Susan Mallery - Bakery Sister - 03
wollen doch Interesse wecken. Bisher waren die Verkaufszahlen der Brownies hervorragend, aber mehr ist immer besser.“
„Hervorragend ist ja wohl ein wenig übertrieben“, meinte Nicole und reichte Jesse das Blatt zurück.
„Sie liegen weit über der Zielmarge.“ Jesse schlug ihre Mappe auf und holte die Kalkulationen heraus, die sie einmal aufgestellt hatte. „Hier, das ist das, was ich mir für die ersten zwei Wochen erhofft hatte. Da liegen wir um fast das Doppelte drüber. Wie du sehen kannst, haben wir vom ersten Tag an Profit erzielt. Mit ein wenig Werbung könnten sie zu einem echten Verkaufshit werden. Der Kauf eines Kuchens setzt immer eine Entscheidung voraus, aber Brownies können auch ein Impulskauf sein. Abgesehen davon habe ich vor, sie als Genuss für Gourmets zu beschreiben, damit die Leute sie auch als Dessert servieren können. Hier sind noch ein paar Ideen für saisonale Schaufensterdekorationen.“
Sie reichte ihrer Schwester die Skizzen zusammen mit den Kalkulationen.
Nicoles Blick fiel auf das untere Ende der Seite. „Internetverkauf?“
„Einer der naheliegenden nächsten Schritte.“
„Du willst das tatsächlich noch einmal machen?“
Jesse holte tief Luft. Sie wusste, dass ihr da ein Köder hingeworfen wurde, und mahnte sich, ruhig zu bleiben. Alles war in Ordnung. Sie war nun reif und in der Lage, mit ihrer Schwester zu verhandeln. Die Tatsache, dass Nicole ständig darauf zu sprechen kam, dass Jesse vor fünf Jahren die berühmte Keyes Torte online verkauft hatte, war lediglich eine Marotte von ihr, die nervte.
„Das ist doch etwas völlig anderes“, antwortete sie daher mit einem Lächeln. „Es ist leicht, über das Internet zu verkaufen. Brownies sind gut transportfähig, und die Kunden zahlen die Versand- und Verpackungskosten, sodass sich da für uns keine Gewinnabzüge ergeben. Die vorbereiteten Päckchen werden von einem Kurierdienst abgeholt, den wir uns aussuchen können. Keine Sache also, die mit einem hohen Risikofaktor verbunden wäre.“
„Wir haben nicht den Platz, um den Versand von hier aus zu organisieren“, entgegnete Nicole. „Es ist schon jetzt alles viel zu eng. Und bevor du mir mit dem Vorschlag aufwartest -es wäre viel zu teuer, einen Platz für einen Versuchsballon anzumieten, der wahrscheinlich platzen wird.“
Beinahe wäre Jesse nun doch eine bissige Bemerkung entschlüpft. Sie brauchte schon beide Hände, um sie zu packen und zurückzuhalten.
„Ich weiß, dass du dich über die Verkaufszahlen sehr freust“, fuhr Nicole in einem Ton fort, der eher nach Mom klang als nach Geschäftspartnerin. „Aber das ist nur der Ansturm auf etwas Neues. Das wird sich dann einpendeln. Wir wollen erst einmal abwarten, wie die reellen Zahlen aussehen, bevor wir uns zusätzliche Verpflichtungen aufladen.“
„Wir haben kaum damit begonnen, auch nur einen Teil des Marktes zu sondieren“, hielt Jesse ihr vor, die das Gefühl hasste, von oben herab behandelt zu werden. „Man redet schon darüber. Wir bekommen Anrufe von Leuten, die aus Seattle weggezogen sind und durch ihre Freunde, die noch in der Gegend wohnen, von den Brownies gehört haben.“
„Mir ist klar, dass du dir wünschst, die Brownies wären der nächste große Renner, aber sie sind es nicht“, sagte Nicole. „Das klingt hart, ich weiß. Es ist nicht so gemeint. Alles, was ich sagen will …“
„Alles, was du gerade sagst, ist, dass du willst, dass es nicht klappt“, fuhr Jesse sie an. „Dabei geht es nicht einmal um die Brownies, es geht um die Vergangenheit. Es geht um Drew. Auch wenn ich dir hundertmal gesagt habe, dass nichts passiert ist, du glaubst mir einfach nicht. Vielleicht könntest du es ja sogar, aber du willst nicht. Es ist einfacher, mir Vorwürfe zu machen und sauer zu sein.“
„Warum sollte ich dir glauben?“, fragte Nicole lahm.
Das tat weh. Jesse musste Luft holen. „Dann lass es. Ruf doch deinen Ex an und frage ihn.“ Nicht, als hätte Drew damals die Wahrheit gesagt, aber hoffentlich war genug Zeit verstrichen, sodass er sich heute dazu durchringen könnte. Eine andere Möglichkeit hatte sie eh nicht.
„Du hättest dich doch mehr anstrengen können“, schrie Nicole und sprang auf. „Du hättest dich gegen ihn wehren sollen. Warum hast du das nicht getan? Warum habe ich dich nicht schreien hören?“
Es hätte Jesse nicht mehr überrascht, wenn Nicole sie physisch angegriffen hätte. Sie stand auf und machte sich jetzt nicht mehr die Mühe, die Wut
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