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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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düstere Welt der dornenbewehrten Heide und schweigsamen Wasserläufe wartete auf die Schwachen.
    Seinem Glauben untreu? Er war Christus nie untreu geworden. Es stimmte schon, er hatte ihm einst die Treue geschworen – aber das war so, als ob er einem Herrn den Lehnseid leistete, der sich später als Vogelscheuche entpuppte, einem alten Holzstock mit noch älteren Stoffresten. Der Eid war nichtig.
    Ah, aber wie konnte er leugnen, seinem eigenen Bruder Unwin die Treue nicht gehalten zu haben? Erneut biss er in sein Handgelenk und hinterließ tiefe Spuren in seiner Haut. Der Schmerz ging nicht so tief wie der Schmerz der Schande und der Trauer in seiner Brust. Unwin hatte ihm eine wunderschöne Harfe geschenkt und ihm beigebracht, wie sich einige leichte Akkorde spielen ließen. Machte die Harfe die Runde im Festsaal, so würde sie sich immer beeindruckend anhören, selbst wenn er nie mehr dazulernte. Unwin hatte ihm seinen ersten Helm, sein erstes Schwert, seinen ersten Schild geschenkt und ihn bei unzähligen Übungskämpfen zu Boden geschlagen. Dem Anfänger tat man keinen Gefallen, wenn man ihn beim Kampftraining schonte. Unwin hatte ihn auch aufgehoben, ihn auf die Stirn geküsst, ihn an den Haaren gezogen und gesagt, dass er eines Tages der Sieger sein würde.
    Es wurde ihm in aller Deutlichkeit klar, dass er zu Unwin gehörte, zu seinem Bruder, den er liebte. Nur um dann wieder für diese Vogelscheuche zu kämpfen – Christus? Elfling war auch sein Bruder.
    Solange sich die Schatten der Anderswelt um ihn legten, konnte er Elfling nicht die Treue versagen. Aber selbst wenn er jemals wieder die Kraft erlangte, um Unwin zu schlagen, so würde er es in Diensten Elflings doch niemals tun.
    Er ließ sich auf die aufgetürmten Kissen fallen und bedeckte seine Augen mit den Händen. Er sollte sich hinlegen und schlafen – er sollte sich in die Anderswelt fallen lassen und niemals wieder zurückkehren. Mit jedem Tag wuchs in ihm der Verdacht, dass er nicht mehr über die Kraft verfügte, in dieser strahlend hellen, brutalen Welt zu leben.
    Am frühen Abend erreichte eine Reiterschar das Tor der Residenz, und ihre Pferde waren verschwitzt und staubverschmiert. Die Reiter hatten ihre Schilde auf den Rücken geschlungen, über die Kettenhemden, doch da niemand von ihnen einen Helm trug, wurde ihr Anführer sofort erkannt: Elfling. Das Tor wurde geöffnet.
    Im Innenhof hatten sich zur Begrüßung mehrere Mägde mit Bier in Trinkhörnern und Körben mit frischem Brot versammelt. Als Elfling auf den Hof ritt, trat Kendidra aus der Gruppe nach vorne, um ihn zu begrüßen. Er zügelte sein Pferd, stieg aber nicht ab. Keiner seiner Männer durfte vor ihm absteigen. Die Stallknechte, die die Pferde entgegennehmen wollten, schauten sich ratlos an.
    Elfling schaute auf Kendidra herab, und als sie zu ihm aufsah und seinen Blick erwiderte, spürte sie einen Schock, als ob sie leicht gestoßen würde. In seinem Blick lag eine Entschlossenheit – wie bei einer Katze auf der Vogeljagd –, die sie verstörte, und noch etwas, das sie nicht in Worte fassen konnte. Es Traurigkeit zu nennen wurde ihm nicht gerecht; dafür war es zu kalt und zu weit entfernt von allem.
    Elfling betrachtete ihre hohe, feste Gestalt von oben bis unten. Sein Blick kehrte zu dem schlichten, angenehmen Gesicht unter dem weißen Leinenschleier zurück, der ihr Haare verbarg. Der Anblick ihrer Kleidung, wie der Stoff über ihre Brüste und Arme fiel, weckte schmerzhafte Erinnerungen in ihm – an Wärme, Duft, Berührungen. All das vermisste er. Die Göttin hatte gesagt, er müsse die Kraft finden, ohne sie zu leben – nicht, dass er von ihr frei wäre.
    Sein Blick richtete sich auf das geschindelte Dach der Königshalle. Anstatt sie zu verteidigen, hätte er sie gerne, niedergebrannt, wie auch sein eigenes Zuhause niedergebrannt worden war. Der Wind würde die Asche in alle Richtungen verstreuen. Und die Menschen? Sie konnten auf der gesamten Welt um ihr täglich Brot betteln. Sein eigenes Handeln konnte er aber nicht selbst bestimmen. Der Tag seines Todes und die Art seines Sterbens waren schon vor langer Zeit vorherbestimmt worden. Wie auch sein Leben.
    Kendidra errötete und reichte ihm mit einem Willkommensgruß ein Trinkhorn. Er beugte sich nach unten, nahm das Horn, trank einen Schluck und gab es ihr zurück. Er stieg ab, und seine Männer taten es ihm unter erleichtertem Ächzen gleich, denn es verlangte sie nach ihrem Brot und Bier. Die Stallknechte

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