Susan Mallery - Bakery Sister - 03
dekorativen Kränze, was Jesse stutzig machte. Vielleicht hatte sie ja doch das falsche Haus erwischt, denn Nicole war eigentlich nicht der Typ für solche Kränze. Nun, vielleicht hatte sie sich ja geändert.
Jesse versuchte, sich das vorzustellen, aber es gelang ihr nicht. Dennoch, in den fünf Jahren, die sie weg gewesen war, hatte ihre Schwester nicht nur geheiratet – eine Hochzeit, zu der Jesse nicht eingeladen gewesen war -, sondern auch einen Sohn und zwei Mädchen bekommen, ein Zwillingspärchen. Die Information hatte sie, mit herzlichen Grüßen, von Nicoles Zwillingsschwester Claire erhalten, der Schwester, die Jesse nie wirklich gekannt hatte.
Sie parkte auf der Straße und zog weitere Fotos aus der Handtasche. Nicole davon zu überzeugen, wer der Vater ihres Kindes war, war für Jesse fast ebenso wichtig, wie Matt zu überzeugen, wenn auch aus völlig anderen Gründen.
Sie stieg aus dem Wagen und nahm den Hauptweg zum Haus. Als sie sich der Haustür näherte, fielen ihre Schultern nach vorne. Die alten Gefühle, von denen sie geglaubt hatte, sie längst überwunden zu haben, stellten sich wieder ein. Diese Stimmen, die ihr sagten, dass sie nichts anderes war als eine Versagerin. Dass sie alles zerstörte, was sie anrührte. Dass sie nichts zu schätzen wusste.
„Schluss damit!“, sagte sie laut und blieb vor der Treppe stehen. „Ich bin nicht mehr diese Person.“
Und das war sie auch nicht. Sie war erwachsen geworden und hatte sich verändert. Sie hatte Verantwortung übernommen, eine alleinerziehende Mutter, die es ohne Hilfe geschafft hatte. Als Jesse damals gegangen war, hatte Nicole behauptet, sie würde innerhalb weniger Wochen wieder angekrochen kommen. Das war nicht geschehen.
Also nahm sie die Schultern zurück, hob das Kinn, ging die Treppe hinauf, drückte auf die Klingel und wartete.
Drinnen hörte sie jemanden etwas rufen, und dann Fußgetrappel. Ruckweise ging die Haustür auf und ein kleiner Junge starrte zu ihr herauf.
„Wer bist du?“, fragte er laut, denn seine Stimme musste sich gegen Babygeschrei durchsetzen. Wie es aussah, waren beide Zwillinge wach und gar nicht glücklich.
„Eric, ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht an die Tür gehen, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Und frag die Leute nicht, wer sie sind.“
Wie seine Mom hatte Eric blondes Haar und blaue Augen. Er war so groß wie Gabe und musste ungefähr im selben Alter sein. Er seufzte und wandte sich an Jesse.
„Ich soll nicht allein die Haustür aufmachen.“
„Das habe ich gehört. Vielleicht willst du deine Mom ja mal holen.“
„Bin schon da“, sagte Nicole und kam mit einem Baby auf dem Arm um die Ecke. „Was kann ich für Sie …“
Abrupt blieb sie stehen. Sie riss die Augen auf, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht.
„Hi,“ grüßte Jesse, die sich schrecklich fühlte und keineswegs sicher war, willkommen zu sein. „Es ist lange her.“
Nicole starrte sie an. „Jesse?“
„Ja, ich bin’s.“
„Ich kann’s nicht glauben.“ Von Weitem war zu hören, wie ein Baby fortwährend schrie. Nicole warf einen Blick in die Richtung. „Das ist Molly. Ich kann sie unmöglich beide auf den Arm nehmen, auch wenn es nötig wäre. Hawk ist nicht in der Stadt. Er wollte eigentlich nicht weg, aber den Trip hatte er mit Brittany schon lange geplant. Sie wollen ihren Collegeabschluss feiern, und es schien einfach nicht fair zu sein, das abzublasen, nur weil ich Zwillinge habe, die nicht schlafen wollen.“ Sie schaukelte das plärrende Baby in ihren Armen und wirkte verzweifelt.
„Ich kann dir helfen“, sagte Jesse und trat ins Haus, ohne dazu aufgefordert zu sein. „Lass mich die hier nehmen.“
„Bist du sicher?“, fragte Nicole, die ihr das Baby offensichtlich nur ungern überlassen wollte.
„Ich habe selbst eins großgezogen“, antwortete Jesse.
„Stimmt. Sicher. Hier.“
Jesse nahm das eingewickelte Baby und lächelte es von oben an. „Hallo, du hübsches Mädchen. Wie geht es dir? Hältst du deine Mom auf Trab? Sie wird sich das merken und dich dann später dafür bestrafen. Darüber solltest du mal gut nachdenken.“
Die Augen des Kindes blieben an ihrem Gesicht hängen und schlössen sich dann langsam. Nicole zögerte einen Augenblick, bevor sie in den hinteren Teil des Hauses ging, um Molly zu holen. Eric starrte Jesse an.
„Wer bist du?“, fragt er noch einmal.
„Ich bin deine Tante Jesse“, antwortete sie, schloss die Haustür und folgte ihm in ein Wohnzimmer,
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