sus
mitgeboten?“
„Ja und nein. Wissen Sie, wer
ist schon bekloppt genug, um wirklich diese Knochen mit nach Hause zu schleppen.
Außer dem Russen. Aber zum Spaß... Einige haben mitgeboten. Dann hat aber der
Russe die Frau gekriegt.“
„Das Skelett stammte also von
einer Frau?“
„Sagen die Experten, ja.“
„Mit einem Bein, glaub ich.“
„Nur eins, ja.“
„Und das wollte der Russe unbedingt
haben? Das Skelett, meine ich...“
„Unbedingt.“
„Hat er viel dafür bezahlt?“
Der Junge kramt in seinen
Erinnerungen, holt eine Zahl hervor. Für einen Aufzugmechaniker durchaus
erschwinglich, aber trotzdem nicht geschenkt. Fazit: Kostenko wollte dieses
Skelett haben. Ein wandlungsfähiges Skelett. Fregoli von den Katakomben. Mal mit zwei Beinen, mal mit einem... Noch ein Geheimnis.
„Ist das ein gängiger Artikel?“
„Artikel? Sie meinen Skelette?“
„Ja. Wird so was hier oft
versteigert?“
„Nein. Das war das erste.“
„Woher stammte es?“
„Keine Ahnung.“
„Könnten Sie’s rauskriegen?“
„Klar.“
„Gut, dann komm ich wieder
vorbei.“
„Wann Sie wollen.“
Ich gebe ihm die Hand.
„Auf Wiedersehn. Und vielen
Dank.“
„Wiedersehn, Monsieur.“
Am Ausgang hängen Anschläge.
Mir springt ein Wort in die Augen: Diamanten. Sollten die Klunker so was wie
‘ne Nationalität besitzen, müßte das hier vermerkt sein. Fehlanzeige. Aber es
gibt auch noch andere Anschläge, zum Beispiel: Versteigerung der Sammlung
von Monsieur Honoré Lefort am 7. März... u.a. auch einige Diamanten
russischer Herkunft, insbesondere... Ich lese nicht mehr weiter, gehe
wieder zurück zu meinem Informanten.
„Bin schon wieder da. Sie
wissen doch so gut Bescheid... kennen Sie sich auch mit Diamanten aus?“
„Nein. Aber ich kenn jemanden,
der sich auskennt. Monsieur Denis. Werd mal
nachsehen, ob er da ist. Warten Sie?“ Ich warte. Kurz darauf kommt er zurück.
Monsieur Denis ist da. Wir gehen zu ihm. Ein Mann von knapp dreißig Jahren,
liebenswürdig, spöttischer Blick. Nach den üblichen Floskeln komme ich zur
Sache:
„Hab grade gelesen, daß vor
kurzem die Diamantensammlung eines gewissen Lefort verkauft wurde. Russische
Diamanten, steht da. Woran erkennt man, ob so’n Steinchen russisch ist oder nicht?“
Monsieur Denis lächelt.
„Oh! Im Fall Lefort war das
nicht schwierig. Zwei davon sind seit 1925 in Fachbüchern beschrieben.“
„Beschrieben? Waren die
gestohlen?“
„Ja und nein. Hängt von der
politischen Richtung ab. Um 1925 haben die Bolschewiken die Kronjuwelen des Zaren ,gewaschen’ . Das hat gewissen politischen Kreisen in
der übrigen Welt nicht gepaßt . Um den Roten einen
Strich durch die Rechnung zu machen, haben Fachzeitschriften Fotos und
detaillierte Beschreibungen der Juwelen der Zarenfamilie veröffentlicht. Einige
Stücke wurden verändert, und es begann ein lebhafter Handel auf den
Weltmärkten. Natürlich auch in Paris. Monsieur Lefort gehörte zu den besessenen
Sammlern. Scheute vor nichts zurück, um an das goldene Kalb zu kommen, das
Stück mit Seltenheitswert, das einzige Original auf der Welt. Auch wenn er sich
nur heimlich dran freuen konnte. Wie er’s geschafft hat, weiß ich nicht,
jedenfalls hat er’s damals geschafft, sich zwei völlig intakte Stücke an Land
zu ziehen. Und die haben wir neulich versteigert.“
„Neulich, also am 7. März?“
„Ja, am 7. März.“
„Am selben Tag, als in einem
anderen Saal das einbeinige Skelett einer Frau ersteigert wurde.“
„Ja“, bestätigt Monsieur Denis
lachend. „Wir haben das den Tag der Russen getauft. Sie wissen doch bestimmt,
daß ein Russe das Skelett gekauft hat, nicht wahr?“
„Hoffentlich war das nicht das
Skelett der Zarin. Dann wär der Witz komplett.“
Er hört auf zu lachen.
„Ein etwas makabrer Scherz“,
sagt er gezwungen.
„Und respektlos.
Entschuldigung. Übrigens, kennen Sie einen Diamantenhändler namens Rosenthal?“
„Viereinhalb, um genau zu
sein.“ Jetzt kommt sein Humor wieder durch. „Vier, die Rosenthal heißen, und
einer, der nur Rosen heißt.“
„Das ist genau der, den ich
meine. Rue Papillon, stimmt’s?“
„Ja.“
„Würden Sie ihn als Experten
bezeichnen?“
„Unbedingt. Und dann gibt es
die Fachbücher und Zeitschriften. Das hilft. Aber davon abgesehen, ist Rosen
ein wirklicher Experte. Könnte an anderer Stelle stehen, als er’s tut. Wenn er
nicht einen Schuß krimineller Energie hätte.“
„Hat er die?“
„Etwas. Wissen Sie,
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