Susan Mallery - Bakery Sister - 03
sie nicht dabei war, und gleichzeitig schwierig und unkooperativ sein, wenn sie ihr gegenüberstand?
„Es war eine gute Story“, wiederholte Sid. „Vielleicht wurde sie ja auch noch von ein paar anderen lokalen Sendern übernommen. Ihr wisst ja, dass sie immer etwas suchen, um die Zeit zu füllen, vor allem an den Wochenenden. Das könnte die Besucherzahlen erklären.“
Irgendwas muss es ja sein, dachte Jesse, klickte auf die Seite mit den Bestellungen und schnappte nach Luft. „Wir haben einhundertzwanzig Bestellungen.“
Nicole starrte auf den Bildschirm. „Das ist doch nicht möglich.“
„Offensichtlich ist es das aber.“ Jesse scrollte durch die Liste. „Vor allem sind es Brownies, was gut ist. Die lassen sich schneller produzieren. Aber es gibt auch ein paar Kuchen. Wir werden die Bestellungen sortieren müssen und dann festlegen, was wir als Erstes backen. Um siebzehn Uhr dreißig wird der Übernachtversand-Service die Sachen abholen. Wir werden so viel wie möglich von diesen Bestellungen heute rausschicken.“ Sie sah Nicole an. „Wir werden weitere Hilfskräfte brauchen.“
„Ich werde Hawk anrufen. Vielleicht kann ja einer seiner Spieler oder deren Freunde einen kurzfristigen Job gebrauchen.“
Kurzfristig im Sinne von „ersetzt durch Vollzeitkräfte“ oder „es wird nicht lange dauern“?
Jesse beschloss, nicht danach zu fragen. Sie hatte genug um die Ohren, auch ohne sich mit ihrer Schwester zu streiten. Im Moment taten sie so, als kämen sie miteinander aus, und das wollte sie nicht zerstören.
„Ich werde dann mal die Inventur zu Ende bringen, damit wir mit dem Backen anfangen können. Wir haben Bestellungen zu bedienen.“
Die Schwestern gingen in verschiedene Richtungen davon. Während Jesse dann große Vanillegläser und Wallnussbehälter zählte, musste sie feststellen, dass ihre Gedanken immer wieder zu Matt abschweiften und zu dem, was vor ein paar Tagen geschehen war … nach dem Feuer. Aber auch über ihn wollte sie nicht nachdenken. Es war viel zu verwirrend.
Sie sah noch einmal im Computer nach. Die Zahl der Bestellungen wuchs mit jeder Stunde an. Adrenalin schoss ein. Zumindest war das mal eine Krise, mit der sie fertig werden konnte.
Unbeholfen beugte Matt sich über Gabe, der aus seinem Kindersitz kletterte. Sein neuer BMW 5er Serie war mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet, inklusive Vorhang-Airbag. Trotzdem war er nur langsam und vorsichtig zu dem Aquarium gefahren und hatte nicht ein einziges Mal das Tempolimit überschritten. Wäre das irgendwo anders geschehen als in Seattle – der Stadt der höflichen Autofahrer -, die überholenden Wagen hätten ihn von der Straße gedrängt.
„Um die Tür kümmere ich mich schon“, sagte er dem Jungen und schlug sie zu. „Ich habe mich, äh, online schlaugemacht. Es gibt da einen Bereich, wo man ganz viel anfassen kann. Pflanzen und Tiere.“ Er runzelte die Stirn. „Tiere wohl eher nicht, schätze ich mal. Meereslebewesen.“ Seesterne. Er wusste noch, dass man Seesterne anfassen konnte. Und zu welcher Art gehörten die noch? Den Fischen?
Als sie an einer Ampel stehen bleiben mussten, sah Gabe zu ihm hoch. „Wollen wir die Straße überqueren?“, fragte er.
„Ja.“
„Dann musst du mich an die Hand nehmen.“
„Oh. Sicher.“
Matt nahm die kleine Hand in seine. Er kam sich viel zu groß vor und fühlte sich unfähig. Was hatte er sich nur dabei gedacht, mit Gabe allein etwas unternehmen zu wollen? Er hatte keine Ahnung gehabt, worauf er sich da einließ. Er hatte nicht einmal gewusst, welchen Kindersitz er kaufen sollte, geschweige denn, wie der Sitz in seinem Wagen unterzubringen war. Seine Mutter hatte ihm dabei geholfen.
Die Ampel sprang auf Grün, und sie überquerten die Straße. Am Aquarium angekommen, bezahlte Matt ihre Eintrittskarten, nahm sich einen Lageplan und ging durch den Eingang voraus.
„Den ganzen Tag über gibt es hier verschiedene Vorträge“, erklärte er. „Ich dachte, du würdest dir vielleicht gern den über die Kraken anhören.“
Gabes Augen leuchteten auf. „Ja. Das ist cool.“
Matt wies auf den Plan. „Was interessiert dich denn sonst noch?“
Gabe warf einen Blick auf das aufgeklappte Papier und sah dann wieder zu Matt hoch. Das Leuchten war aus seinen Augen verschwunden. „Ich kann doch nicht lesen, Dad.“
Im Stillen fluchte Matt. „Entschuldigung“, murmelte er und kam sich vor wie ein Trottel. „Dann lass uns einfach herumgehen und sehen, was Spaß
Weitere Kostenlose Bücher