Susan Mallery - Bakery Sister - 03
vorbeikommen und deine Schimpftiraden persönlich ablassen.“
„Wirklich? Jetzt?“
„Klar. Wo bist du?“
„An der Bäckerei.“
„Komm einfach rüber. Ich werde uns etwas zu essen bestellen. Dann kannst du nach Herzenslust über deine Schwester schimpfen, und ich werde dir recht geben.“
Trotz allem musste sie lächeln. „Das fände ich gut.“
Dreißig Minuten später parkte sie vor dem großen Gebäude, in dem seine Firma untergebracht war und ging zum Aufzug. Sie fuhr in den obersten Stock, wo eine gut gekleidete Empfangsdame ihr den Weg zu einem langen Flur wies. Jesse versuchte, sich in den Jeans und dem T-Shirt, das sie trug, nicht underdressed vorzukommen. Sie war direkt aus der Bäckerei hierhergekommen, und bei der Arbeit in der Backstube war es naheliegend, dass sie bequeme Kleidung trug, bei der es nichts ausmachte, wenn sie schmutzig wurde.
Anstatt nun aber zu würdigen, wie fantastisch alles war, was sie sah, warf sie einen Blick in die Büros, wobei ihr auffiel, dass sie immer größer wurden, je weiter sie sich dem oberen Ende des Flurs näherte. Dort angekommen, bog sie nach links ab und stand vor einer etwa fünfzigjährigen Frau, die hinter einem Schreibtisch saß.
„Sie müssen Jesse sein“, sagte sie. „Ich bin Diane. Matt erwartet Sie.“
„Hi,“ grüßte Jesse und fragte sich, ob das die Frau war, die Matt sagte, was er tun sollte.
Diane ging in Matts Büro. „Jesse ist da“, teilte sie ihm mit.
„Danke, Diane. Sorgen Sie doch bitte dafür, dass das Essen bereit gehalten wird, bis ich es anfordere.“
„Natürlich.“
Diane lächelte Jesse an, verließ dann den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Jesse blieb mitten in dem großen Raum stehen und versuchte nicht so dumm auszusehen, wie sie sich fühlte. Sie hätte nicht anrufen sollen, nicht herkommen dürfen. Sie gehörte nicht hierher. Der Matt, den sie vor Jahren gekannt hatte, war jetzt ein anderer, und dieser erfolgreiche, wohlhabende Fremde, der ihr nun entgegentrat, wirkte nicht sonderlich zugänglich.
„Das hört sich ja ganz danach an, als würde Nicole dir das Leben schwermachen“, sagte er zur Begrüßung.
„Ich sollte lieber gehen“, murmelte Jesse.
„Nein, tu das nicht. Nun bist du einmal hier. Nimm doch Platz.“
Er führte sie zu einem Sofa, von wo aus man einen Blick durch die großen Fenster hatte. Sie setzte sich und wünschte gleich darauf, sie hätte erst einmal über ihren Hintern gewischt. Wer weiß, welche Zutaten möglicherweise noch an ihren Jeans hafteten.
„Und jetzt rede“, forderte er sie auf, setzte sich ans andere Ende der Couch und sah sie an.
Das brachte sie zum Lachen. „Du bist doch ein Mann, Matt. Also ist Reden doch gar nicht dein Ding. Ihr löst ein Problem, besiegt eure Feinde, und hinterher feiert ihr das Ganze mit einer gewaltigen, lauten Rauferei.“
„Ich bin etwas weiter entwickelt als das, und für Raufereien hatte ich noch nie etwas übrig. Also rede jetzt.“
Sie wollte es eigentlich nicht auf ihn abladen, aber so viele Freunde hatte sie in Seattle auch wieder nicht. Nicht mehr. Nachdem sie weggezogen war, hatte sie den Kontakt zu den meisten verloren. Und auch wenn Paula einfach wunderbar war, sie tat bereits so viel für sie, indem sie ihr mit Gabe half. Sich bei ihr auszuweinen, schien keine sonderlich gute Art zu sein, ihr das zu danken.
„Es ist nur …“, begann Jesse und seufzte. „Ich weiß nicht, warum sie sich überhaupt darauf eingelassen hat, mich meinen Wiedereinstieg in die Bäckerei verdienen zu lassen. Sie hofft darauf, dass ich scheitere, zumindest was die Brownies angeht. Sie tut nichts, was irgendwie helfen könnte, sie auf dem Markt einzuführen, und sie stellt sich mir bei allem in den Weg, was ich tun möchte.“
„Du bist doch Teilhaberin, oder? Kannst du sie denn da nicht zwingen, zu tun, was du willst?“
Jesse zuckte die Schultern. „Mit der Karte ‚Ich gehöre dazu‘ habe ich es ja auch schon versucht. Das hat ihr nicht gefallen. Es ist einfach so frustrierend. Ich verlange ja keine Sonderbehandlung. Ich erwarte lediglich, dass sie den Brownies eine Chance gibt. Dass sie damit aufhört, immer nur das Schlimmste von mir zu erwarten. Es ist jetzt fünf Jahre her, aber sie ist über nichts hinweg. Ich habe mich geändert, aber das kann sie nicht erkennen.“
Sie sah ihn an, seine dunklen Augen, den vertrauten Mund, der jetzt so anders küsste. „Ich schätze mal, dass ihr beide das gemeinsam habt.“
„Ich weiß,
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