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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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mit dem unerwünschten Kind auf dem Arm gegenüberzutreten. Sie gab sich einen Ruck und öffnete die Tür.
    Zwei Paar feindliche Augen sahen ihr entgegen. Unwillkürlich blieb sie auf der Schwelle stehen. Herr Grant stand mit steifer Höflichkeit vom Stuhl auf. Seine Frau hob den Kopf. »Ist - es das?« fragte sie rauh.
    »Ja.« Susy trat ins Zimmer. Jetzt oder nie!< dachte sie entschlossen. Dann sagte sie zu Herrn Grant: »Würden Sie das Baby bitte halten, bis ich Ihre Frau fertig gemacht habe?« Ehe er Zeit fand, etwas zu erwidern, legte sie ihm das Kind in die Arme.
    Vollkommen überrumpelt stand er da und stieß einen unartikulierten Laut aus. Frau Grant sagte nichts. Ihre Lippen bildeten eine dünne harte Linie.
    Susy ließ sich Zeit bei ihrer Arbeit und beobachtete Herrn Grant verstohlen.
    Er war kreidebleich im Gesicht und hielt das Baby weit von sich fort, als könne es jeden Augenblick explodieren. Susy machte keinerlei Anstalten, es ihm abzunehmen. Als es weder weinte noch strampelte, beruhigte er sich ein wenig. Sein Schreck verwandelte sich in Neugier. Er betrachtete das Kind, zuerst sehr von oben, als wäre es etwas Ekelhaftes. Dann beugte er sich staunend und aufmerksam über das kleine Bündel.
    Das Baby streckte ein rosa Händchen aus. Herr Grant berührte es zaghaft mit seinem Zeigefinger. Er errötete ein wenig. Dann lächelte er sein Töchterchen an. Susy trat beiseite, und Frau Grant blickte zu ihrem Mann hin.
    »Aber - aber Jack!« sagte sie erschrocken. Und dann kurz zu Susy: »Bringen Sie das Kind bitte hierher.«
    Susy legte ihr das Baby in den Arm, der sich unwillkürlich bog, um es zu umfassen.
    Es entstand eine verlegene Stille. Die beiden Eheleute sahen auf das Kind. Dann trafen sich ihre Blicke über dem goldenen Köpfchen.
    Frau Grant wandte sich zu Susy. »Schwester Barden! Ich glaubte, alle Babys seien rot und häßlich. Dies aber ist schön.«
    Susy lächelte. »Ihr Kind ist eine Ausnahme. Es ist das schönste Baby, das jemals in dieser Klinik geboren wurde. Alle sind entzückt von ihm.«
    »Wirklich?« Frau Grant blickte wieder auf ihr Töchterchen.
    »Sie ist hübsch, nicht wahr?«
    Herr Grant trat näher ans Bett, beugte sich nieder und sagte:
    »Sieh nur ihre Händchen, Lilli!«
    »Und die goldenen Haare, Jack!«
    Wieder trafen sich ihre Augen. Diesmal lächelten sie, ein wenig unsicher und sehr erstaunt.
    »Sie soll Elisabeth heißen«, sagte sie leise. »Elisabeth Anna - nach deiner Mutter, Jack.«
    Susy ging schnell aus dem Zimmer.

Es kommt oft anders, als man denkt
    Susy und Connie hatten nachmittags frei. Sie überlegten, was sie beginnen sollten. Es erschien ihnen töricht, in die Stadt zu fahren und sich einen Film anzusehen. Am Abend vorher waren sie im Krankenhaus gewesen und hatten Kit mürrisch und einsilbig mit einer Erkältung in der Krankenstube vorgefunden. Schlittschuhlaufen oder Rodeln kam nicht in Frage, denn es taute, und der Schnee hatte sich in Matsch verwandelt.
    »Wir wollen einen langen Spaziergang machen«, sagte Connie mit ungewöhnlicher Bestimmtheit. »Wenn wir zurückkommen, trinken wir am Kamin Tee.«
    »Briefträgers Feiertag«, entgegnete Susy spöttisch. »Aber wenn du deine Füße durchaus mißhandeln willst, mir soll es recht sein.« Sie dachte: >Connie hat etwas auf dem Herzen und will mit mir darüber sprechen.<
    Die beiden wanderten jedoch eine lange Zeit und sprachen über dies und das, ohne daß Connie irgendwelche Enthüllungen machte. Es war ein unfreundlicher grauer Februartag, und die scharfe Luft schien neuen Schnee anzudrohen. Aber das machte den Mädchen nichts aus. Sie waren froh, einmal den ewigen Lysolgeruch los zu sein, einmal die harten Fußböden und die nie abreißende Arbeit hinter sich lassen zu können. Munter schritten sie aus. Susy in einem alten Skianzug, Connie in Sportrock und kurzem Pelz. Kopfbedeckungen verachteten sie.
    Als es zu dämmern begann, wurden sie schweigsam. Sie befanden sich in einer ländlichen Gegend. Die vereinzelten kleinen Bauernhäuser mit den beschneiten Dächern wirkten recht verlassen in dem blauen Dämmerlicht. Susy schauderte und beschleunigte ihre Schritte.
    »Was ist?« fragte Connie. »Frierst du? Willst du zurückgehen?«
    Susy schüttelte den Kopf. »Nein. Nur - diese Häuser sehen so ärmlich und gedrückt aus. Man friert innerlich, wenn man sie anschaut.«
    »Aber Susy!« rief Connie ganz verwundert. »Wie kannst du so etwas sagen! Ich würde niemals darauf kommen, einen Bauernhof mit

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