment...“
    „ Jaaa ?“
knurrt mein Freund, der Alkoholexperte.
    „Hier Nestor Burma.“
    „Oh, Salut !“
    „ Salut . Ich interessiere mich für
diesen Kostenko. Sagen Sie... Was sollen die Fragen in Ihrem Artikel? Vor allem
zum Schluß...“
    „Schmückendes Beiwerk. Aber
vielleicht hab ich da irgendwas angetippt, ohne es zu wollen? Wenn Sie sich für
die Geschichte interessieren...“
    „Nur weil sie originell ist.
Also, was ist das für ein Skelett?“
    „Ein Skelett eben.“
    „Was wollte er damit?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht hat
es ihn an seine Jugend erinnert. Der Kerl hat immer von der Vergangenheit
gefaselt. Weiß ich von seinen Arbeitskollegen. Hat nämlich früher mal Medizin
studiert.“
    „Scheiße! Stimmt. Daran hab ich
nicht mehr gedacht. Was anderes: hab gelesen, daß General Goropoff ,Der hüftenschwingende Held’ genannt wurde. War er so was wie ‘ne männliche Marilyn
Monroe?“
    „Flacher, außerdem mit Bart.
Hieß auch ,Der Glorreiche mit dem Hinkebein’.“
    „Aha! Der Mann mit dem
Klumpfuß, hm? Der hat uns noch gefehlt. Und warum Hüftschwung und Hinkebein?“
    „Hat gegen die Roten gekämpft
und wurde am Bein verwundet.“
    „Tja, das reicht fürs Hinken,
allerdings. Um wieder aufs Skelett zurückzukommen: Sie haben den Schuß nicht
gehört!“
    „Welchen Schuß?“
    „Ich weiß, der Witz ist

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