Susan Mallery - Bakery Sister - 03
lächelte, als sie an ihren Boss und Freund dachte. „Er ist auch derjenige, der mir in den Hintern getreten hat, dass ich hierher zurückkommen soll. Genauer gesagt, er und Gabe. Dein Enkel möchte nämlich seinen Daddy kennenlernen. Ich konnte unmöglich länger Nein sagen.“
„Seid ihr, du und Bill …“ Paula versagte die Stimme.
Jesse sah sie erstaunt an. „Sind wir …“, jetzt verstand sie die Frage, „… ein Paar? Oh, nein. Wir sind nur Freunde. Er sagt, ich bin zu jung für ihn.“ Sie lächelte. „Er ist weit über sechzig. Dasselbe gilt für seine Freunde. Sie alle waren meine Familie dort. Es ist einfach so hart, von zu Hause weg zu sein. Es sind zwar nur ein paar Hundert Meilen, aber ich habe mich gefühlt, als wäre ich in einer anderen Welt. Ich konnte nicht fassen, dass Nicole mich einfach so gehen ließ.“
Jesse griff nach dem Kaffeebecher, den Paula ihr hingestellt hatte, trank aber nicht. „Immer waren es nur wir beide, Nicole und ich. Sie war meine rechthaberische ältere Schwester. Claire, ihr Zwilling, hatte schon in dem Jahr, in dem ich geboren wurde, das Haus verlassen. Deshalb habe ich sie nie wirklich kennengelernt. Ich wusste immer nur das Wenige über sie, was Nicole mir erzählte oder was ich in den Zeitungen über sie las.“
„Die Pianistin?“
„Ja. Sie ist ziemlich berühmt, aber abgesehen von ein paar E-Mails und Briefen kenne ich sie wirklich nicht. Allerdings ist sie diejenige, die in den letzten Jahren den Kontakt zu mir gehalten hat. Von ihr habe ich erfahren, dass Nicole geheiratet hat und all das.“ Jesse bemühte sich, den Schmerz in ihrer Stimme nicht anklingen zu lassen, denn trotz allem, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, liebte sie Nicole und hatte es gehasst, von ihr getrennt zu sein. Nicole aber hatte ihr Leben einfach weitergeführt, als hätte sie, Jesse, nie eine Rolle gespielt.
„Wie lange wirst du hierbleiben?“, fragte Paula.
„Ich weiß nicht. Ein paar Wochen. Ich bin zur Hälfte Mitbesitzerin der Bäckerei Keyes, aber ich werde Nicole um nichts bitten. Ich werde dort arbeiten und ihr mein Brownie-Rezept geben. Daran habe ich monatelang gearbeitet. Endlich ist es jetzt perfekt und …“
Jesse presste die Lippen zusammen. „Entschuldigung. Ich rede die ganze Zeit von meinem Leben, wo du doch eigentlich mehr von Gabe erfahren willst. Ich hatte bloß lange niemanden mehr, mit dem ich reden konnte.“
„Das geht mir genauso“, sagte Paula. „Wo wohnt ihr eigentlich?“
„In einem Hotel. Ich habe vor, im Universitätsviertel ein möbliertes Apartment zu mieten. Im Sommer dürfte das billig sein.“
„Es wird aber viel Fahrerei mit sich bringen“, gab Paula zu bedenken. „Ihr könntet doch einfach hier wohnen. Bei mir.“
Jesse wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Das konnte man wirklich mal eine unerwartete Einladung nennen. „Bist du dir sicher?“
„Komm, sieh dir die Zimmer an. Dann kannst du anschließend entscheiden.“
Verblüfft folgte Jesse ihr nach oben. Am Ende des Flures befanden sich zwei Schlafzimmer. Dazwischen lag ein gemeinsames Bad. Alles war für Gäste hergerichtet, mit Doppelbetten und freundlichen Farben. Es waren hübsche Räume, hell und sauber und so anders als die schäbige Unterkunft, die sie mieten müsste, dass sie wirklich gerührt war.
„Paula, das ist mehr als großzügig“, murmelte sie.
„Sie stehen dir beide zur Verfügung, so lange du willst“, versicherte ihr Matts Mutter. „Ich habe vier Jahre im Leben meines Enkels versäumt, weil ich eine ängstliche, einsame Frau war, die davor zurückschreckte, das Wenige zu verlieren, das sie hatte. Nun, ich habe es verloren und habe es mehr bereut, als ich sagen kann. Bleibt hier. Bitte. Gib mir die Chance, euch kennenzulernen, dich und Gabe. Lass mich mein schreckliches Verhalten von damals wiedergutmachen. Das hattest du nicht verdient, Jesse. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.“
Wirklich, ein Angebot, dem man nicht widerstehen kann, dachte Jesse, während sie sich in den Zimmern umsah. Ein Angebot, das sie nicht ausschlagen würde.
„Ich danke dir“, sagte sie und fühlte sich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Seattle aufgehoben und willkommen. „Das ist mehr als freundlich. Gabe und ich würden liebend gerne hierbleiben.“
„Gut. Warum fährst du dann nicht gleich zurück in dein Hotel und packst, während ich ins Lebensmittelgeschäft gehe und ein paar Vorräte besorge. Oh, du wirst mir noch sagen müssen, was ihr
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