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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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eins zu nehmen.
    Nach dem Abendessen beschloss ich, dass es wohl schlauer wäre, nicht sofort in mein Zimmer zu gehen, sondern Jesse Zeit zu lassen zu entscheiden, ob er das Haus mit oder ohne Vorderzähne verlassen wollte. Ich halte nicht viel von Gewalt, aber sie ist gelegentlich ein unangenehmes Nebenprodukt meiner Arbeit. Manchmal kann man jemanden nur mithilfe der Faust dazu bringen, einem zuzuhören. Ich weiß, das steht in den Fachbüchern von Psychotherapeuten nicht gerade unter »Wie Sie Leute zum Zuhören bringen«.
    Aber schließlich habe ich nie behauptet, ich wäre Psychotherapeutin.
    Das Problem war heute bloß, dass es Samstagabend war. In dem ganzen Umzugstrubel hatte ich völlig vergessen, welchen Wochentag wir hatten. In New York wäre ich an so einem Samstagabend wahrscheinlich mit Gina weggegangen, entweder mit der U-Bahn nach Village gefahren, ins Kino gegangen oder zu Joe's Pizza, einfach eine Weile rumhängen und gucken, wer da ein und aus geht. Ich meine, klar bin ich ein Großstadtkind, aber das heißt nicht, dass mein Leben aus täglichem Glanz und Glamour bestanden hätte. Noch nie hatte mich ein Junge gebeten, mit ihm auszugehen – außer man rechnet den Tag in der fünften Klasse dazu, als Daniel Bogue mich auf der Eisbahn im Rockefeller Center bei einem »Nur für Paare«-Song gefragt hatte, ob ich mit ihm zusammen laufen will.
    Wobei ich mich dann zu meiner Schande bäuchlings aufs Eis gepackt hatte.
    Offenbar hatte Mom aber beschlossen, mich so schnell wie möglich ins gesellschaftliche Leben von Carmel einzuschleusen. Die Geschirrspülmaschine war gerade fertig eingeräumt, da fing sie schon an: »Brad, was hast du heute Abend eigentlich vor? Gibt's nicht irgendwo eine Party oder so? Vielleicht könntest du Suzie ja mitnehmen und mit ein paar Leuten bekannt machen.«
    Hatschi, der sich gerade einen Eiweiß-Shake mixte – anscheinend hatten ihn die zwei Dutzend Jumbo-Garnelen und das riesenradgroße Steak, die er zum Abendessen verputzt hatte, nicht satt gemacht –, sagte: »Wäre 'ne Idee, aber Jake muss heute Abend arbeiten.«
    Schlafmütz zuckte bei der Erwähnung seines Namens zusammen und sah auf seine Armbanduhr. »Verdammt«, sagte er, griff nach seiner Jeansjacke und ging aus dem Haus.
    Schweinchen Schlau schaute auf die Uhr. »Ts, ts, er ist schon wieder zu spät dran. Wenn er so weitermacht, schmeißen die ihn irgendwann noch raus.«
    Schlafmütz hatte einen Job? Das war allerdings eine Neuigkeit. »Was macht er denn?«
    »Er ist bei Peninsula Pizza .« Schweinchen Schlau arbeitete gerade an einem merkwürdigen Experiment, bei dem sowohl der Hund als auch die Getreidemühle meiner Mutter eine Rolle spielten. Der echt riesige Hund – wohl eine Mischung aus Bernhardiner und Braunbär – saß geduldig auf dem Boden und ließ sich von Schweinchen Schlau auf vorher kahl rasierte Hautstellen kleine Elektroden kleben. Das Seltsamste daran war, dass das niemand seltsam zu finden schien, am allerwenigsten der Hund.
    »Schlafm… ich meine, Jake arbeitet in einem Pizza-laden?«
    Andy, der gerade eine Backform in der Spüle schrubbte, erklärte es mir: »Er liefert Pizza aus. Und steckt dafür massenweise Trinkgelder ein.«
    »Er spart nämlich auf einen Camaro«, fügte Hatschi hinzu, einen dicken weißen Milchshake-Schnurrbart auf der Oberlippe.
    »Aha«, sagte ich.
    »Ich kann euch gern fahren, wenn ihr irgendwohin wollt«, bot Andy großzügig an. »Macht mir wirklich nichts aus. Wie sieht's aus, Brad? Willst du Suze mal zeigen, was im Einkaufszentrum so los ist?«
    »Nö.« Hatschi wischte sich mit dem Ärmel seines Sweatshirts den Mund ab. »Sind doch noch Ferien, da sind alle noch in Tahoe drüben. Nächstes Wochenende vielleicht.«
    Ich hätte beinahe losgeheult vor Erleichterung. Das Wort »Einkaufszentrum« jagte mir eine Heidenangst ein, die ausnahmsweise nichts mit Untoten zu tun hatte. In New York City gibt es keine richtigen Einkaufszentren, aber eine von Ginas Lieblingsbeschäftigungen war es, mit dem PATH-Zug zu einem nach New Jersey zu fahren. Normalerweise war ich nach einer Stunde so mit Eindrücken überladen, dass ich mich ins This Can't Be Yogurt setzen und an einem Kräutertee nippen musste, um mich zu beruhigen.
    Außerdem hatte ich absolut keine Lust, mich von irgendwem irgendwohin fahren zu lassen. Mann, wo war ich hier denn gelandet? Okay, U-Bahnen waren angesichts der St.-Andreas-Verwerfung wohl keine gute Idee hierzulande, aber wieso hatte noch niemand

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