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Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne

Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne

Titel: Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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nutzlose Flasche von mir und rannte los.
    Doch es war zu spät. Er streckte so plötzlich, dass ich es kaum sah, die Hand aus und packte mich so fest beim Handgelenk, dass es wehtat.
    »Lassen Sie mich los«, sagte ich. »Ich meine es ernst. Das wird Ihnen noch leidtun …«
    Aber er ging nicht darauf ein, sondern entschuldigte sich so freundlich, als hätte ich nicht gerade eben versucht, seine Schleimhäute zu verätzen: »Tut mir leid, dass ich Ihnen so nahetreten muss. Aber was ich vorhin gesagt habe, ist die Wahrheit. Ich habe in der Vergangenheit einige Fehlentscheidungen getroffen, die dazu geführt haben, dass etliche Menschen durch meine Schuld gestorben sind … Es ist nun eminent wichtig, dass Sie mir helfen, mit ihnen zu sprechen, damit ich ihnen mitteile, wie leid mir das tut, was ich getan habe.«
    Ich blinzelte ihn an. »Okay, das reicht jetzt«, sagte ich. »Ich bin raus aus der Nummer.«
    Aber egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte mich einfach nicht aus seinem stählernen Griff befreien. Der Typ war überraschend stark für einen Vertreter der Vätergeneration.
    »Ich weiß, dass ich Ihnen wie ein Ungeheuer vorkommen muss«, sagte er. »Wie ein Monster. Aber das bin ich nicht, wirklich nicht.«
    »Erzählen Sie das Mrs Fiske«, stöhnte ich und zerrte weiter an seinem Arm.
    Mr Beaumont schien mich nicht gehört zu haben. »Sie können sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlt. All die Stunden, die ich damit zugebracht habe, mich für meine Taten zu geißeln …«
    Mit der freien Hand fummelte ich wieder in meiner Tasche herum. »Na ja, bei Gewissensbissen soll eine Beichte helfen«, sagte ich. Meine Finger schlossen sich um die Münzrolle. Nein, keine Chance. Er hielt meinen Schlagarm umklammert. »Wie wär's, wenn Sie mich mal ans Telefon lassen? Wir rufen die Polizei, denen können Sie dann alles erklären. Wie klingt das?«
    »Nein, das bringt nichts«, erwiderte Mr Beaumont ernst. »Ich bezweifle, dass die Polizei Verständnis hätte für … nun, für meine speziellen Bedürfnisse …«
    Und dann tat er etwas Unerwartetes: Er lächelte mich an. Es wirkte reumütig und jämmerlich, aber es war ein Lächeln.
    Natürlich hatte er mich vorher auch schon öfter angelächelt, aber immer über einige Meter oder zumindest einen Tisch hinweg. Jetzt hingegen stand ich direkt vor ihm.
    Als er nun lächelte, sah ich flüchtig, was ich nie im Leben erwartet hätte.
    Er hatte die spitzesten Eckzähne, die man sich vorstellen kann.
    Okay, ich geb's zu, das war der Augenblick, in dem ich durchdrehte. Zwar hatte ich mich mein Leben lang mit Geistern herumgeschlagen, aber das hieß noch lange nicht, dass ich auf meine erste Begegnung mit einem echten Vampir vorbereitet gewesen wäre. Ich meine, Geister gab es nun mal wirklich, das wusste ich aus Erfahrung.
    Aber Vampire? Vampire waren der Stoff, aus dem Albträume gestrickt waren, Phantasiegestalten wie Bigfoot oder das Ungeheuer von Loch Ness. Hallo!
    Aber jetzt stand einer direkt vor meiner Nase und schenkte mir ein Mein-Sohn-ist-Klassenbester-Lächeln, das mir den Magen umdrehte. Ein echter Vampir aus Fleisch und Blut!
    Nun wusste ich auch, warum Marcus mir seinerzeit, als er in Mr Beaumonts Büro aufgetaucht war, so auf den Hals gestarrt hatte. Er hatte sich vergewissern wollen, dass sein Boss mir nicht an die Halsschlagader gegangen war.
    Wahrscheinlich war das der Grund für das, was ich nun als Nächstes tat.
    Meine freie Hand steckte immer noch in meiner Tasche. Plötzlich umklammerte ich den Stift, den ich als letzten Notnagel eingepackt hatte, riss ihn heraus und stieß ihn mit aller Kraft in Mr Beaumonts Brustkorb.
    Eine Sekunde lang waren wir beide wie schockgefroren und starrten auf den Bleistift, der aus seinem Pullover herausragte.
    Dann sagte Mr Beaumont mit äußerster Überraschung in der Stimme. »Du meine Güte.«
    Worauf ich antwortete: »Friss Blei, Arschloch.«
    Dann kippte er vornüber, verfehlte den Tisch nur um wenige Millimeter und knallte zwischen Couch und Kamin der Länge nach auf den Boden.
    Dort blieb er reglos liegen, während ich mir das schmerzende Handgelenk rieb, das er mit eisernem Griff festgehalten hatte.
    Nach einer Weile wurde mir klar, dass er weder zu Staub zerfallen noch in Flammen aufgehen würde wie die Vampire, die man in Filmen zu sehen bekam. Er lag einfach nur da und rührte sich nicht.
    Langsam sickerte in mein Bewusstsein, was ich getan hatte:
    Ich hatte soeben den Vater meines Freundes

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