Susan Mallery - Buchanan - 03
Ecke gearbeitet.“
Sie waren in einem der älteren Stadtviertel von Seattle. Sie wusste nicht, wo hier eine Schule war. Es war eher ein Wohnviertel.
„Wo?“, fragte sie. „In einer Privatschule?“
Er zögerte. „Ich war nicht immer Lehrer.“
„Ach so. Okay.“
Ihr wurde schlagartig bewusst, wie wenig sie über Gary wusste. Sie wusste, dass er zwei Schwestern hatte und gut zuhören konnte, mehr eigentlich nicht. Verlegenheit machte sich in ihr breit.
„Ich bin schrecklich“, sagte sie mit einem Stöhnen. „Völlig von mir selbst eingenommen. Ich weiß eigentlich gar nichts über dich.“
„Was ist denn jetzt los?“
„Ich rede von meinem Benehmen. Wie oft haben wir zusammen Kaffee getrunken? Und wie oft haben wir dabei immer nur über mich gesprochen, mein Leben, meine Probleme, meine Jobsuche? Immer ich, ich, ich. Das ist wirklich schlimm! Warum gehst du bloß mit mir aus?“
„Weil ich dich mag.“
Da war wohl etwas dran. Sie legte die Speisekarte beiseite und sagte zu ihm: „Ich entschuldige mich hiermit für mein schreckliches Benehmen und verspreche, dass wir heute Abend nur über dich reden. Ich will alles wissen. Also, deine Geburt kannst du auslassen, aber mit deiner ersten Erinnerung an deine Kindheit kannst du anfangen.“
Er lächelte. „Du musst dich wirklich nicht entschuldigen. Ich rede gern mit dir über dich.“
„Weil du als Mann nicht gern über dich redest.“
„Ich höre gern zu. Ist eine alte Angewohnheit.“
Damit war er der perfekte Freund. Und außerdem war er intelligent und witzig. Ein sehr angenehmer Mensch.
„Und warum ist so jemand nicht verheiratet?“, fragte sie. „Jetzt, wo ich weiß, dass du nicht schwul bist.“
Er grinste. „Immerhin habe ich vor, meine Garderobe ein bisschen aufzupeppen.“
Sie lachte. „Im Ernst, Gary. Hast du Geheimnisse vor mir?
Sie hatte die Frage bewusst in lockerem Ton gestellt, aber als er nicht genauso locker darauf reagierte, erschrak sie.
„Keine Geheimnisse, was die Informationen angeht“, sagte er.
Sie wusste jetzt schon, dass sie sein Geheimnis hassen würde – egal was es war. Sie verkrampfte völlig und saß da wie versteinert.
„Du bist doch verheiratet? Du hast jemanden umgebracht? Du warst früher mal eine Frau? Du hast eine ansteckende Krankheit, und jetzt bleiben mir nur noch drei Wochen?“
„Nein.“ Seine Miene war freundlich. „Nichts dergleichen.“
Eine Frau Mitte vierzig ging an ihrem Tisch vorbei, blieb stehen und kam wieder zurück. Sie sah Gary überrascht an.
„Father Halaran?“
Dani versteifte sich. Vor ihrem geistigen Auge tauchte in dicker Neonschrift „Father Halaran“ auf. „Father“ wie Pfarrer?
Ach du großer Gott.
Gary nickte der Frau zu. „Hallo, Wendy. Jetzt nur noch Gary, Sie wissen doch.“
„Ach ja, richtig.“ Wendy sah Dani an, dann wieder Gary. „Wie geht es Ihnen? Ich habe Sie lange nicht gesehen.“
„Wohl ein paar Jahre nicht. Mir geht es gut.“
„Das freut mich. Ja dann, es war schön, Sie zu sehen. Fa..., äh ... Gary.“
Und damit verschwand die Frau.
Dani blinzelte ein paarmal, bis sie wieder klar denken konnte. „So“, sagte sie so gleichmütig wie möglich. „Interessant.“
„Ich war mal Priester.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“
Er lächelte. „Mein Gott. Ich bin vor zwei Jahren ausgestiegen. Dann wurde ich Lehrer. Ich habe hier um die Ecke gewohnt und bin früher immer gern in dieses Restaurant gegangen. Wahrscheinlich hätte ich mit dir woandershin gehen sollen.“
Glaubte er im Ernst, dass darin das Problem lag? „Nein, ich finde es sehr schön hier.“
„Ist alles klar bei dir?“, fragte er.
„Ich weiß es nicht. Ich versuche noch, das mit dem Priester zu verdauen.“
„Du bist nicht katholisch“, sagte er. „Das dürfte doch kein Problem sein.“
„Das sagt sich so leicht. Ich finde es trotzdem etwas schwierig.“ Obwohl sie selbst nicht genau wusste, warum.
Ein katholischer Priester. Stichwort Zölibat. War er überhaupt schon mal mit einer Frau zusammen gewesen? Und wenn nicht, hatte er es jetzt vor? Mit ihr? Wollte sie sich das wirklich antun?
„Sag doch was“, bat er sie. „Was denkst du?“
„Kein Wunder, dass du gut zuhören kannst.“
„Ist das jetzt wirklich ein Problem für dich?“ Er nahm die Speisekarte und legte sie wieder hin. „Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen. Aber es war nie die richtige Gelegenheit. Ich kann mich ja schlecht als ‚Gary, der ehemalige Priester‘
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