sus
aber unzweifelhaft
eine Silberplatte, die in der Chirurgie verwendet wird. Der Oberschenkelknochen
des Generals.“
„Nur der Oberschenkel? Und der
Rest?“
„Der Knochen einer unbekannten
Schönen, vielleicht so schön wie Hélène. Die von Troja oder die andere. So
schön wie die Lollobrigida und die Bardot zusammen. Kostenko hat das Skelett
ersteigert. Bißchen plem-plem das Ganze, bescheuert.
Vergessen wir nicht, daß Kostenko trotzdem etwas verrückt war! Wollte die
Vergangenheit heraufbeschwören, sah sich wieder als jungen Medizinstudenten mit
glänzender Zukunft... als Aufzugmechaniker.“
„Aber, verdammt noch mal! Der
Knochen! Goropoffs Oberschenkel?“
„Irgendwo hervorgezaubert und
am Skelett befestigt. Das mit dem Skelett war wohl ‘ne Art Schicksalskauf. Von
da an hatte Kostenko nichts als Ärger am Hals... bis er ihn sich gebrochen
hat.“
„Hm... irgendwo
hervorgezaubert?“
„Ja.“
„Wo, Burma? Wo? Verdammt, Sie
wissen viel mehr, als sie zugeben, stimmt’s?“
„Viel mehr“, seufze ich. „Sie
sehen, es macht mich nicht glücklich. Wissen ist Macht, sagt man. Aber ich weiß
nicht, was ich machen soll. Geht mich eigentlich gar nichts an, der ganze
Scheiß. Und Lieferant für den Henker... ist nicht meine Welt. Nein, alter
Freund, ich sag nicht, was ich weiß. Wir wollen nicht Schicksal spielen. Nitschewo . Mit Lopukjins Brief und Goropoffs Schenkel können Sie doch schon
‘ne Menge anfangen, oder?“
„Klar.“
„Ich mache nicht mehr mit.
Schreiben Sie Ihren Artikel, oder schreiben Sie ihn nicht. Mir soli’s egal sein.“
„Ich schreibe ihn.“
„ Nitschewo .“
Kaum habe ich sein Büro
verlassen, als das Telefon klingelt. Covet ruft mich
zurück.
„Hélène ist dran. Hatte schon
eben angerufen. Bei dem ganzen Theater hab ich’s vergessen.“
Ich nehme den Hörer.
„Hallo?“
„Endlich“, ruft Hélène. „Ich
bin im Büro. Kommen Sie? Ich... na ja, werd Ihnen
gleich alles erzählen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Da sind Sie nicht die einzige.
Bis gleich.“
* * *
„Sonia Perowskaia ist dabei, eine Riesendummheit zu machen“, sagt Hélène.
„Eine mehr oder weniger“,
antworte ich achselzuckend. „Seien Sie nicht so herzlos. Ich weiß nicht, ob es
Mitleid ist oder so... Na ja, sie ist mir sympathisch.“
„Und welche Dummheit will sie
machen?“
„Sie ist drauf und dran,
Natascha den Diamantendiebstahl zu beichten. Das macht mich wütend. Jetzt hat
diese Frau — mit Ihrer Hilfe — nichts mehr von dem Erpresser zu befürchten, und
da muß sie sich unbedingt auf andere Weise quälen. Kaum zu glauben.“
„Wohl ‘n slawischer Tick. Lust
am Unglück. Wie haben Sie von diesem Blödsinn erfahren?“
„Sie hat mich angerufen. Ich
kam gerade ins Büro.“
„Waren Sie bei Ihrem
Geliebten?“
„Hören Sie auf! Mir ist nicht
nach Scherzen zumute.“
„Mir auch nicht. Weiter.“
„Sie wollte meinen Rat.
Anscheinend hat Natascha bemerkt, daß ihr ein Diamant fehlt. Sie beschuldigt
Olga, die alte Köchin. Deshalb will Sonia ihr alles erzählen. Auch wenn sie
mich wieder für ein Miststück hält, ich habe ihr geraten, das bleiben zu
lassen. Nur... sie ist mehr oder weniger wild entschlossen. Dieses dumme Weib!
Ruft mich an und bittet mich um Rat und will sich von ihrem Entschluß nicht
abbringen lassen.“
„Schicksal.“
„Sie hat abrupt aufgelegt. Ich
war ganz benommen. Dann hab ich nachgedacht und bin zum Boulevard Haussmann
gegangen. Die Angestellte ließ gerade das Gitter runter. Natascha und Sonia
waren schon nach Sceaux gefahren.“
Ich stehe auf.
„Na, dann wollen wir mal
hinterherfahren.“
„Nach Sceaux ?“
„Ja.“
„Aber wie wollen wir
erklären...“
„Das wird sich finden. Jetzt
hat das Schicksal das Sagen.“
* * *
Als ich am Boulevard Jean- Bouret vor der Nummer 21 halte, habe ich sämtliche
Geschwindigkeitsrekorde gebrochen. Die Nacht bricht herein. In den herrlichen
Bäumen hinterm Haus geben die Vögel ihren letzten Triller von sich, bevor sie
sich ins Nest legen. Ich ziehe an der Glocke und stoße gleichzeitig das Törchen
auf. Wir gehen über den Kiesweg aufs Haus zu. Eine dunkle Gestalt erscheint auf
der Außentreppe.
„Natascha“, informiert mich
Hélène.
Unser Besuch scheint die
Hausherrin nicht übermäßig zu begeistern.
„Guten Abend, Madame“, sagt
Hélène. „Darf ich Ihnen einen meiner Freunde...“
„Guten Abend“, unterbricht die
Russin schroff.
Sie sieht mich
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