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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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stand. Es gab keinen Zweifel, dass er der Anführer war. Niemand sonst konnte solche Rüstung tragen – schwarz, poliert, und mit Goldtropfen verziert. Sein Helm war der eines Königs: Eine Maske mit grimmig dreinblickenden silbernen Augenbrauen und goldenen Lippen, die sein wahres Gesicht verdeckten, und über der Krone auf seinem Helm breitete ein goldener Drache mit Granataugen seine Schwingen aus. Sie hatte solche Helme zuvor gesehen, bei den sächsischen Athelingen. Entweder hatte dieser Mann den Helm in einer Schlacht gewonnen oder … Als er sich im Sattel umdrehte, sah Ebba den langen geflochtenen braunen Zopf, der an seinem Rücken herabhing, und wusste sofort, wer er war. Unwin Eadmundssohn. Dänen trugen die Haare nicht lang.
    Der Mann an seiner Seite musste auch ein Anführer sein, denn er brachte sein Pferd sehr nah an Eadmundssohn heran, wenn auch sein Kettenhemd nur aus schlichten grauen Kettengliedern bestand und sein Helm ein schlichter Eisentopf mit Nasenstück war. Er zerrte sich den Helm herunter und entblößte die kurzen Haare eines Dänen – aber seine Haare waren schwarz wie der Boden eines Kochtopfs, und sein junges Gesicht war gebräunter als eine reife Nuss. Seine Haut war sogar dunkler als Ebbas, und sie starrte ihn an.
    Ein Däne trat an den Steigbügel dieses düsteren Mannes heran und reichte ihm einen großen Lederbeutel, den er vor den versammelten Leuten entleerte. Aus dem Beutel fielen abgetrennte Hände und Köpfe. Sie gehörten dem alten Herrn von Kingsborough und seinem Sohn.
    Ebba spürte, wie die Herrin ihre Hand fester drückte, ihr wehtat. Sie betrachtete ihr Gesicht, das so bleich wie ihr Linnenschleier war – aber dann fingen Frauen an zu kreischen, und der Lärm von Pferdehufen kam näher, und Gebrüll ertönte. Die bewaffneten Männer kehrten von ihrer Suche zurück und trieben sächsische Männer vor sich her. Einige der Männer waren so schwer verwundet, dass man sie über die Pferde geworfen hatte. Im Hof wurden die Gefangenen zu Boden geworfen oder niedergeschlagen. Die Schreie der Frauen in der Menge wurden lauter, und sie schoben sich vor. Mächtige Pferdeflanken drängten sie zurück.
    Die Herrin ließ Ebbas Hand los, um nach vorne zu rennen. Sie klammerte sich an den Fuß Unwins, der immer noch auf seinem Pferd saß. »Atheling! Lasst sie gehen!«
    Ebba sah, wie die goldene Maske nach unten schaute, auf die Herrin. Doch das Morden hatte bereits begonnen. Die sächsischen Männer wurden aufgespießt, vor den Augen ihrer Frauen und Kinder, ihre Kehlen durchgeschnitten. Die ungläubigen, verzweifelten Schreie der Frauen wurden so laut, dass selbst die Hunde in ihr Geheul mit einstimmten und die anderen Tiere in ihren Ställen es ihnen gleich taten. Pferde drängten die Frauen erneut zurück.
    Ebba sparte sich das Betteln oder Schreien. Sie stand still da und betrachtete das Gemetzel durch ihre verfilzten Haare. Niemals zuvor hatte sie gesehen, wie ein Mensch umgebracht wurde, obwohl sie schon öfter aufgehäufte Leichen gesehen hatte und wie sie anschließend verbrannt wurden. Und sie hatte viele Hühner und Schweine sterben sehen. Das Töten von Menschen schien ihr fast einfacher zu sein, denn die meisten standen einfach nur da und ließen sich hinrichten. Es war schon harte Arbeit, vielleicht wie Holzhacken, aber es schien keine besondere Kunst zu sein.
    Ingvi Troll schaute von seinem Pferd aus ebenso zu. Der Gestank des Blutes ließ das Tier ein wenig unruhig werden, aber es war ein gut ausgebildetes Schlachtross, das ihm König Lovern geschenkt hatte, und weder der Geruch noch die Schreie konnten es ernsthaft aus der Fassung bringen. Er hatte festgestellt, dass es ihm nicht schwerer fiel, einen Mann sterben zu sehen, als das Sterben eines Ebers auf der Jagd zu beobachten. Wenn sich Stunden später die Dunkelheit herabsenkte und er ruhig am Feuer saß oder zu schlafen versuchte, erst dann ließen ihn ihre Gesichter und ihre Schreie am ganzen Leib erzittern, und in der Finsternis schien sich der Todeskampf vieler Männer zu wiederholen.
    Den Wolf zu speisen und den Raben zu füttern brachte ewigen Ruhm. Er war gern bereit, diesen Preis zu zahlen.
    Unwin hatte den Helm abgesetzt. Er rief: »Ich bin Unwin Eadmundssohn, aus dem königlichen Hause und Mitglied der Zwölfhundert, König dieses Landes! Diese Männer starben, weil sie gegen ihren König kämpften! Aber wenn alle hier meinen Befehlen Folge leisten, waren sie die Letzten, die sterben mussten!«
    Er

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