Susan Mallery - Bakery Sister - 03
„Funktionieren die Telefone?“
Jasper nahm einen Hörer ab. „Wir haben einen Wählton“, rief er.
„Die Telefongesellschaft hat gesagt, dass sie die Anrufe ab neun weiterleiten.“ Jesse warf einen Blick auf die Uhr. Es war acht Uhr dreißig. „Ruf einmal die alte Nummer an und stelle fest, ob die Umleitung schon geschaltet ist.“
Jasper tippte die Nummer ein.
Durch die Arbeit und die Möglichkeiten, die sich ihr nun boten, mit Energie aufgeladen, bewegte sich Jesse durch die Küche. Sobald sie mit der Bestandsaufnahme ihrer Vorräte fertig war, könnten sie mit dem Backen loslegen. Heute noch würden die ersten Brownies verschickt, und morgen schon würde jemand am anderen Ende des Landes eins ihrer Brownies probieren, und sein oder ihr Leben wäre für immer verändert. Zumindest war das der Plan.
„Das kontrollierte Chaos“, bemerkte Nicole, die am Tresen lehnte und sich umsah.
Unsicher, was sie dazu sagen sollte, nickte Jesse einfach. Bisher hatte ihre Schwester sich nur selten geäußert und schien sich aus den Vorbereitungen herauszuhalten. Lag es daran, dass sie Jesse eine Chance geben wollte, sich zu beweisen, oder hatte es eher damit zu tun, dass sie sauer war? Jesse war sich nicht ganz sicher, ob sie das überhaupt so genau wissen wollte.
„Die Lieferung ist heute Morgen eingetroffen“, teilte sie ihr schließlich mit. „Ich habe eine Vorprüfung gemacht, und alles scheint dabei zu sein. Du hast ja die Verpackungsmaterialien gesehen. Heute Nachmittag wird die erste Abholung stattfinden.“
Nicole runzelte die Stirn. „Wovon redest du? Welche Abholung?“
„Unsere Bestellungen.“
„Wie sollten wir den Bestellungen haben?“
Jesse verstand die Frage nicht. „Ich habe dir doch gesagt, dass die Website gestern ans Netz gegangen ist.“
„Das weiß ich ja, aber haben wir deshalb auch schon Bestellungen? Ist das überhaupt möglich?“
Jesse lachte. „Das ist mehr als möglich. Komm her. Ich zeige es dir.“
Sie führte ihre Schwester in den vorderen Bereich des Restaurants, wo D.C. die Kartons bereits geöffnet hatte und damit beschäftigt war, die beiden Laptops, die sie gekauft hatten, einzurichten. Jesse ging zu ihrem Computer, setzte sich davor und tippte die Webadresse ein.
„Gestern wurde die Site gestartet. Normalerweise würde es schon eine Weile dauern, bis die Leute uns gefunden haben, aber wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit, die der Brand erregt hat, war viel mehr los als erwartet.“
Die Website war schnell geladen. Es war eine saubere, ansprechende Seite, die vor allem verführerische Fotos von den Brownies und der berühmten Schokoladentorte aus dem Hause Keyes präsentierte. Jesse scrollte sie nach unten durch, bis sie zu einem kleinen Ikon in der unteren Ecke gelangte, darauf klickte und dann Benutzernamen und Passwort eingab. Nun erschienen Zahlenreihen auf dem Bildschirm.
„Hier haben wir den letzten Stand der Besucherzahlen“, erklärte sie und zeigte darauf. „Wir haben …“ Sie unterbrach sich und blinzelte. „Das kann nicht stimmen.“
„Was?“ Nicole sah ihr über die Schulter. „Was stimmt nicht?“
„Hier steht, dass wir über tausend Besucher in der Stunde haben. Das ist nicht möglich.“
„Natürlich ist das möglich“, schaltete Sid sich ein. „Hast du denn gestern Abend die Nachrichten nicht gesehen?“
„Ich hatte viel zu viel damit zu tun, die Website fehlerfrei zu machen. Wurde über uns berichtet?“
„Ja. Ein toller Bericht über die Bäckerei Keyes, die seit langen Jahren im Geschäft war und dann überraschend abbrannte. Und dann ging es weiter damit, wie wir die Technologie nutzen, um im Geschäft zu bleiben. Du hast gut ausgesehen, Nicole.“
Verblüfft starrte Jesse ihre Schwester an, die sich aufrichtete und anscheinend nicht recht wohl fühlte. „Du bist von der lokalen Presse interviewt worden und hast mir nichts davon erzählt?“
„Es ging um den Brand. Ich stand unter Schock. Ich weiß kaum noch, was ich gesagt habe.“
„Du hast ihnen erzählt, dass wir ans Netz gehen und wie du dir wünschen würdest, die Angestellten während des Wiederaufbaus weiter beschäftigen zu können“, erinnerte sie Sid. „Und dass es heutzutage viele Geschäftsmodelle gibt und ihr euch zunutze machen wollt, was das Computerzeitalter zu bieten hat.“
Jesse fühlte sich, als hätte ihr jemand in den Magen geschlagen. Was ging hier eigentlich ab? Ihre Schwester konnte das, was sie taten, enthusiastisch vertreten, wenn
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