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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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passiert?«
    Freddie lächelte schwach. »Sehen Sie aus dem Fenster! Das ist der Wirbelsturm von Florida.«
    »Wirbelsturm?«
    »Na sicher! Der Staudamm gibt schon nach. Die Kirche ist der einzig sichere Ort. Fahren Sie los! Alles Weitere erzähl’ ich Ihnen später.«
    Susy bog in die Straße, die zu dem felsigen Vorgebirge hinaufführte, auf dem die Independentenkirche lag. Im Schutz des Berges wurde es etwas ruhiger, und das Heulen des Sturms ebbte zu einem schwachen Sausen ab. Obwohl Susy die Scheinwerfer eingeschaltet hatte, konnte sie nur etwa einen Meter weit sehen. Es schien, als bewegte sich der Regenvorhang mit dem Wagen. Aber hier konnte man sich wenigstens verständigen, ohne daß man zu schreien brauchte. Nachdem Freddie ein wenig zu Atem gekommen war, begann er zu erzählen, was sich ereignet hatte.
    Susy spähte aufmerksam auf die Straße, während sie zuhörte. Marianna streichelte schweigend den zitternden Maxi und setzte ihre verächtliche Großstadtmiene auf, obwohl Freddies Geschichte, wie sie später zugab, »nicht von Pappe war«.
    Infolge der vorangegangenen Regentage war der See von Springdale ständig gestiegen. Nach dem Wolkenbruch am Morgen hatte der Damm zu wanken begonnen, und mittags wußten alle, daß er nicht mehr lange halten würde. Wenn er plötzlich brach, würden alle Häuser von Springdale zerstört werden. Lot Phinney hatte gesagt, daß es nur eine Möglichkeit gebe, den Ort zu retten. Man müßte das Schleusentor öffnen, so daß das Wasser langsam ins Tal fließt, anstatt in einem wilden Schwall hineinzustürzen. Am Damm arbeiteten zwanzig Männer. Sie hatten ihn verstärkt, bis das Dorf geräumt war. Aber sobald er in der Mitte nachgab, mußten sie die Schleuse öffnen. Alle Leute, die unten im Tal wohnten, waren geflüchtet. Viele hatten in höher gelegenen Häusern Zuflucht gesucht. Die übrigen - ungefähr zweihundert Personen - befanden sich in der Kirche, darunter viele, die durch stürzende Bäume, Felsbrocken oder Dachziegel verletzt worden waren. Dr. Barry hatte angeordnet, daß die Kranken und Verletzten zusammenblieben, damit er sich ihrer annehmen konnte. Freddie und Marianna würden die einzigen gesunden Menschen in der Kirche sein; alle anderen waren zu Freunden oder Verwandten geflüchtet. Damit mehr Raum für Frauen, Kinder und Verletzte frei wurde, sollten die Männer in Smalleys großer Scheune weiter oben auf dem Berg schlafen. Frau Cooney war in der Kirche, um dem Doktor zu helfen. Und Frau Edgett war ebenfalls heraufgekommen, als sie von dem drohenden Unheil hörte.
    »Dr. Barry ist wunderbar!« Freddie glühte vor Begeisterung. »Es war seine Idee, daß die Leute in die Kirche gehen sollten, weil sie das einzige sichere Gebäude ist. Auf seine Anordnung wurden eine Menge Konserven aus Foggs Laden heraufgebracht, außerdem Teller und Schüsseln und der Petroleumofen aus dem Rathaus. Er hat Medikamente und Instrumente mitgenommen und Elias Todd aufgefordert, uns alle Wolldecken aus seinem Hotel zu bringen. Todd hat das auch gemacht und ist selber mitgekommen, um auf seine Decken aufzupassen. Und jetzt« - Freddie schlug sich vor Vergnügen mit der Hand auf sein nasses Knie - »jetzt kann der Alte nicht mehr zurück! Martha Edgett stellt ihn an, und er arbeitet wie ein Pferd. Als ich fortging, sah ich gerade, wie er mit zwei schweren Wassereimern von Smalleys Farm ‘runterkam. Ha, ha, ha! Ich wette, er hat seit zwanzig Jahren nichts gehoben, was schwerer als ein Taschentuch war. Er ...«
    »Sag mal, Freddie«, unterbrach ihn Susy. »Was hast du eigentlich unten im Tal gesucht?«
    »Ich hab’ auf Sie gewartet.«
    »Ganz allein?« fragte Susy entsetzt.
    »Na, jemand mußte es doch tun«, sagte er einfach. »Der Doktor fragte uns, wer hinuntergehen wolle, um Ihren Wagen anzuhalten. Er sagte, jemand solle an der Hauptstraße auf Sie warten, und wenn Sie in einer Stunde noch nicht gekommen seien, zur Kirche zurückkehren; dann wolle er selber hinuntergehen. Ich war wie ein Blitz zur Tür heraus und rannte den Berg hinunter, bevor mich einer zurückhalten konnte. Schließlich bin ich Pfadfinder. Und vorläufig besteht ja keine Gefahr. Es wird noch eine Weile dauern, bis das Tal überflutet ist.«
    Nun tauchte die Kirche groß und weiß hinter dem Regenvorhang auf. Susy fuhr langsam darauf zu. »Vielen Dank, Freddie«, sagte sie und lächelte ihm über die Schulter hinweg zu.
    »Ach, das war doch nichts«, antwortete Freddie verlegen.
    »Bist du denn zu Fuß

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