Susan Mallery - Buchanan - 03
schlecht den wahren Grund nennen konnte, musste sie bei ihrer Antwort ein bisschen schummeln.
„Mich hat noch keiner gefragt“, sagte sie und verheimlichte dabei, dass sie noch nie einen Mann so nahe an sich herangelassen hatte.
Reids Miene blieb unverändert. „Nicht mal beinah?“
„Kein einziges Mal.“
„Woran liegt’s? Hast du nicht den Richtigen getroffen, oder hattest du Angst?“
Jetzt wurde ihr diese Fragerei langsam zu viel.
„Und was ist mit dir?“, fragte sie deshalb. „Dieselben Fragen könnte ich dir stellen.“
„Ich kenne nicht so viele Männer. Okay, ich hab’s mal versucht, aber es war nicht das Wahre.“
Sie lachte. „Du weißt genau, was ich meine.“
„Ich war mal verliebt, du erinnerst dich. Und ich wollte diese Frau heiraten.“
Die Frau, die ihn nicht wollte, dachte Lori traurig. Das Leben ist doch absolut verdreht.
Dani betrat das „Daily Grind“ und hielt nach Gary Ausschau. In den vergangenen Wochen war ihr Cafe-Date ein fester Termin geworden. Sie winkte ihm zu, als sie ihn an einem Tisch in der Ecke sitzen sah. Es war mal wieder typisch für sie, dass der netteste Mann, den sie seit langer Zeit kennengelernt hatte, schwul war.
„Was macht die Jobsuche?“, begrüßte er sie, als sie ihm gegenüber Platz nahm.
„Ganz gut. Ich hatte noch ein paar Vorstellungsgespräche, aber nichts hat mir wirklich zugesagt. Ich würde wirklich gern bei Penny im ‚Waterfront’ weiterarbeiten. Da geht es zwar richtig zur Sache, aber wir sind einfach ein gutes Team.“ Sie schnitt eine Grimasse. „Meine Güte, das klingt aber echt nach Klischee.“
„Stimmt. Aber das macht doch nichts. Wer will schon irgendwo arbeiten, wo das Team nicht stimmt?“
„Zum Teil ja, zum Teil nein. Das ist ja einer der Gründe, warum ich das letzte Angebot ausgeschlagen habe. Ich weiß auch, dass du gesagt hast, ich soll Geduld haben. Aber ...“ Sie atmete mit einem lauten Seufzer ein. „Ich gebe es nur ungern zu, aber ich habe keine Lust, dort weiterzumachen, wenn Walker das Geschäft führt. Dann habe ich wieder das Gefühl, nur mit meiner Familie zusammenzuarbeiten.“
„Es ist sowieso deine Familie, egal wo du arbeitest“, sagte Gary. „Denkst du immer noch daran, dich auch außerhalb von Seattle umzusehen?“
„Das sollte ich eigentlich, habe es aber noch nicht versucht. Ich will irgendwie nicht wegziehen.“
„Musst du auch nicht. Es gibt kein Gesetz, das dir das befiehlt.“
Er lächelte sie an – und sie freute sich darüber, dass sie Freunde geworden waren. Gary war ein guter Typ, und das Wissen darum, dass ihnen nie der Sex in die Quere kommen würde, fand sie tröstlich. Auf einen weiteren Fehlgriff in Sachen Männer konnte sie getrost verzichten.
„Ich kann verstehen, warum du hierbleiben willst“, sagte er. „Ich könnte nie aus Seattle weggehen. Meine ganze Familie ist hier. Und ich liebe sie alle sehr, sogar meine Schwester, die mich seit einem halben Jahr mit sämtlichen Frauen zu verkuppeln versucht, die sie kennt. Ich bekomme schon Angst, wenn sie mich anruft! Die letzte Frau war sehr nett, aber sie hatte eine total scheußliche Stimme ...“
Gary redete weiter, aber Dani hörte nicht mehr zu. Sie war so erstaunt, sie konnte ihn nur anstarren.
Wenn seine Schwester ihn zu verkuppeln versuchte, hieß das ... „Du bist nicht schwul?“, platzte sie heraus.
Gary hatte gerade seine Tasse genommen, hielt aber jetzt in der Bewegung inne. Er sah sie verwirrt an. „Du hast gedacht, ich wäre schwul?“
Oh Gott.
Sie wünschte, sie könnte sich wegbeamen. Wie konnte sie nur dermaßen danebengelegen haben? Was dachte er jetzt bloß von ihr? Er war so wunderbar, und sie mochte ihn wirklich, und jetzt hatte sie es geschafft, ihn völlig vor den Kopf zu stoßen. Dass man ihn für schwul hielt, hörte sich kein heterosexueller Mann gern an.
„Tut mir leid“, flüsterte sie und zwang sich, ihn anzusehen. „Ich hätte das nicht so sagen sollen. Ich meinte ...“
Viel Interpretationsspielraum ließ die Frage „Du bist nicht schwul?“ nicht. Sie konnte wirklich nicht so tun, als handele es sich um ein Missverständnis.
Hilflos öffnete sie den Mund und schloss ihn wieder.
Gary trank einen Schluck Kaffee. „Schwul“, sagte er langsam. „Interessant.“
Sie seufzte erleichtert. Das war keine allzu schlechte Reaktion. „Kannst du mich jetzt nicht mehr leiden?“
„Doch. Wieso?“
„Die meisten Männer hätten das nicht gerade als Kompliment
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