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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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selbstverständlich kostenlos, ebenso wie der Unterricht. Fräulein Glines, deren Platz Susy später einnehmen sollte, hielt die Vorträge. Frau Egan machte die schriftlichen Arbeiten, und Susy sorgte für die Erfrischungen. An der Aussprache mit den Müttern beteiligten sich alle drei.
    Jeder Henry-Street-Kreis hatte seinen Mütterklub, und die Schwestern schickten oft die von ihnen betreuten Frauen dorthin. Auch Entbindungsanstalten wiesen ihre Patientinnen an den Klub, weil sie die Erfahrung gemacht hatten, daß Mütter, die ihn besucht hatten, die Geburt körperlich und seelisch besser überstanden als andere. Ebenso hielten es Ärzte und Sozialfürsorgerinnen. Einige Mütter brachten Freundinnen mit, die ein Kind erwarteten. Manchmal kamen auch Frauen, die von dem Klub gehört hatten und nur Gesellschaft suchten. Aber aus welchem Grund sie auch kamen, stets blieben sie begeistert dabei und arbeiteten eifrig für das Diplom, das sie am Ende des Kursus erhielten.
    Zur festgesetzten Stunde erschienen nach und nach etwa zwanzig werdende Mütter und trugen sich in die Anwesenheitsliste ein, manche in billigen geflickten Kleidern, andere elegant angezogen. Einige Frauen hatten studiert, andere konnten kaum lesen. Da waren Irinnen, Jüdinnen, Negerinnen und geborene Amerikanerinnen. Sie verteilten sich zwanglos auf den halbkreisförmig angeordneten Stuhlreihen, nähten oder strickten und unterhielten sich offen und frei über das, was sie bewegte. Der Ton war freundlich, liebenswürdig und zwanglos.
    Die Arbeit machte Susy viel Freude, weckte jedoch oft auch bittere Gedanken in ihr. Wenn sie einen Mütterklub dieser Art in Springdale hätte einrichten können, wäre ihr auch dort das Vertrauen der Bevölkerung zugeflogen. Wie hätte sie Bill dadurch in seiner Arbeit unterstützen können! Das Wohnzimmer ihres Hauses könnte
    — Susy stockte. Es würde niemals ein Haus in Springdale für sie geben. Sie durfte das nicht vergessen. Sie mußte an etwas anderes denken - und zwar schnell!
    Das Wesen der Frauen war natürlich ebenso verschieden wie ihr
    Äußeres und ihre Herkunft. Susy beobachtete aufmerksam, wie Fräulein Glines mit ihnen umging.
    Am ersten Tag flüsterte eine junge Frau Susy verschämt zu, daß sie »eine bestimmte Auskunft« haben möchte. Susy schickte sie zu Fräulein Glines. Es stellte sich heraus, daß die Frau nur wissen wollte, ob sie nach der Geburt eine Leibbinde tragen solle. Doch schien ihr die Sache sehr am Herzen zu liegen. Sogleich besprach Fräulein Glines sie in der natürlichsten Weise vor dem ganzen Klub. Die junge Frau, zuerst ganz erschrocken über diese öffentliche Behandlung ihrer Frage, legte sehr bald ihre Verschämtheit ab und benahm sich ebenso frei und selbstverständlich wie die anderen.
    Als eine wahre Plage des Klubs erwies sich eine große derbe Person, die viel Lärm machte. Sie unterbrach jeden und hatte grundsätzlich eine andere Meinung als alle übrigen. Fräulein Glines behandelte sie freundlich, bestimmt und geduldig. Sie flüsterte Susy zu, daß es in jedem Kursus ein Ekel gebe und man sich deshalb nicht aufzuregen brauche.
    Regelmäßig erschien auch ein siebzehnjähriges Negermädchen, das erst vor vier Monaten geheiratet hatte, aber schon von ihrem Mann verlassen worden war. Sie saß stets teilnahmslos da und sprach kein Wort. Susy fragte sich, warum sie eigentlich kam, denn sie schien überhaupt nicht zu verstehen, was um sie herum vorging.
    »Die arme Kleine kommt, weil sie einsam ist und weil sie Hunger hat«, sagte Fräulein Glines. »Hier sind alle nett zu ihr, und sie bekommt etwas zu essen.«
    Dann fiel Susy noch ein hübsches sechzehnjähriges Judenmädchen auf, das, billig und bunt gekleidet, alle mit großen runden Augen anstarrte und unaufhörlich Kaugummi kaute. Was mochte wohl hinter der niedrigen Stirn der Kleinen vor sich gehen? Wahrscheinlich hatte sie sich in die Ehe gestürzt, ohne viel darüber nachzudenken. Und nun stand sie plötzlich vor einer schweren Verantwortung. >Die Arme!< dachte Susy bei sich. >Ich wette, sie hat das Gefühl, auf eine Stufe getreten zu sein, die gar nicht da ist.<
    Der Mittelpunkt des Klubs war Frau Nixerine Sprinkler, eine riesige Negerin, sehr schwarz, sehr blank und sehr gutmütig. Gleich am ersten Tag erklärte sie, daß sie nicht gekommen sei, weil sie Belehrung brauche, sondern weil es ihr zu Hause zu langweilig sei. Sie schwatzte und lachte unaufhörlich.
    »Ist das eine Mütze, was Sie da häkeln?« fragte die

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