Susan Mallery - Bakery Sister - 03
verdienen.“
Erstaunt zog Nicole die Augenbrauen hoch. „Und das bedeutet was? Willst du einen Job? Ich dachte, du hasst es, in der Bäckerei zu arbeiten.“
Ein Job? So weit hatte Jesse noch gar nicht gedacht, aber mit Sicherheit würde sie das Geld gut gebrauchen können. „Ein Job wäre prima. Aber ich habe noch etwas anderes zu bieten. Ein Rezept für Brownies. Zwei Jahre lang habe ich immer weiter daran gearbeitet, es zu verfeinern. Jetzt ist es endlich fertig. Es ist besser als irgendetwas anderes, was es zurzeit gibt.“
Nicole wirkte nicht überzeugt.
Jesse kämpfte mit ihrer Enttäuschung und gegen die Stimme, die ihr einflüsterte, dass ihre Schwester nie etwas anderes als eine Versagerin in ihr sehen würde. Es war ja auch tatsächlich so – sie selbst mochte ja wissen, wie sehr sie sich verändert hatte, Nicole aber musste erst noch davon überzeugt werden. Das war in Ordnung. Vorläufig hatte Jesse schließlich auch nicht vor, irgendwo anders hinzugehen.
„Ich werde mal ein paar backen“, sagte sie ihr. „Dann können wir einen Termin für eine Kostprobe vereinbaren.“
„In Ordnung. Aber wenn sie doch so gut sind, warum hast du dann nicht dein eigenes Geschäft damit gestartet?“
Eine echte Frage oder Kritik? Jesse war sich nicht sicher. Vor fünf Jahren hatte sie einmal das Rezept für die berühmte Keyes Schokoladentorte genommen, die Kuchen in einer angemieteten Küche gebacken und sie dann online verkauft. Nicole hatte getobt, Jesse angezeigt und ihre kleine Schwester damit ins Gefängnis gebracht.
„Sie sind so gut“, sagte sie ruhig. „Ich hätte mit dem Verkauf alleine loslegen können, aber ich wollte sie in die Bäckerei einbringen. Ich habe dir doch gesagt, ich bin daran interessiert, mir meinen Wiedereinstieg zu verdienen.“
Offensichtlich wenig überzeugt sah Nicole sie nur durchdringend an. Jesse nahm das als Hinweis, dass sie sich verabschieden sollte.
„Ich werde dich anrufen“, sagte sie, während sie zur Tür ging. „Dann können wir eine Zeit ausmachen, die dir passt.“
„Wie kann ich dich erreichen?“, wollte Nicole wissen.
Die Frage gab Jesse Hoffnung. Vielleicht hatte ihre Schwester sie ja doch noch nicht ganz aufgegeben. „Meine Handynummer steht auf den Fotos.“
„Oh. Okay.“
Jesse hatte die Haustür schon erreicht, als Nicole ihr noch nachrief: „Warte!“
Jesse drehte sich um.
„Danke dafür, dass du mir mit den Zwillingen geholfen hast. Normalerweise habe ich das alles besser im Griff.“
„Babys sind richtige Dickköpfe“, antwortete Jesse, die sich freute, dass sie helfen konnte. „Ich melde mich bald.“
„Okay. Tschüs.“
Als Jesse zu ihrem Auto zurückging, lächelte sie. Diesmal hatte sie mehr Hoffnung als nach ihrem Besuch bei Matt. Bei Nicole würde zwar noch etwas Überzeugungsarbeit nötig sein, aber Jesse hatte das Gefühl, sich den Weg zurück in die Gunst ihrer Schwester verdienen zu können. Sie würde ihre Familie wiedergewinnen, und das war im Augenblick das, was ihr mehr bedeutete als alles andere.
Jesse parkte vor dem YMCA in Bothell. Seit Gabe auf der Welt war, hatte der Verein in Spokane immer eine große Rolle in ihrem Leben gespielt. Dort hatte sie einen Erste-Hilfe-Kurs und Mutter-Kind-Gruppen besucht, wo sie Kontakt zu anderen jungen Müttern bekam. In der Turnhalle konnte sie trainieren und dabei sicher sein, dass ihr Sohn in der Kindertagesstätte gut aufgehoben war. Und der Babysitterservice hatte ihr unzählige Male aus der Patsche geholfen.
Diesmal war sie gekommen, um Gabe abzuholen. Sie lächelte, als sie sah, wie er mit zwei anderen kleinen Jungs spielte. Wie immer lachte er und stand im Mittelpunkt von allem.
Eins der Mädchen, die dort arbeiteten, kam auf sie zu. „Hi, Jesse. Sie sind früh zurück.“
„Meine Treffen liefen alle schneller, als ich dachte. Wie war es mit Gabe?“
„Super. Er ist echt kontaktfreudig und im Umgang mit den andern Kindern einfach wunderbar. Vor allem mit den Schüchternen. Er nimmt sich Zeit, sie aus sich raus zu locken. Bringen Sie ihn jederzeit gerne wieder.“
Jesse lächelte und nickte. Gern hätte sie es sich ja als Verdienst angerechnet, dass Gabe so einen umgänglichen Charakter besaß, aber sie wusste, dass es nur einer dieser glücklichen Zufälle war, wo der Genpool etwas produziert hatte, das mehr als in Ordnung war.
Ihr Sohn sah auf und hatte sie entdeckt. Gleich strahlte er über das ganze Gesicht und stürmte auf sie zu. „Mommy, Mommy, ich
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