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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Natürlich wird im Krankenhaus viel geklatscht. Aber es ist ja nichts Neues, daß Elenor schon lange hinter ihm her ist. Die bekommt bestimmt den Mann, den sie haben will.«
    »Das glaube ich auch.«
    Susys Stimme klang sonderbar fern und fremd. »Elenor ist eins der hübschesten und anziehendsten Mädchen, die ich kenne.« Sie setzte das nasse Baby auf ein Handtuch in ihrem Schoß und beugte sich darüber.
    Franziska lehnte sich gegen einen Korb und wartete, bis Susy aufblickte, weil sie einen Wattebausch brauchte. Dann ließ sie ihre Bombe fallen.
    »Jedenfalls ist es nicht nur Gerede, daß sie dauernd zusammen ausgehen. Gestern abend sah ich sie Arm in Arm aus dem Theater kommen.«
    Es entstand eine unheimliche Stille. Franziska lächelte wieder und beobachtete, wie die Farbe aus Susys Gesicht wich. Endlich gelang es Susy, sich zu fangen - mit welcher Mühe, wußte nur sie allein. Ihre Stimme zitterte unmerklich, obwohl sie in leichtem Ton sprach.
    »Ach, Mädchen sind in diesem Punkt alle gleich. Aber ich finde es unvorsichtig von beiden, sich in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Fräulein Mason hätte ja an dem Abend ebenfalls ins Theater gehen können.«
    »Das ist Elenor offenbar gleichgültig. Sie denkt gewiß, der Einsatz lohne den Preis.«
    »Nun ja, was geht es uns an?« Susy streifte dem Baby einen Flanellunterrock über den Kopf und griff nach einem winzigen Kleidchen.
    Franziska lachte auf. »Mich geht es wahrhaftig nichts an!«
    Das Baby war angezogen. Susy nahm es unter den Arm und stand auf. »So, wir sind fertig! Soll ich die Babys hinunterbringen, oder wollen Sie es machen?«
    »Ach, gehen Sie nur. Sie tun das ja so gerne. Oder möchten Sie heute lieber hierbleiben? Sie sehen schlecht aus. Fehlt Ihnen etwas?«
    Susy nahm zu einer altbewährten Ausrede ihre Zuflucht. »Wahrscheinlich habe ich etwas gegessen, was mir nicht bekommen ist.«
    Sie öffnete die Tür des Fahrstuhls und schob den Wagen mit den Babys hinein. Langsam rüttelte der Fahrstuhl nach unten. >Ich muß sorgfältig auf die Schildchen achten<, dachte Susy. >Auf keinen Fall darf ich die falschen Babys den richtigen Müttern — nein, ich meine natürlich —<. Unzusammenhängende Wörter, Satzteile ohne jeden Sinn durchschwirrten ihren Kopf. Aber die Aufgabe, den Müttern ihre Babys zu bringen, zwang sie, sich zusammenzunehmen.
    Sie spürte einen sonderbaren scharfen Schmerz in der Brust, als würde diese von einer schweren Last zusammengedrückt. Das erschien ihr seltsam, denn ihre Gedanken waren ohne jedes Gefühl. Reglos stand sie neben dem Wagen und wartete auf die Babys, um sie nach dem Trinken wieder zurückzubringen. Sie preßte die Hände gegen die Brust. Ihre Gedanken klärten sich allmählich.
    Warum sollte Bill eigentlich nicht mit anderen Mädchen ausgehen? Ach, wenn es sich nicht gerade um Bill handelte, wäre die Sache vollkommen bedeutungslos. Denn Bill war kein Frauenjäger. Er war viel zu sehr von seiner Arbeit in Anspruch genommen, um seine Zeit mit Spielereien zu verlieren. Wenn er mit einem Mädchen ausging oder ihr überhaupt Aufmerksamkeit schenkte, konnte das nur eins bedeuten. Dann war er ernsthaft interessiert an dem Mädchen.
    Es war ihre eigene Schuld, dachte Susy bedrückt. Sie hatte ihn an der Nase herumgeführt wie ein vierzehnjähriger Backfisch. Sie wußte nicht, was sie wollte; sie hatte ihn hingehalten und vertröstet. Kein Wunder, daß er des Wartens überdrüssig war, daß er die Geduld verloren hatte.
    >Ich habe ihn immer geliebt und wußte es nicht. Aber jetzt weiß ich es. Und nun ist es zu spät. Ich habe ihn verloren, sonst hätte er das nicht getan.< Sie sah seinen lieben Kopf vor sich, wie sie ihn damals im Mondlicht gesehen hatte, als die Weihnachtsglocken durch die stille Nacht läuteten. Er hatte sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. Er hatte ihr alles geboten, was er besaß, was er war, was er von der Zukunft erhoffte. Sie aber hatte gezögert, hatte ihn im ungewissen gelassen und mit einem kühlen Kuß abgespeist.
    Dieser peinigende Schmerz! So war es also, wenn man liebte. Alles andere wurde plötzlich gleichgültig, nur dies eine war wichtig. Hatte er um ihretwillen auch so gelitten? Ach, Bill, lieber Bill! Und sie hatte geglaubt, er würde immer für sie da sein - trotz des Schmerzes, den sie ihm zugefügt hatte. Wie hast du es zustande gebracht, daß der Schmerz aufhörte, Bill? Wie hast du dich von ihm befreit? »He, Schwester Barden!« sagte eine Stimme. »Wachen Sie auf! Es

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