Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
ankam.
Endlich richtete Dr. Carlson sich auf. »Machen Sie zu Ende, Parker.« Er streifte seine Handschuhe ab. Fräulein Lester half ihm hastig aus dem Mantel. Der große Mann streckte seine Glieder. »Wie heißt die Schwester da?« fragte er Fräulein Lester.
Jetzt kam es. Susy hatte ihn lächerlich gemacht. Sie hatte es gewagt, ihm ins Gesicht zu lachen. Das würde er ihr niemals verzeihen.
»Es ist Schwester Barden«, antwortete Fräulein Lester.
»Soso, Barden.« Er starrte Susy an. Dann wandte er sich wieder zu Fräulein Lester, die sichtlich kleiner zu werden schien. »Diese junge Dame glaubt, sie wäre tüchtig«, schnaubte er mit einer Kopfbewegung zu Susy hin. »Und, bei Gott, sie ist wirklich tüchtig! Eine gute Operationsschwester mit Sinn für Humor.« Er grinste. »Sie hat mich ausgelacht! Ausgelacht!« Sein Gelächter dröhnte durch den Raum. Dann sagte er zu Susy: »Sie verlieren nicht den Kopf, wenn Sie mit mir arbeiten. Warum nicht?«
Susy blickte ihn mit ihren jungen klaren Augen an und sagte ernst: »Sie sind ein so wunderbarer Chirurg, daß es ganz gleichgültig ist, was Sie sonst tun.«
»Na, das ist doch .« Er sah sie lange an. Dann schluckte er sonderbar. »Danke!« stieß er rauh hervor. »Fräulein Lester, sorgen Sie bitte dafür, daß Schwester Barden mir in Zukunft bei allen Operationen assistiert.«
»Ja, Dr. Carlson.«
Connie hat ein Erlebnis
Susy war mehr bedrückt als erfreut über ihren Erfolg im Operationssaal. Sie wußte ja, daß sie ihn nur ihrer Anteilnahme an Herrn Tait zu verdanken hatte. Nach wie vor empfand sie die Tätigkeit einer Operationsschwester als unbefriedigend.
>Und so sitze ich mitten in meinem Seniorenjahr auf dem Trockenem, dachte sie niedergeschlagen. >Ich habe keine Lust, Operationsschwester zu werden, wenn ich mein Diplom habe. Aber ich muß mich bald entschließen, was ich eigentlich will.<
Vielleicht konnte Fräulein Waring ihr einen Rat geben. Sie hatte immer Verständnis für Susys Nöte gezeigt.
Susy fand Fräulein Waring in ihrem Zimmer mit Briefeschreiben beschäftigt. Die klaren grauen Augen der jungen Oberschwester leuchteten auf, als sie eintrat. »Susanne Barden! Kommen Sie, setzen Sie sich hierher! Ich mache Ihnen diesen Stuhl frei.«
»Danke, bemühen Sie sich nicht.« Susy ließ sich aufs Bett fallen. »Ach, Fräulein Waring, ich habe wieder mal etwas auf dem Herzen. Sie werden sicherlich denken, daß ich nur zu Ihnen komme, wenn ich nicht mehr weiter weiß.«
»Das macht doch nichts«, entgegnete Fräulein Waring herzlich. »Ich weiß, wie es im Seniorenjahr zugeht. Man kommt niemals zu den Dingen, die man gern tun möchte. Was gibt es denn?«
Susy erzählte, was sie bedrückte, während Fräulein Waring aufmerksam zuhörte. »Ich hatte mir immer gewünscht, Operationsschwester zu werden«, schloß sie. »Und nun entdecke ich plötzlich in letzter Minute, daß mir die Arbeit gar nicht liegt. Ich weiß nicht, was ich eigentlich will, für welche Tätigkeit ich mich am besten eigne. Können Sie mir vielleicht einen Rat geben?«
Fräulein Waring sah Susy nachdenklich an. »Das ist nicht so einfach. Im Grunde kann niemand einem anderen Menschen raten, was er tun soll. Aber ich meine, Sie haben ein Talent dazu, mit Menschen umzugehen. Sie sind sehr aufgeschlossen. Sie lieben die Menschen, und diese fühlen das. Es ist eigentlich kein Wunder, daß Sie nicht besonders interessiert an der Arbeit im Operationssaal sind. Sie ist dramatisch, aber kühl und mechanisch. Sie jedoch lieben die lebendige Wärme menschlicher Wesen.«
»Genau so ist es!« rief Susy.
»Sie müßten also einen Zweig der Krankenpflege wählen, der Ihnen einen entsprechenden Wirkungskreis bietet. Vielleicht wollen Sie Stationsschwester werden. Haben Sie schon einmal daran gedacht?«
»Nein.« Susy überlegte ein wenig. »Wie soll ich wissen, ob ich mich dazu eigne? Nur wenige von uns haben die Chance, Oberschwester zu werden. Vielleicht bin ich gar nicht unter diesen. Wie soll ich dann aber herausfinden, ob ich mich zur Stationsschwester eigne?«
Fräulein Waring lächelte. »Da sehen Sie, wie wenig mein Rat Ihnen nützt. Ich fürchte, Sie können nichts tun als abwarten. Ist Ihre Zeit im Operationssaal bald zu Ende?«
»Ja. Ich habe schon mehr als die fünfundzwanzig Operationen hinter mir, die ich für mein Diplom brauche. Wahrscheinlich werde ich die Operationsabteilung bald verlassen.«
»Und dann?«
»Ich glaube, dann kommt Geburtshilfe dran. Zehn aus
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