Susan Mallery - Bakery Sister - 03
wusste, was sie von alledem halten sollte, Jesses Geschäftsplan, der Brand und wie sie – Nicole – sich anscheinend in eine Zicke verwandelt hatte.
„Sie ist meine Schwester. Natürlich liebe ich sie. Warum verhalte ich mich dann so?“
„Weil du Angst davor hast, noch einmal verletzt zu werden.“
Verblüfft starrte Nicole ihn an. „Wie bitte?“
„Sie hat dir wehgetan, als sie damals weggegangen ist. Was, wenn sie dich noch einmal verlässt? Also hältst du dich lieber zurück. Du hattest schon immer ein großzügiges Herz, Nicole. Deshalb liebst du auch so stark. Aber du hast Angst.“
War das die Erklärung? War es so einfach? War es tatsächlich bloß die Angst davor, noch einmal von Jesse abgelehnt zu werden?
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Seit wann bist du so klug?“
„Seit ungefähr achtzehn Monaten. Es war ein Donnerstag.
Sie lachte, und das half ihr, die Tränen unter Kontrolle zu bringen. „Ich vermisse es so, dich nicht mehr in meiner Nähe zu haben, und jetzt gehst du auch noch nach Dallas. Was soll das?“
„Du weißt doch, wie viel sie mir gezahlt haben.“
„Damit willst du also sagen, dass man dich kaufen kann?“
Er grinste. „Aber mit Sicherheit.“
„Ich bin so stolz auf dich, Raoul.“
Er drückte ihr die Hand.
Sie wischte sich übers Gesicht. „Okay, genug von meinen Problemen. Hast du eine Freundin? Die letzte, die du mit nach Hause gebracht hast, war für meinen Geschmack viel zu hochnäsig. Kannst du denn nicht mal eine nette finden?“
„Du glaubst ja doch nicht, dass es eine gibt, die gut genug für mich ist.“
„Da magst du recht haben. Aber wir können doch immer auf ein Wunder hoffen.“
Jesse ging durch die Küche und zeigte dabei auf die verschiedenen Gegenstände. „Hier backen wir vor allem die Kuchen. Sie sind sehr arbeitsintensiv, und diese Öfen sind einfach besser.“
Claire warf einen Blick über die Straße zu dem kleinen Sandwichladen. „Und die Brownies backt ihr wirklich da drüben?“
Jesse grinste. „Dafür sind die Backöfen dort geradezu perfekt. Sie haben eine gleichmäßige Hitze, und die Roste stecken enger beieinander, was kein Problem ist, denn die Brownies sind ja flach. Drüben werden sie gebacken, dann lassen wir sie abkühlen und bringen sie um sechs Uhr morgens durch den Verkehr.“
Claire erschrak. „Sag mir sofort, dass jeder die Straße an der Ecke dort überquert.“
Jesse lachte und tätschelte ihren Arm. „Du machst dir immer viel zu viel Sorgen.“
Sie gingen in den vorderen Bereich des gemieteten Restaurants, wo wie immer das kontrollierte Chaos herrschte. „Der gesamte Versand und die Annahme der Bestellungen werden hier erledigt. Die meisten unserer Bestellungen kommen online rein, was viel einfacher ist, als das Telefon zu beantworten. Wir haben unsere Spezialkartons und unser Verpackungsmaterial. Die fertigen Pakete stapeln wir dann dort drüben.“
Claire drehte sich langsam im Kreis. „Sehr beeindruckend. Ich kann gar nicht glauben, wie schnell ihr das alles auf die Beine gestellt habt.“
„Ich weiß. Es war fantastisch. Normalerweise würde man nach einem solchen Brand das Geschäft schließen müssen oder zumindest doch Leute entlassen. Wir dagegen haben zusätzliche Kräfte eingestellt. Das Geschäft läuft prima. Dadurch, dass wir uns auf wenige Produkte reduziert haben, konnten wir die notwendigen Investitionen runterfahren und bekommen einen höheren Rabatt, weil wir wenige Artikel in großen Mengen beziehen.“
Jesse holte Luft, und Claire nickte, wirkte jedoch etwas ausdruckslos. „Ich habe dich wohl unterwegs verloren“, zog Jesse sie auf. „Das ist ja auch wirklich nicht dein Ding.“
„Nein, es ist fantastisch.“ Aber dann zuckte Claire die Achseln und meinte: „Okay. Vielleicht auch nicht. Vermutlich liegt mir die Bäckerei doch nicht so im Blut, wie ich immer glauben wollte.“
„Es sei dir verziehen. Ich könnte niemals Klavier spielen.“
Oft schon hatte Jesse sich gefragt, welch eigenartige Marotte der DNA dafür verantwortlich war, dass aus ihrer Schwester eine solch brillante Pianistin werden konnte. Wie war das möglich? Stand ein Plan dahinter, oder war es nur einer dieser Zufälle?
Claire nahm eins der Bestellformulare in die Hand. „Ich kann gar nicht fassen, wie du das alles so schnell auf die Beine stellen konntest.“
„Da bist du nicht die Einzige.“ Jesse hielt beide Hände hoch. „Entschuldigung. Tu einfach so, als hätte ich das nicht
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