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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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wie im Operationssaal, wenigstens was das Technische betraf. Auch hier mußten alle Dinge steril gehalten werden. Auch vor einer Entbindung wurden Hände und Arme gründlich gebürstet. Aber sonst spielte sich doch alles ganz anders ab. In diesem Raum wurde die meiste Zeit mit Warten verbracht. Die Schwester sprach mit den Frauen, ermutigte sie und hatte auf unzählige Einzelheiten zu achten. Dann, nach Stunden voller Langeweile, die schließlich in einem aufgeregten Hin und Her endeten, ertönte der Schrei des Neugeborenen. Susy war jedesmal von neuem erschüttert, wenn sie diesen Schrei hörte.
    Manchmal schrie das Baby nicht. Das bedeutete meistens, daß es noch nicht zu atmen begonnen hatte. Sein Willkommen auf dieser Welt bestand in ein paar heftigen Schlägen des Arztes. Wenn es dann nicht schreiend protestierte, wurde es zuerst in kaltes und dann in heißes Wasser getaucht.
    Susy war anfangs entsetzt über diese rohe Behandlung, und Connies Augen füllten sich mit Tränen, als sie zum erstenmal Zeuge einer solchen scheinbaren Roheit war. Es kam jedoch noch oft vor, und die Mädchen wußten, daß es notwendig war.
    Früher hatte Susy oft davon gehört, daß Babys in Krankenhäusern verwechselt werden könnten. Nun bemerkte sie, daß einige Frauen, besonders diejenigen, die ihr erstes Kind bekamen, über solches Gerede ängstlich geworden waren. Sie konnte ihnen beweisen, daß eine Verwechslung ganz ausgeschlossen war. Sobald das Kind zur Welt kam, wurde ihm ein silbernes Kettchen mit einem kleinen Schild um den Hals gebunden, auf dem der Name der Mutter sowie ihre Bett- und Zimmernummer standen. Dieses Kettchen behielt es um, bis die Mutter mit ihm das Krankenhaus verließ. Es konnte also gar kein Irrtum vorkommen.
    Bei Entbindungen offenbarten sich manche Seiten der Menschen, die man sonst kaum kennenlernte. Allerdings tauchten auch die seltsamsten Probleme auf.
    Was sollte man zum Beispiel mit den Ehemännern machen? In dieser Situation schienen alle ohne Ausnahme gleich schwierig zu sein. Natürlich waren sie auch bemitleidenswert. Sie hockten mit durchweichten Kragen und zerzausten Haaren im Wartezimmer oder gingen unruhig auf und ab, während ihre Söhne und Töchter geboren wurden. Sie kauten an den Fingernägeln. Sie rissen sich die Schlipse ab. Sie drehten an den Knöpfen ihrer Jacken oder Mäntel. Sie zerknüllten verzweifelt ihre Hüte. Sie fluchten, jammerten und schwitzten, ja, manchmal fielen sie sogar in Ohnmacht. Jede Schwester, die vorüberging, flehten sie mit heiserer Stimme an, ihnen zu sagen, wie es stehe.
    Es war einfach nichts mit ihnen anzufangen. Sie waren zu nervös, um zu lesen oder sich vernünftig zu unterhalten. Ruhelos liefen sie umher oder starrten niedergeschlagen vor sich hin. Die Frauen im Entbindungszimmer machten sich um ihre Männer Sorgen. »Ist John noch immer da? Sagen Sie ihm, er soll nach Hause gehen. Sagen Sie ihm, es geht mir gut.«
    Die Schwestern brachten den Männern Kaffee, beruhigten sie, stärkten sie, wenn nötig, mit Cognac, drängten sie, heimzugehen. Aber die meisten weigerten sich, die Klinik zu verlassen. Und diejenigen Ehemänner, die aus irgendeinem Grund nicht kommen konnten, schienen nichts anderes zu tun, als zu telefonieren.
    Einmal führte Susy ein Ferngespräch mit einem Herrn Jackson, dessen Frau am Tage vorher in die Klinik gekommen war.
    »Wie geht es Frau Jackson?« fragte er. »Ist - ist das Kind schon da?«
    »Frau Jackson geht es ausgezeichnet«, antwortete Susy grinsend. »Sie haben zwei hübsche kleine Mädchen bekommen.«
    »Was?«
    Susy wiederholte die Nachricht.
    »Nein, nein!« Herrn Jacksons Stimme wurde ungeduldig. »Ich habe nach Frau Jackson gefragt, Frau Ellis Jackson.«
    »Frau Ellis Jackson geht es gut. Sie hat zwei kleine Mädchen bekommen.«
    »Zwei was?«
    »Mädchen! Zwei Mädchen. Zwillinge.«
    »Zwillinge? Ach, du lieber Gott!«
    Als nichts weiter kam, hängte Susy ab.
    Das Verhalten der Mütter im Entbindungssaal war sehr verschieden. Zwei vergaß Susy ihr ganzes Leben lang nicht. Eines Tages hatte sie eine junge Frau zu betreuen, die ihr erstes Kind bekommen sollte. Beim ersten Kind läßt die Stunde der Geburt gewöhnlich sehr lange auf sich warten. Die beiden hatten also Zeit genug, sich miteinander zu unterhalten.
    Die junge Frau freute sich über alle Maßen auf ihr Kind. Sie war ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt, hatte dunkles Haar und eine zarte durchsichtige Haut. Wenn sie von dem Kind sprach, leuchteten ihre

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