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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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besser sein, aber wir sind hier nicht
bei einem Fotowettbewerb. Das Skelett hat jedenfalls zwei Beine. Vielleicht
nicht ganz komplett, aber es hängen bestimmt mehr Knochen dran als an dem, das
ich letzte Nacht gesehen habe. Natürlich werd ich Covet nichts von meinem kleinen Ausflug in die Rue Joubert erzählen.
    „Kein Zweifel“, sage ich und geb ihm das Foto zurück. „Das ist kein einbeiniges Skelett.
Nur: das Skelett, das in dem Auktionshaus verkauft wurde, hatte nur ein Bein.
Und Kostenko hat sein Gerippe in genau diesem Auktionshaus gekauft.“
    „Ja. Und was heißt das?“
    „Wie ich Ihnen gestern schon am
Telefon gesagt habe: keine Ahnung. Vielleicht heißt das ja nur, daß die in der
Rue Drouot einen ganzen Friedhofsbestand auf den
Markt geworfen haben.“
    Marc Covet steckt sich eine Zigarette ins Gesicht.
    „Das wüßte ich. Schon über das
mit dem einen Bein ist genug gequatscht worden.“
    „Weil das ‘ne Kuriosität war.
Ein komplettes Skelett ist banaler, alltäglicher, uninteressanter.“
    Lächelnd schüttelt mein Freund
den Kopf.
    „Nein. Auch komplette Skelette
laufen einem nicht ständig über den Weg.“
    „Stattgegeben. Hat Kostenko das
Gerippe tatsächlich in dem Auktionshaus gekauft?“
    „Man hat bei ihm eine
entsprechende Quittung gefunden.“
    „Lassen wir die Knochen“, sage ich
achselzuckend. „Ist sowieso praktisch nichts dran. Was gibt’s sonst Neues? Hab
bemerkt, daß die Zeitungen — Ihre auch — nichts mehr über den Fall schreiben.
Auf Anweisung, oder gibt’s nichts mehr zu schreiben?“
    „Es gibt nichts mehr. Man
könnte sich natürlich noch ‘ne Menge aus den Fingern saugen, kein Problem. Aber
wir haben keinen Platz. Von den Flics hat’s
jedenfalls keine Anweisungen gegeben. Quält sie wohl nicht besonders, der Fall.
Vermuten keine sensationellen Verwicklungen dahinter. Offensichtlich sind Sie
anderer Meinung, hm?“
    „Keine Ahnung, wie gesagt...
ich tappe noch im dunkeln... Aber a propos ,aus den Fingern saugen’: das mit Kostenkos wichtiger
Aussage bei General Goropoffs Verschwinden, war das
aus den Fingern gesaugt, oder beruht das auf ‘ner ordentlichen Quelle? Mußte
nämlich dran denken, daß trotz der ,wichtigen Aussage“
der Fall damals nie aufgeklärt wurde.“
    „Etwas Bluff war schon dabei“,
gibt Covet zu.
    Er zündet sich eine neue
Zigarette an der Kippe der alten an.
    „Hab meine Quelle nicht
überprüft. Aber es ist nicht so wichtig. Also hab ich’s heute nicht
richtiggestellt. Wie gesagt, wir haben Platzprobleme. Hab mich bei den Flics erkundigt. Also, folgendes ist 1939 passiert:
Kostenko ist zu ihnen gekommen, um auszusagen…“
    „Weil er in der Nähe des
Verschwundenen gelebt hatte?“
    „Ja.“
    „Aber da war er doch nicht der
einzige?“
    „Natürlich nicht. Und darum hat
man ihm auch nicht zugehört.“
    „Ach! Er hat gar nicht
ausgesagt?“
    „Nicht sofort. Vorher kamen
noch viele Emigranten dran. Standen Schlange.“
    „Der Rangfolge nach?“
    „So ungefähr. Und die Flics wurden müde. Hatten so langsam die Schnauze voll von
den Weißrussen und ihren Geschichten. Sechs oder sieben Monate hatten sie’s
sich schon anhören müssen. Und außerdem verfolgten sie gerade ‘ne wirklich
heiße Spur. Die führte sie zur ,Maria Oulianowa ’. Der sowjetische Frachter lag in Le Havre vor
Anker.“
    „Aber weiter führte die Spur
nicht, wenn ich mich recht erinnere.“
    „Sie erinnern sich recht“,
stimmt Covet mir zu.
    „Also, die Ermittlungen
dauerten schon mehr als sechs Monate, als Kostenko auftauchte? Man kann
wirklich nicht sagen, daß er ein übereifriger Zeuge war, hm?“
    „Nun, eigentlich... hab ich’s
Ihnen nicht erzählt? Er war ganz zu Anfang schon gehört worden, wie alle
Angehörigen
    - oder sozusagen Angehörigen —
des Generals. Aber es war nichts Gescheites dabei rausgekommen. Nicht
anzunehmen, daß jetzt mehr rauskommen würde. Kostenko ließ aber nicht locker.
Hatte wahrscheinlich inzwischen Klatschgeschichten gehört und wollte sie
weitergeben.“
    „Klatschgeschichten?“
    „Die von der Sicherheitspolizei
wurden damit bombardiert. Sind sie ja auch gewohnt, oder? Die Vereinigung der
Russen war nichts als Fassade. All diese übriggebliebenen Helden erschwerten
die Arbeit der Justiz mehr als alles andere, mit ihren Streitereien,
Richtungskämpfen, Gruppenrivalitäten und Verschwörungen. Sie waren gezwungen,
nicht zuviel von ihren Aktivitäten auszuplaudern.
Kurz und gut, Kostenko wurde nicht

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