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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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waren ganz rot und verquollen. Hauptsache, es kam jetzt nicht jemand rein, sonst würde ich bestimmt wegen Kindesmisshandlung oder so hoppsgenommen werden.
    »Ich will Jesse zurückholen«, erklärte ich und hob Jack vom Bett herunter. »Und du wirst mir dabei helfen.«
    »Wer ist Jesse?«, fragte Jack.
    Ich erzählte ihm alles. Zumindest tat ich mein Bestes, damit er verstand. Ich erklärte ihm, dass Jesse der Mann war, den er exorziert hatte, und dass er mein bester Freund gewesen war. Dass es falsch war, Leute zu exorzieren, außer sie hatten etwas ganz Schlimmes getan, zum Beispiel dich umzubringen versucht. Aber genau das hätte Maria behauptet, sagte Jack. Sie hätte behauptet, Jesse hätte mich umzubringen versucht.
    Also brachte ich Jack bei, dass es sich mit Geistern im Grunde genau wie mit lebenden Menschen verhält: Manche sind ganz okay, aber andere eben große Lügner. Wenn er Jesse kennengelernt hätte, versicherte ich Jack, hätte er bestimmt auf Anhieb erkannt, dass er kein Mörder war.
    Maria de Silva hingegen …
    »Aber sie war echt nett«, warf Jack ein. »Ich meine, sie ist so hübsch und alles …«
    Oje. Männer. Funktionierten die mit acht Jahren schon nach dem Schema? Echt übel.
    »Jack«, sagte ich. »Kennst du die Redewendung ›Der Schein trügt‹? Man soll nicht nach dem Äußeren gehen. Das ist wie mit Büchern: Die soll man auch nicht nach dem Umschlag beurteilen.«

    Jack rümpfte die Nase. »Ich lese sowieso nicht so gern.«
    »Verstehe.« Wir waren mittlerweile ins Wohnzimmer übergewechselt, und ich nahm meine Handtasche und machte sie auf. »Wenn wir Jesse zurückholen wollen, müssen wir das mit dem Lesen aber ein bisschen üben. Ich möchte nämlich, dass du das hier liest.«
    Ich reichte ihm eine Karteikarte, auf die ich etwas gekritzelt hatte. Jack kniff die Augen zusammen und starrte darauf.
    »Was ist das?«, fragte er. »Ist doch nicht Englisch.«
    »Nein.« Ich holte ein paar weitere Sachen aus meiner Handtasche. »Das ist Portugiesisch.«
    »Was soll das sein?«
    »Eine Sprache«, erklärte ich. »In Portugal spricht man Portugiesisch. In Brasilien auch, und noch in ein paar anderen Gegenden.«
    »Oh«, sagte Jack und deutete dann auf eine kleine Tupperdose, die ich eben aus der Tasche hervorgezaubert hatte. »Und was ist das?«
    »Ach das«, antwortete ich. »Hühnerblut.«
    Jack verzog das Gesicht. »Igitt!«
    »Hör zu. Wenn wir diesen Exorzismus durchziehen wollen, dann richtig. Und dafür braucht man eben Hühnerblut.«
    »Als Maria da war, hab ich kein Hühnerblut gebraucht«, wandte Jack ein.
    »Mir egal«, sagte ich. »Maria hat ihre Methoden, ich hab meine. Und jetzt lass uns ins Badezimmer gehen und loslegen. Ich muss mit dem Hühnerblut was auf den Boden malen, und das Zimmermädchen fände es bestimmt
nicht so klasse, wenn wir das hier im Wohnzimmer machen.«
    Jack folgte mir in das Bad, das sein und Pauls Zimmer miteinander verband. Mit dem Teil meines Gehirns, der nicht auf die bevorstehende Aktion konzentriert war, fragte ich mich, wo Paul wohl steckte. Echt seltsam, dass er nicht mehr angerufen hatte, seit er mich damals zu Hause abgesetzt hatte, zwischen den ganzen Polizeiautos und Rettungswagen. Man sollte meinen, es hätte ihn zumindest interessiert zu erfahren, was da los gewesen war.
    Trotzdem hatte ich seitdem keinen Mucks mehr von ihm gehört.
    Wobei mir das auch egal war. Es gab wesentlich wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern musste. Aber komisch war es schon.
    »So«, sagte ich, nachdem wir alles aufgebaut hatten. Eine Stunde hatten wir gebraucht, aber jetzt war alles fertig: das ziemlich perfekte Setting für einen Exorzismus, zumindest die brasilianische Voodoo-Variante. So hatte ich das jedenfalls in einem Buch beschrieben gefunden.
    Mit dem Hühnerblut aus dem Metzgerladen hatte ich mitten auf dem Badezimmerboden Symbole gemalt und dann diverse Kerzen drumrum drapiert - Votivkerzen. Andere hatte ich auf der kurzen Strecke zwischen der Redaktion des Carmel Pine Cone und dem Hotel nicht bekommen, außerdem dufteten sie nach Zimt, sodass es im Badezimmer wie Weihnachten roch … Na ja, zumindest wenn man den weniger festlichen Hühnerblutgestank außer Acht ließ.

    Trotz der Laienhaftigkeit, mit der ich alles zusammengestöpselt hatte, bildete das Gesamtensemble ein echtes Tor zum Jenseits - sofern Jack seinen Teil mit dem portugiesischen Text erfüllte. Ich war mit ihm Wort für Wort die Aussprache durchgegangen und er hatte alles

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