Susanne Barden 05 - Jung verheiratet
wie ich den Schlüssel umdrehe. Dann brauchte sie ihre Tür nur aufzumachen und hätte mich auf frischer Tat ertappt.«
»Was willst du also tun?«
»Ich habe mir folgendes ausgedacht: Anne muß die Laken in Stapeln von je vier Stück anordnen, damit sie mit einem Blick feststellen kann, ob alle da sind.«
»Na und?«
»Sie muß im Schrank jede halbe Stunde nachschauen. Dann kann sie feststellen, zu welcher Zeit etwas verschwindet.«
»Aber wenn das nun nachts geschieht?«
»Na, wenn es nicht am Tage passiert, wissen wir jedenfalls, daß es nachts geschieht.«
»Hm. Für Anne ist das keine leichte Aufgabe.«
»Sie wird alles tun, um hinter das Geheimnis zu kommen.«
»Aber sie sitzt doch täglich zwei Stunden am Auskunftspult.«
»Während dieser Zeit müßten wir beide den Schrank beobachten.«
»Du meinst wohl, ich soll es machen. Na gut, ich will kein Spielverderber sein. Laß uns jetzt nach Hause fahren.«
Anne ging bereitwillig auf Susys Vorschlag ein. Am nächsten Morgen ordnete sie die Laken in Stapeln zu vier Stück und sah dann jede halbe Stunde nach, ob noch alle da waren. Zwei Tage lang fehlte nichts. Am dritten Tag um die Mittagszeit rief Anne bei Susy an.
»Während ich beim Essen war, sind zwei Laken verschwunden.«
»Kann eines deiner Mädchen sie genommen haben?«
»Unmöglich! Sie waren ebenfalls im Speisesaal.«
»Danke, Anne.«
Als Susy den Hörer auflegte, fand sie Kit an ihrer Seite. »Ich hab’ alles gehört. Was nun, Sherlock Holmes?«
»Das nächstemal soll der Missetäter seine Laken zu einem Zeitpunkt nehmen, den wir bestimmen.«
»Wie willst du ihn dazu zwingen?«
»Jemand muß den Schrank den ganzen Tag bewachen - außer zur Zeit des ersten Mittagessens, an dem auch Anne immer teilnimmt.«
»Aber ...«
»Paß auf, Kit! Annes Mädchen waren es nicht, also muß es eine Schwester sein. Eine Nachtschwester wird wohl kaum mittags um zwölf aus dem Bett springen, um Wäsche aus dem Schrank zu nehmen, wenn sie es ebensogut nachmittags machen kann. Es muß also eine Tagesschwester sein; und sie muß es entweder während ihrer Freizeit oder in der Essenspause tun. Verstehst du?«
»Es ist klar wie Kloßbrühe. Du hast nur vergessen zu sagen, was nun geschehen soll.«
»Ich sagte doch schon, daß jemand den Schrank den ganzen Tag, außer zur Zeit des ersten Essens, bewachen soll.«
»Aber wer soll das tun?«
»Anne natürlich! Sie wird Kopfschmerzen haben und vom Dienst befreit sein. Aber mittags wird sie sich wieder besser fühlen und zum Essen gehen.«
»Jetzt geht mir ein Licht auf! Sie soll mit ihren Kopfschmerzen bei offener Tür in ihrem Zimmer sitzen und den Schrank im Auge behalten.«
»Ja. Das wird keinem Menschen auffallen. Unsere Ladendiebin wird warten, bis Anne zum Speisesaal gegangen ist. Und dann haben wir sie!«
»Wieso?«
»Na, noch nicht sofort, aber dann haben wir eine Anzahl Verdächtiger, unter denen sie zu suchen ist. Wir sehen auf dem Dienstplan nach, welche Mädchen frei haben, und erkundigen uns, wo sie während des ersten Essens gewesen sind.«
»Und wenn die Täterin Dienst hat?«
»Dann kann sie nur fortgehen, wenn ihre Stationsschwester sie beurlaubt. Und falls sie das erste Essen nicht einnimmt, kann sie auch nicht am zweiten teilnehmen, weil sie ja schon zum Essen beurlaubt worden ist. Wir müssen eine Liste der Schwestern machen, die mittags Dienst haben, und dann feststellen, ob sie im Speisesaal gewesen sind. Stoßen wir dabei auf ein Mädchen, das nicht zu Mittag gegessen hat, dann fragen wir die Stationsschwester, ob sie das betreffende Mädchen zum ersten Essen fortgeschickt hat. Wenn ja, dann ist es die Täterin.«
»Himmel, Susy! Dazu brauchen wir ja eine regelrechte Buchführung! Wir wollen uns lieber die Arbeit teilen. Du übernimmst die Dienst-Mädchen, und ich verarzte die Nichtdienst-Mädchen. Wann soll die Sache losgehen?«
»Übermorgen. Die Wäsche verschwindet jeden dritten Tag.«
Tatsächlich verschwanden am übernächsten Tag, während Anne im Speisesaal war, wieder Laken aus dem Wäscheschrank. Kits Liste der dienstfreien Schwestern war schon fertig, als Anne anrief, aber Susy mußte noch das zweite Essen beobachten. Als sie schließlich mit ihrer Liste ins Büro kam, vertieften sich die beiden Freundinnen sogleich aufgeregt in ihre Aufzeichnungen.
Plötzlich stieß Kit einen Pfiff aus. »Evelyn Adams hat Dienst gehabt und weder am ersten noch am zweiten Essen teilgenommen.«
»Evelyn Adams? Das ist doch nicht
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