Susan Mallery - Bakery Sister - 03
der Vater des Kindes. Genauso schlimm war, dass Jesse ihm nicht aus dem Kopf ging.
Sein Plan funktionierte. Sie kamen sich näher. Bald war er in der richtigen Position, und er würde alles gewinnen. Warum also konnte er sich in dieser Lage nicht besser fühlen? Warum wollte dieses starke Siegesgefühl einfach nicht aufkommen, das sich immer dann einstellte, wenn er kurz davor stand, ein fantastisches neues Spiel auf den Markt zu bringen? Er hatte alles, was er sich je gewünscht hatte, und dennoch konnte er nicht damit aufhören, sich ständig zu fragen: „Na und?“
Er fuhr ins Büro. Diane sah ihn prüfend an, als er sie begrüßte.
„Was ist los?“, fragte sie und folgte ihm in sein Büro.
„Nichts.“
„Sie sehen aber so aus, als ob irgendwas nicht in Ordnung ist. Geht es um Jesse?“
Sie weiß viel zu viel, dachte er und nahm sich vor, ihr weniger zu sagen. Er hatte den Fehler gemacht, ihr von Gabe und Jesse zu erzählen, anfangs, als sie gerade angekommen waren.
„Es geht nicht um Jesse.“
„Natürlich tut es das. Was sollte es denn sonst sein? Es ist fünf Jahre her, seit sie die Stadt verlassen hat. Ist es nun besser oder schlechter, sie wieder hier zu haben?“
„Beides“, räumte er ein.
„Dann haben Sie also noch Gefühle für sie.“
„Nein.“ Er hatte für niemanden Gefühle. Das wusste er zu vermeiden. Jesse hatte ihm das beigebracht. Nur – sie hatte ihn nie betrogen. Sie war in eine Situation geraten, in der alles zusammenkam, um sie schlecht dastehen zu lassen. Und aufgrund ihrer Vergangenheit hatte er ihrer Schwester mehr geglaubt als ihr selbst.
Nein, sagte er sich. Nicht wegen ihrer Vergangenheit. Ein Teil von ihm hatte einfach nie wirklich glauben können, dass er eine Frau wie sie für sich gewinnen könnte. Eine Frau, klug, witzig, schön und die sich dann ausgerechnet in ihn total verknallt hätte? Sie war seine Traumfrau, und welcher Mann konnte schon seine Traumfrau behalten?
Heute war es anders. Er war anders. Heute wusste er, dass er jede Frau, die er haben wollte, bekommen konnte. Der Preis dafür war allerdings, dass es keine Traumfrauen mehr für ihn gab. Es gab nur noch die Frauen in seinem Leben, die kamen und gingen, austauschbare Schönheiten, die ihm alles boten, was sie zu bieten hatten, und ihn dabei völlig unberührt ließen.
„Matt?“ Diane beobachtete ihn. „Ist alles in Ordnung?“
Sie war besorgt. Sie machte sich Sorgen um ihn, weil es in ihrer Natur lag. Während der letzten zwei Jahre war das Verhältnis zu ihr das, was einer menschlichen Verbindung am nächsten kam. Mehr ließ er nicht zu. Meine Assistentin, dachte er. Es war eine höllische Altlast, die er da mit sich herumschleppte.
„Ich muss weg“, erklärte er ihr. „Ich werde mich später um alles kümmern.“
Er fuhr in der Stadt herum und kam wieder zu sich, als er vor dem Haus seiner Mutter parkte. Es war noch früh, daher rief er kurz an, bevor er zur Tür ging.
„Bist du schon aufgestanden?“, fragte er, als sie sich meldete.
„Natürlich. Möchtest du einen Kaffee?“
Im Haus ging er ihr nach, setzte sich in die renovierte Küche und sah ihr zu, wie sie eine frische Kanne Kaffee machte und ihm dann ein Frühstück anbot.
„Kaffee reicht mir“, antwortete er auf ihre Frage.
Sie sah gut aus. Alter. Ihm gefiel der neue, kürzere Haarschnitt. Er studierte die Fältchen um ihre Augen und rechnete dann nach. Sie war jetzt in ihren Sechzigern. Zwar hatte er ihr durch Diane zum Geburtstag immer einen Strauß Blumen schicken lassen, aber nie hatte er angerufen oder sonst etwas unternommen, um das zu feiern. Er hatte ihr niemals verziehen, dass es sie so glücklich machte, dass Jesse ihn betrogen hatte, ihr nie verziehen, dass sie ihn nicht verlieren wollte.
Er kannte ihre Vergangenheit, wusste, warum sie ihn so festgehalten hatte. Als er jünger gewesen war, hatte es ihm gefallen, von ihr unterstützt zu werden, und wenn das ihre größte Schwäche war, dann hatte er wirklich Glück gehabt.
Er fluchte leise, ging um den Tresen herum und zog sie an sich.
„Es tut mir leid, Mom“, sagte er. „Ich bin viel zu lange weggeblieben.“
Vor lauter Überraschung wurde sie ganz steif, entspannte sich dann aber in seinen Armen und umarmte ihn schließlich mit einer Vehemenz, die von Schmerz und Liebe sprach.
„Du musstest zu dir finden“, sagte sie.
Er rieb über ihren Rücken und bemerkte, wie klein sie war. „Du denkst zu gut von mir. Ich wollte dich verletzen. Ich
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