Susan Mallery - Buchanan
den Schoß. Er rutschte hin und her, bis er es sich zwischen ihr und der Sessellehne gemütlich gemacht hatte, legte seinen Kopf auf Danis Schulter und seufzte zufrieden. Dann gesellte sich Sasha zu ihnen. „Ich möchte auch eine Geschichte hören“, sagte sie.
„Aber gern! Möchtest du dich zu mir setzen?“
Sasha nickte und kuschelte sich an Danis andere Schulter.
„Es waren einmal zwei Kätzchen, die hießen Callie und Jake. Sie waren Schwester und Bruder und lebten in einem blauen Haus. Die beiden spielten gern auf der grünen Wiese im Garten und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen.“ Dani betrachtete das dazugehörige Bild. „Meine Güte, das ist tatsächlich eine grüne Wiese. Ich wünschte, mein Rasen sähe auch so schön aus.“
Sasha kicherte. „Du brauchst einen Gärtner.“
„Da hast du wahrscheinlich recht.“
Oliver, der ein paar Jahre älter war als Sasha, aber aufgrund des Downsyndroms in seiner Entwicklung etwas langsamer, tippte mit dem Zeigefinger auf das Buch. „Kätzchen“, sagte er.
Dani legte ihre Arme um die beiden und blätterte zum nächsten Bild. Während sie die Geschichte der zwei Katzen vorlas, die ein kleines Menschenkind bei sich zu Hause aufnahmen, ging ihr ständig durch den Kopf, was für eine Herausforderung es sein musste, ein behindertes Kind zu haben. Würden Bailey und Oliver jemals selbstständig sein, heiraten und ein langes Leben genießen können?
Und was war mit Quinn, der aussah wie andere Kinder, aber nicht so schnell lernte? Oder Ian, der hochintelligent, aber in einem Körper gefangen war, über den er selbst keine Kontrolle hatte?
Plötzlich wurde Dani von ihren Gefühlen übermannt. Sie hatte eine geradezu überwältigende Hochachtung davor, was die Canfields leisteten. Und sie spürte mit schmerzhafter Intensität, mit wie viel Sorgen, Hoffen und Bangen dieses Familienglück verbunden war.
Als Dani die Geschichte zu Ende gelesen hatte und Oliver und Sasha spielen gegangen waren, ging Dani in die Küche, um zu fragen, ob sie helfen konnte.
„Du warst schon so liebenswürdig, mich zum Essen einzuladen, da möchte ich nicht untätig herumsitzen“, sagte sie. „Ich bin es gewohnt, mir meinen Platz am Tisch zu verdienen.“
Katherine lachte. „Oh, aber du arbeitest doch in einem Restaurant, nicht wahr? Woher soll ich wissen, ob du dich nicht insgeheim über meine Kochkünste lustig machst?“ Sie zwinkerte.
„Das würde ich nie tun. Außerdem arbeite ich im Management und koche nicht beruflich.“
Katherine trug lange Wollhosen und eine Bluse, die vermutlich aus Seide war. Mit ihrem nach hinten gebundenen Haar und den geschmackvollen Perlohrringen sah sie aus, als wäre sie gerade dem Lifestyle-Magazin „Town & Country“ entsprungen.
Nun kam Sasha in die Küche gestürmt. Katherine fing sie auf und umarmte sie liebevoll.
„Ich kann auf der Stelle ganz brav sein, wenn ich einen Keks bekomme“, sagte die Kleine.
„Ich bin sicher, du kannst auch ohne Keks brav sein. Wir essen nämlich in knapp einer Stunde.“
Sasha schniefte. „Das ist noch furchtbar lang, und ich bin sehr, sehr hungrig.“
„Ich denke, du wirst uns schon nicht verhungern.“
Sasha guckte Dani an. „Gibst du mir einen Keks?“
Dani schüttelte den Kopf.
Katherine nahm das Messer, mit dem sie vorhin den Brokkoli zerkleinert hatte. „Sasha ist derzeit in der ‚sehr‘-Phase. Alles ist irgendwie sehr. Sie kann ganz schön dramatisch tun. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie einmal eine Bühnenkarriere macht.“ Sie sah Dani an. „Du weißt ja, Sasha ist HIV-positiv.“
Dani nickte.
„Hast du keine Angst, sie zu berühren? Sie saß auf deinem Schoß, während du vorgelesen hast.“
Dani hatte das Gefühl, als wäre diese Frage ein Test. „Nein, da habe ich überhaupt keine Bedenken.“
„Die meisten Leute haben falsche Vorstellungen von HIV.“
„Nicht nur von HIV“, sagte Dani leise. „Du wirst bestimmt ständig mit Vorurteilen konfrontiert.
„Ja. Viele Leute glauben, ich hätte mich für diese Kinder entschieden, weil sie Probleme haben. Das stimmt nicht. Ich habe mich für sie entschieden, weil sie mein Herz berührt haben.“
Dani konnte das gut nachvollziehen. Die Kinder hatten sich bereits in ihr eigenes Herz geschlichen.
Nach der Hochzeit mit Hugh hatte sie nie mehr über eigene Kinder nachgedacht. Es hatte sie ihre ganze Kraft gekostet, sich um ihn zu kümmern. Als er mit der Zeit wieder besser alleine zurecht kam, hatte sie
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