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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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seinen Augen flammte Feuer, und er verwandelte jeden Menschen, der über den Paß zu gehen versuchte, zu Stein.«
    Zerklüftete Bergspitzen ragten zum Himmel empor; kühle Winde durchwehten die Schluchten, die vom würzigen Duft der Tannen und vom Brausen der Wasserfälle erfüllt waren. Eine Schwebebahn führte die Mädchen hoch hinauf in die reine, klare Luft. Sie blickten über unzählige Bergspitzen in eine unendliche Weite. Tief unter sich sahen sie silberne Seen und blaue Flußbänder. Die Tannenwälder schienen von dieser Höhe aus gesehen nur ein paar Zentimeter hoch zu sein und wirkten wie grüne Decken auf den Knien der Berge.
    Wenn die Schönheit der Weißen Berge keinen Eindruck auf Marianna macht, ist sie blind, dachte Susy. Marianna blühte tatsächlich auf. Ihre Haut bräunte sich, ihre Augen wurden klar, ihr Körper kräftigte sich, und sie war in sprühender Laune - ob deshalb, weil sie sich wohl fühlte, oder weil die Zeit ihrer Abreise näherrückte, vermochten Kit und Susy nicht zu erraten.
    Im September färbten sich die Blätter, und die Berghänge flammten in leuchtenden Farben. Die Schule begann, aber Marianna fuhr immer noch mit Susy über Land. Eines Tages berichtete Anne, daß sie ihre Sachen durchsehe und in Ordnung bringe.
    »O Gott!« rief Susy. »Haben denn alle unsere Anstrengungen nichts genützt? Ich dachte, sie hätte in letzter Zeit mehr Sinn in meiner Arbeit gefunden.«
    »Hat sie etwas davon gesagt?«
    »Sie hat nur gesagt, daß ich meine Zeit vergeude. Denn sobald ich den Leuten den Rücken drehte, machten sie es wieder auf die alte Weise. Wie kann sie das nur glauben, Anne?«
    »Im Grunde glaubt sie es gar nicht. Deine Arbeit macht bestimmt Eindruck auf sie - bloß nicht genug, um sie zum Bleiben zu bewegen.«
    »So wird es wohl sein. Ach, wenn doch nur etwas Aufregendes passierte!«
    Es geschah auch wirklich etwas Aufregendes. Allerdings hatte Susy kaum an ein solches Ereignis gedacht, als sie diesen Wunsch aussprach.
     
Marianna assistiert
    Eine Regenperiode hatte begonnen. Kit rief aus Winslow an und teilte mit, daß sie zum Wochenende nicht nach Springdale kommen könne. »Ich nehme mir dafür morgen frei und komme heute nachmittag ‘rüber, wenn es dir recht ist«, sagte sie zu Susy.
    »O weh! Morgen hab ich keine Zeit für dich.«
    »Das macht nichts. Bei dem schlechten Wetter können wir ohnehin nichts unternehmen. Ich werde mal richtig ausschlafen.«
    Sie traf am Spätnachmittag ein, gerade als Susy und Marianna nach Hause kamen. Nach dem Essen erschien Bill. Er brachte die Nachricht mit, daß man sich in Florida auf einen Wirbelsturm vorbereite und daß an der ganzen Küste entlang Sturmwarnungen an die Bevölkerung ergangen seien.
    »Das heißt, daß wir morgen ebenfalls Sturm bekommen. Als Florida das letzte Mal von einem Wirbelsturm heimgesucht wurde, waren unsere Straßen hier mit abgebrochenen Ästen besät. Sieh dich also vor, Susy! Mußt du morgen weit fort?«
    »Nur zu den Pows. Wir können schon gegen elf zurück sein.«
    »Das ist gut.« Bill war sichtlich erleichtert. »Zu uns wird der Sturm voraussichtlich erst am Nachmittag kommen.«
    Susy kümmerte sich nicht um den angekündigten Sturm; sie war viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Am nächsten Morgen war das Wetter scheußlich. Schwere schwarze Wolken schoben sich über die Berge, und es regnete in Strömen.
    »Möchtest du lieber zu Hause bleiben, Marianna?« fragte Susy beim Frühstück.
    »Ach nein! Was soll ich denn hier anfangen? Kit schläft bestimmt bis mittags.«
    Die Pows wohnten nicht weit von Springdale entfernt, aber der Weg dorthin war sehr schlecht. Susy fuhr schweigend und fühlte sich sonderbar bedrückt. Die Luft lastete schwer auf dem Land. Maxi zitterte. Er wollte nicht auf Mariannas Schoß sitzen bleiben, sondern strebte zu Susy hin.
    »Was hat er denn?« brummte Marianna gekränkt.
    »Ich weiß nicht. Er scheint sich zu fürchten.« Susy strich ihrem kleinen Liebling über das weiche Fell. »Es ist ja gut, Maxi«, sagte sie beruhigend. Er wedelte schwach mit dem Schwanz, schloß die Augen und schlief ein.
    Susys Patient war ein junger Farmer, der im Sommer von einem Heuwagen gestürzt war und sich das Rückgrat verletzt hatte. Es ging ihm bereits besser, aber er mußte regelmäßig massiert werden. Seine Frau konnte es nicht tun, weil sie ein Kind erwartete. Susy fuhr jeden zweiten Tag zu der Farm hinaus. Der Fall war einer von denjenigen, die Marianna als typisches

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