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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Susy lächelnd an. »Aber was schwatze ich denn? Sie müssen jetzt gehen. Viel Glück, Schwester Barden!«
    »Danke.« Susy eilte durch den Korridor zur Treppe. Ihre Hände fühlten sich feucht an, und sie hatte ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Aber ihr Gang war leicht und sicher, als sie durch den alten Korridor ging, der zur Operationsabteilung führte. Endlich war der Tag gekommen, den sie so lange und so sehnlich erwartet hatte. Vielleicht würde sie mit Kit zusammen sein und - mit Connie. Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte. Sie mußte Connie beistehen.
    Als sie in einen spärlich erleuchteten Nebengang einbog, glänzte plötzlich die messingbeschlagene Tür vor ihr, die zur Operationsabteilung führte.
    Susy blieb mit einem Ruck stehen. Nach kurzem Zögern schob sie die Tür energisch auf. Sie glaubte, in eine Winterlandschaft zu blicken. Ein Gewirr schneeweißer Korridore mit weiß gekachelten Durchgängen tat sich vor ihr auf. Eine Welle heißer Luft, von Ätherdünsten und dem Geruch heißer Baumwolle gesättigt, schlug ihr entgegen.
    Sie schluckte ein Stechen im Hals hinunter, unterdrückte das Bedürfnis zu niesen und ging tapfer weiter. Sie gab sich Mühe, gleichmütig zu erscheinen, denn am Ende des weißen Korridorschlauchs standen drei vertraute Gestalten und sahen ihr entgegen. Ein Arm hob sich grüßend. Susy winkte zurück.
    Die neuen Operationsschwestern standen verlegen neben dem Schreibtisch der Inspektorin der Operationsabteilung. Es waren Connie, Hilda Grayson und Luise Wilmont. Susy stöhnte innerlich, als sie Luise sah. Zwei Monate lang würde sie Willi ertragen müssen, Willi mit der langen Nase, den vorgezogenen Lippen und dem selbstgerechten Wesen. Sie würde bestimmt eine gute Operationsschwester sein.
    Hilda dagegen war ein erprobter Kamerad. Sie hatte zwar das Pulver nicht erfunden, aber es ließ sich mit ihr gut zusammenarbeiten.
    »Hallo!« grüßten die drei im Chor.
    »Hallo!« erwiderte Susy. »Na, da sind wir! Ich wette, keinem von euch fällt eine treffendere Bemerkung ein.« Sie lachte, warf jedoch gleichzeitig einen besorgten Blick auf Connie, die immerhin gefaßt aussah, doch sehr bleiche Lippen hatte. Susy legte eine Hand auf ihre
    Schulter. »Bei wem muß ich mich melden?« fragte sie Luise in herausforderndem Tonfall.
    Diesmal ließ Luise die Frage der Grammatik auf sich beruhen. »Bei der Inspektorin Fräulein Lee. Sie ist abgerufen worden. Wir sollen hier auf sie warten.«
    »Danke.« Susy wandte sich zu Connie. »Wo ist denn Kit?«
    »Sie kommt nicht«, antwortete Connie leise. »Wir sind nur vier.«
    »Na, man kann nicht alles verlangen«, erwiderte Susy. Sie dachte: >Connie hat schreckliche Angst. Was soll ich nur tun - ohne Kits Hilfe? Hier im Beisein der anderen kann ich nicht offen mit ihr re- den.<
    Es entstand ein Schweigen. Die vier Mädchen sahen sich aufmerksam um und versuchten, sich in ihre neue Umgebung hineinzufinden. Susy war erwartungsvoll und gespannt, Connie bleich und ergeben, Hilda von ehrfürchtiger Scheu ergriffen. Nur Luise schien vollkommen selbstsicher zu sein. >Aber sie macht uns etwas vor<, dachte Susy, während sie verstohlen Willis Gesicht musterte. >Ihr Ausdruck ist allzu erhaben, um echt zu sein.<
    Die kleine Halle, in der die Mädchen warteten, war der Mittelpunkt des gewaltigen weißen Labyrinths, gewissermaßen das Herz, von dem unaufhörlich ein Strom geschäftiger Energien ausging. Schwestern in Operationskitteln und klösterlichen Hauben huschten über den weißen Mosaikboden. Braun gekleidete Krankenpfleger kamen und gingen. Assistenzärzte erschienen aus Türen, hinter denen Wasser lief und Dampf zischte.
    >Wie interessant das alles ist!< dachte Susy. >Ich verstehe nicht, warum Connie sich fürchtet. Sie muß die Angst überwinden.<
    Connie sah unterdessen mit entsetzten Augen einer Schwester nach, die einen Narkoseapparat hinter sich herzog.
    Trotz ihrer Sorge um Connie wanderten Susys Gedanken zu Bill. Sie versuchte sich vorzustellen, wie er in diesen Räumen wirkte. Dies hier war seine Welt. Hier galt er etwas. Ob er wußte, daß sie heute zur Operationsabteilung abkommandiert worden war? Seit langem hatte er sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet. Das wußte sie. Er wollte ihr zeigen, wie tüchtig er war. Der gute Bill! Susy lächelte. Wenn er sie nur nicht drängen wollte! Vielleicht ... Es war eigentlich sonderbar: Er sagte oder tat überhaupt nichts, um sie zu einem Entgegenkommen zu bewegen. Und doch

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