Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
in den Räumlichkeiten des Carmel Pine Cone auf wie im Geschichtsmuseum, aber dennoch war es nicht unwahrscheinlich, dass sie mitbekam, was ich gerade getan hatte.
Die Story musste unbedingt sofort erscheinen! Je schneller die Wahrheit über Maria und Felix Diego ans Tageslicht kam, desto besser standen die Chancen, dass ich nicht um die Ecke gebracht wurde - und die Menschen, die mir am Herzen lagen, auch nicht.
»Der Artikel muss morgen erscheinen«, sagte ich. »Bitte, CeeCee. Könntest du nicht den Gerichtsmediziner anrufen und ihm eine inoffizielle Aussage entlocken oder so?«
Jetzt sah CeeCee doch wieder von ihrem Block hoch. »Wozu die Eile, Suze? Diese Leute sind doch schon seit Ewigkeiten tot. Was spielt es da noch für eine Rolle, ob der Artikel jetzt oder in ein paar Wochen erscheint?«
»Eine große«, sagte ich. Meine Zähne klapperten. »Es spielt eine große Rolle, CeeCee. Bitte, bitte versuch die Sache zu beschleunigen, okay? Und versprich mir, dass du mit niemandem darüber redest. Außerhalb der Redaktion, meine ich. Es ist wirklich wichtig, dass du alles für dich behältst.«
CeeCee legte mir eine Hand auf die nackte Schulter. Ihre Finger waren warm und weich. »Suze.« Sie musterte
mich eindringlich. »Was ist mit deinem Kopf passiert? Wo kommt die Riesenbeule unter deinem Pony her?«
Ich nestelte verlegen an meinen Haaren herum.
»Ach das«, sagte ich. »Ich bin gestolpert und in ein Loch gefallen. In das Loch, in dem die Leiche gefunden wurde, ist das nicht Ironie des Schicksals?«
CeeCee schien es kein bisschen lustig zu finden. »Hat da mal ein Arzt draufgeguckt?«, fragte sie. »Sieht nämlich echt übel aus. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung oder so.«
»Mir geht’s gut.« Ich stand auf. »Wirklich, alles bestens. Ich muss jetzt wieder los. Vergiss nicht, was ich gesagt hab, okay? Über den Artikel, meine ich. Erzähl niemandem was davon. Und bring ihn so schnell wie möglich ins Blatt. Ich möchte, dass möglichst viele Leute ihn lesen. Wirklich viele. Sie müssen die Wahrheit erfahren. Über die Diegos und so.«
CeeCee starrte mich an. »Suze, bist du sicher, dass mit dir alles okay ist? Ich meine, seit wann interessierst du dich denn für den Landadel hier?«
»Na ja«, stammelte ich, während ich mich rückwärts aus dem Kabäuschen schob, »seit ich bei Dr. Clemmings war, denke ich mal. Ich meine, es ist doch wirklich tragisch, wie wenig Aufmerksamkeit so ein örtliches Geschichtsmuseum bekommt, wo es doch eigentlich die einzige Quelle …«
»Du musst nach Hause und ein Aspirin einschmeißen oder so«, unterbrach mich CeeCee.
»Ja, du hast recht.« Ich nahm meine rosafarbene, mit
kleinen Blümchen bestickte Handtasche, die so gut zu meinem Kleid passte. Irgendwie musste ich ja die vielen Tage ausgleichen, an denen ich gezwungenermaßen diese scheußlichen Khakishorts getragen hatte. »Ich geh dann mal. Bis später.«
Ich verzog mich, bevor mir der Schädel in aller Öffentlichkeit explodieren konnte.
Aber auf dem Weg zu Pater Dominics Wagen wurde mir klar, warum ich im Kopier-Kabäuschen die ganze Zeit so gezittert hatte. Es hatte weder an der aufgedrehten Klimaanlage gelegen, noch daran, dass Jesse verschwunden war. Und auch nicht daran, dass zwei Mördergeister mir nach dem Leben trachteten.
Nein, ich zitterte, weil ich wusste, was ich zu tun hatte.
Ich beugte mich zu Pater Dominics Beifahrerfenster hinunter. »Hey«, sagte ich.
Pater Dom zuckte erschrocken zusammen und warf hastig etwas aus seinem Fenster.
Aber zu spät. Ich hatte die Zigarrette längst gesehen. Und gerochen sowieso.
»Hey«, sagte ich noch einmal. »Geben Sie mir auch eine?«
»Susannah«, entgegnete er streng. »Machen Sie keinen Unsinn. Rauchen ist eine üble Angewohnheit. Am besten, Sie gewöhnen es sich gar nicht erst an. Und, wie ist es bei Miss Webb gelaufen?«
»Gut.« Bestimmt war es eine Sünde, einen Priester anzulügen, auch wenn es sich um eine Notlüge handelte, die ihm tatsächlich nichts anhaben konnte. Aber was hätte ich tun sollen? Ich kannte ihn doch in- und
auswendig. Und ich wusste, dass er sich dem Thema Exorzismus komplett versperrte.
Ich hatte also keine andere Wahl.
»Sie möchte, dass ich noch ein bisschen hierbleibe«, sagte ich. »Um ihr beim Schreiben zu helfen.«
Pater Dominic schob die weißen Augenbrauen über seinem silbernen Brillenrahmen zusammen. »Susannah, Sie und ich haben heute Nachmittag viel vor, und ich …«
»Ja«, unterbrach ich
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