Susan Mallery - Bakery Sister - 03
zurückzuhalten, die in ihr überschäumte.
„Ist das etwa die Bedingung dafür, dass du mir verzeihst? Vergewaltigung? Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Ich wurde nicht vergewaltigt. Jedenfalls nicht so.“
„Das wollte ich damit auch nicht sagen“, fauchte Nicole.
„Natürlich wolltest du das. Ich war nicht scharf auf Drew. Ich habe nicht versucht, ihn anzumachen. Aber das reicht dir nicht. Solange er mich nicht angegriffen hat, bin ich die Böse. Er hat mich beschuldigt, und du hast ihm geglaubt. Das Allerschlimmste hast du von mir angenommen. Du bist meine Schwester. Da solltest du mich doch wohl besser kennen als irgendjemand sonst.“
„Und ob ich dich gekannt habe“, brüllte Nicole. „Ich wusste, was du an der Highschool getrieben hast. Warum hätte es bei Drew denn wohl anders sein sollen?“
Einmal Hure, immer Hure, dachte Jesse niedergeschlagen. Das war’s, worauf es hinauslief.
Sie sagte sich, dass es egal wäre, aber das war es nicht. Es war nicht egal und es war verletzend, und sie wusste nicht, was sie tun konnte, um die Situation zwischen ihnen zu verbessern. Alles, was sie aufzuweisen hatte, war die Gegenwart, und heute wollte sie sich auf die Brownies konzentrieren. Also holte sie noch einmal tief Luft.
„An der Vergangenheit kann ich nichts ändern“, erklärte sie ihrer Schwester. „Ich habe dir gesagt, was passiert ist, und entweder glaubst du mir, oder du tust es nicht. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen oder tun kann. Deshalb werde ich damit aufhören, es zu versuchen. Was die Brownies angeht, da irrst du dich. Wir haben nicht einmal damit begonnen, ihr Potenzial anzuzapfen. Ich will diese Annonce schalten. Ich bin gleichberechtigte Partnerin in der Bäckerei, und das ist keine übermäßige Ausgabe.“
Nicole spitzte die Lippen. „Wolltest du dir nicht den Einstieg verdienen? Was ist damit?“
„Ich arbeite mich hier dumm und dämlich, und das weißt du. Aber wenn ich auch bereit bin, meine Zeit zu investieren, ich bin nicht bereit, zuzulassen, dass deine Gefühle über die Vergangenheit uns davon abhalten, Erfolg zu haben.“
„Na prima“, sagte Nicole spitz. „Schalte die Annonce. Backe deine Brownies, aber mach dir keine übermäßigen Hoffnungen. So gut sind sie auch wieder nicht.“
Jesse sammelte ihre Papiere ein und verließ das Büro ihrer Schwester. Sie schaffte es bis nach hinten, wo sie sich in der Damentoilette verkriechen und versuchen konnte, nicht zu weinen.
Warum nur musste es so sein? Warum konnte Nicole sie nicht wenigstens ansatzweise in Ruhe lassen? Wieso musste sie jetzt auch noch annehmen, dass die Brownies keinen Erfolg haben würden? Um vom Mangel an Vertrauen und Vergebung gar nicht erst zu reden.
Sie versuchte, ihren Atem zu beruhigen, und allmählich ließ auch das Brennen in den Augen nach. Dann putzte sie sich die Nase und vergewisserte sich, dass ihre Wimperntusche nicht im ganzen Gesicht verlaufen war. Nachdem sie schließlich fand, dass sie wieder halbwegs normal aussah, verließ sie den Waschraum und das Gebäude.
Als sie dann aber in ihrem Wagen saß, merkte sie, dass sie noch nicht wieder in der Lage war, nach Hause zu Paula zurückzukehren. Sie war unruhig und fühlte sich in ihrer eigenen Haut nicht wohl. Ohne lange zu überlegen, griff sie nach ihrem Handy, durchsuchte die Liste der letzten Anrufe und drückte dann auf den Knopf.
„Büro Matthew Fenner“, meldete sich eine Frauenstimme. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ah, hier ist Jesse. Ist Matt erreichbar?“
„Einen Moment bitte. Ich sehe nach.“
Was bedeutete, dass die Frau ihn erst fragen würde. Ich hätte nicht anrufen sollen, dachte sie. Warum sollte sie sich das jetzt auch noch antun?
Aber ehe sie auflegen konnte, hörte sie ihn schon sagen: „Jesse? Alles in Ordnung?“
„Klar. Ich weiß gar nicht, warum ich angerufen habe.“ Dann fiel ihr wieder ein, dass sie sich ja geschworen hatte, niemals zu lügen. „Das stimmt nicht. Ich habe angerufen, weil ich gerade wieder einmal einen Streit mit Nicole hatte. Die Brownies laufen fantastisch, aber ist sie etwa bereit, mal auf eine meiner Ideen einzugehen? Natürlich nicht. Sie will immer nur die Katastrophe in mir sehen. Sie will, dass ich versage. Es geht mir tierisch auf die Nerven. Das ist alles. Ich muss mit jemandem reden, aber ich weiß, du bist beschäftigt …“
Er schwieg einen Moment und überraschte sie dann damit, dass er sagte: „Oder du könntest hier im Büro
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