Susan Mallery - Bakery Sister - 03
blinzelte.
Matt kam sich vor wie ein Idiot, und das war etwas, das ihm gar nicht gefiel und was er Jesse anlastete. Paula legte dem Jungen die Hand auf den Kopf.
„Dein Dad wird heute Morgen bei uns bleiben. Wir werden viel Spaß miteinander haben.“ Sie lächelte Matt aufmunternd zu. „Gestern haben wir Zuckerplätzchen gebacken. Ich dachte, wir könnten sie dann heute Morgen mit einer Glasur überziehen. Gabe freut sich schon darauf, nicht wahr?“
Der Junge hat meine Augen, dachte Matt. „Ich liebe Zuckerplätzchen“, sagte er, weil ihm nichts Besseres einfiel. „Du auch?“
Das Kind nickte. Hatte Jesse nicht erwähnt, dass er verbal begabt wäre? Sollte er da nicht mal was sagen?
Paula führte sie in die Küche, die ganz anders aussah als früher. Matt ging davon aus, dass sie in den letzten fünf Jahren renoviert haben musste, und fragte sich, was sich wohl sonst noch in ihrem Leben verändert haben mochte.
„Dann wollen wir mal anfangen“, sagte sie und wies auf die Plätzchen, die sie auf dem Küchentisch verteilt hatte. Auch die Glasurtüten mit den bunten Füllungen waren schon bereit. Paula musterte seine Anzugjacke. „Vielleicht solltest du die lieber nebenan hinlegen und dir die Ärmel hochkrempeln. Das hier wird sicher etwas chaotisch.“
Fünfzehn Minuten später wusste er, dass sie nicht übertrieben hatte. Was Gabe an Geschicklichkeit fehlte, glich er durch seine Begeisterung aus. Er schmierte die Glasuren über alle Plätzchen, den Tisch und sich selbst und grinste und lachte, während die klebrige Glasur flächendeckend versickerte.
Paula sah ihm über die Schulter. „Ist das ein Hund? Ich glaube, das ist ein Hund.“
Gabe strahlte. „Hm-mhm. Einer mit Flecken.“
Matt sah sich das Gekleckse von grüner und orangefarbener Glasur genauer an. Wie sollte das ein Hund sein? Es stellte nicht im Entferntesten überhaupt irgendetwas dar. Wie war seine Mom nur darauf gekommen?
Matt hatte die Tüte mit der weißen Glasur benutzt, um ein paar der Plätzchen mit weißen Streifen zu versehen. Er fühlte sich unwohl und fehl am Platz, und Gabe sah ihn die ganze Zeit an, als würde er etwas von ihm erwarten.
Dann legte Paula dem Kind ein paar runde Plätzchen hin. „Auf die wollten wir ja die Zahlen schreiben“, sagte sie. „Gabe, fang du doch einfach mal an. Du schreibst die erste Zahl, und dein Dad wird dann die zweite schreiben.“
„Okay“. Gabe nahm sich eine Tüte mit lila Glasur und zog eine einigermaßen gerade Linie. „Das ist eine Eins.“
„Gut gemacht“, lobte ihn Paula und sah dann Matt an. „Ist es nicht gut geworden?“
Matt nickte. „Ganz toll“, sagte er und kam sich dabei blöd vor. Jesse hatte sich vor lauter Lob überschlagen, als der Junge seine Schuhe zugebunden hatte, es schien also, dass das der Weg war, der zum Herzen eines Kindes führte.
„Jetzt musst du die Zwei machen“, forderte Gabe ihn auf.
„Klar doch.“ Matt quetschte eine Zwei auf das Plätzchen.
Paula klatschte in die Hände. „Das ist ja toll geworden. Was kommt als Nächstes, Gabe?“
„Drei“, antwortete er und beugte sich über das Plätzchen. Dabei konzentrierte er sich so stark, dass sein Gesicht ganz rot wurde. Langsam entstand eine etwas wackelige Drei.
Sie arbeiteten sich bis zur Zehn vor, und als sie es geschafft hatten, wandte Paula sich an Matt. „Gabe kennt auch schon seine Buchstaben, und er fängt an zu lesen.“
„Schön.“ Matt hatte keine Ahnung, ob das nun beeindruckend war oder nicht. In welchem Alter fingen Kinder an zu lesen?
Paula half Gabe zum Waschbecken hoch und spülte ihm die Glasur von den Händen. Dasselbe tat Matt in der Gästetoilette, wobei er sich die ganze Zeit fragte, was er hier eigentlich machte. Sicher, er musste Zeit mit seinem Sohn verbringen, denn das war Teil seines Plans. Aber er fühlte sich kein bisschen wohl dabei. Vielleicht gehörte er ja einfach zu den Menschen, die keinen Draht zu Kindern hatten. Das gab’s doch, oder? Er war ohne Vater aufgewachsen und hatte sich trotzdem gut entwickelt. Er war …
Während er sich die Hände an dem kleinen Handtuch abtrocknete, erinnerte er sich ungewollt daran, wie eines Tages in seiner Schule in der Mittelstufe eine Art „Erzählt-was-voneurem-Vater-Tag“ angekündigt wurde. Alle Kinder hatten von ihren Vätern gesprochen, nur er hatte nichts dazu zu sagen. Er saß mit Bauchschmerzen da und fühlte sich mehr als sonst total fehl am Platz. Seiner Mutter hatte er nie davon erzählt.
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