Susanne Barden 05 - Jung verheiratet
Lernschwester. Da man anfangs annahm, daß sie aus Versehen in einen Wäschesack geraten sei, ging Anne selber in den Keller, um danach zu suchen. Als sie nun den Inhalt eines Sackes auf den Boden schüttete, entdeckte sie zu ihrer Bestürzung zwei Laken mit großen Blutflecken. Sie ging sofort zu Susy. Nelli Samuelsen hatte den Sack gepackt.
»Eine der Schwestern muß sich ziemlich schlimm am Fuß verletzt haben«, sagte Anne aufgeregt. »Die Flecke befinden sich an dem Ende mit dem schmalen Saum, der unten am Fußende des Bettes liegt.«
Susy besah sich die Laken und war recht erschrocken. Wirklich, eine Bewohnerin des Schwesternheims hatte offenbar eine blutende Fußwunde. Aber wer war es? Und warum verheimlichte sie ihre Verletzung? Nelli Samuelsen erklärte auf Susys Frage, daß keine Laken mit Blutflecken in ihrem Sack gewesen seien.
»Vielleicht hat die Verletzte ihre Bettwäsche selber gewechselt«, meinte Susy. »Auch auf der Matratze müßten ja Blutflecke sein. Wir wollen mal nachsehen. Und, Nelli - sprechen Sie bitte zu niemandem von der Sache.«
»Nein, Frau Barry.«
Susy und Anne untersuchten alle Matratzen der Tagesschwestern, ohne eine Spur von Blut zu finden. Nachdem die Nachtschwestern dann zum Dienst gegangen waren, untersuchte Anne auch ihre Betten, doch ebenfalls ohne Erfolg.
»Schließt du den Wäscheschrank zu?« fragte Susy.
»Sicher! Früher hab’ ich’s nicht gemacht. Aber jetzt schließe ich immer zu und trage beide Schlüssel in meiner Schürzentasche bei mir.«
»Dann muß jemand einen Nachschlüssel besitzen. Ich werde Ira bitten, ein neues Schloß anzubringen.«
»Es spukt«, sagte Ira grinsend zu Anne, als er in ihrem Beisein das neue Schloß anbrachte. »Seien Sie vorsichtig! Vielleicht gehn Gespenster in Ihren Laken tanzen.«
Susy erzählte ihren Inspektorinnen von den blutigen Laken, und sie begannen die Schülerinnen unauffällig zu kontrollieren. Ohne etwas davon zu ahnen, wurden die Mädchen beobachtet, wenn sie durch die Korridore gingen, wenn sie den Speisesaal betraten oder ihn verließen. Keine Schwester hinkte; bei keiner zeichnete sich ein verräterischer Verband unter dem Strumpf ab. Trotz des neuen Schlosses blieb alles beim alten. Nach wie vor verschwand Wäsche und kehrte wieder, und die überzähligen Laken, die sich in den Wäschesäcken fanden, hatten fast immer Blutflecke.
Susy bat Bill, einen dieser Flecke im Laboratorium untersuchen zu lassen. Die Analyse ergab, daß er von mit Eiter vermischtem Blut herrührte. »Soll ich eine offizielle Untersuchung einleiten?« fragte Bill.
»Ach nein, wir wollen noch etwas warten. Ich möchte erst einmal versuchen, die Sache ohne großes Tamtam aufzuklären.«
»Wie du willst! Sag mir Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
»Ja. Vielen Dank!«
Unterdessen hatten sich die Schülerinnen, die nichts von der ganzen Aufregung um die Laken ahnten, mit Eifer dem Radsport ergeben. Ein paar Mädchen aus Springdale waren schon früher Rad gefahren. Als sich dann Joan Dittmar ein altes Fahrrad kaufte und eifrig damit herumfuhr, wurden die anderen Mädchen von ihrer Begeisterung angesteckt, und bald radelte fast die ganze Schule. Schülerinnen, die sich kein Rad kaufen konnten, borgten sich eins. Auf einer Spazierfahrt durch die Berge trafen nun Susy und Kit eines Tages Joan Dittmar und Evelyn Adams, die friedlich nebeneinander radelten.
Als Susy ihre Verwunderung darüber aussprach, sagte Kit: »Wußtest du das nicht? Die beiden sind einfach unzertrennlich, seitdem diese Mode aufgekommen ist. Alice Bolton radelt nicht.« »O Wunder über Wunder! Ich glaube gar, die Kinder werden erwachsen. Ach, sieh doch nur, Kit, wie herrlich die Beleuchtung ist!«
Susy hielt den Wagen an, und die Freundinnen schauten schweigend über das Tal hinweg in die blaue Ferne. Nach einer Weile begann Susy wieder einmal über die sonderbare Wäschegeschichte zu sprechen.
»Bis jetzt drehen wir uns immerfort im Kreise. Wir müßten vor allem wissen, wann die Wäsche aus dem Schrank genommen wird.«
»Wie willst du das rausbekommen? Du kannst doch keine Wache danebenstellen. Und wenn wir beide in der Nähe herumlungern, geht die Missetäterin bestimmt nicht an den Schrank, der außerdem noch direkt gegenüber Annes Zimmertür steht. Falls ich Wäsche klauen wollte, würde ich es nur tun, wenn die Tür geschlossen ist.«
»Und ich würde es nur wagen, wenn ich genau wüßte, daß Anne nicht in ihrem Zimmer ist. Sie könnte ja hören,
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