Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
Sag aber um Himmels willen nichts davon zu ihr. Sie hat einen Komplex deswegen.«
    »Das ist ja komisch!« rief Anne. »Im Klub haben neulich alle über die Malerin gesprochen - besonders Nettie Littlefield -, aber keiner schien zu wissen, daß sie eine Tochter hat.«
    »Daß Nettie Littlefield das nicht wußte, wundert mich besonders«, erwiderte Bill spöttisch. »Sie weiß doch sonst immer alles.«
    Anne kicherte. »Nettie ist nicht neugierig; sie interessiert sich nur für andere Leute.«
    »Aber ich bin neugierig!« rief Susy. »Was hat man sich im Klub über Mona Stuart erzählt?«
    »Nicht gerade Schmeichelhaftes. Nach Netties Beschreibung muß ein Bär liebenswürdiger sein als diese Frau.«
    »Hat sie denn schon jemand gesehen?«
    »Ja, sicher. Amos Littlefield hat doch die Zimmermanns- und Malerarbeiten im Haus Irwin gemacht. Nun kam Frau Stuart manchmal von Boston ’rüber, um sich die Arbeiten anzusehen. Als sie das erstemal kam, kannte Amos sie noch nicht.«
    »Wie sieht sie denn aus?«
    »Amos sagt, sie ist klein und hat schwarzes Haar, das sie in einem altmodischen Knoten oben auf dem Kopf trägt. Ihre rabenschwarzen Augen sollen einen förmlich durchbohren, und sie hat immer einen weißen Kittel an, so einen, wie Bill ihn im Krankenhaus trägt - bloß voller Farbflecke.«
    »Na ja, Farbflecke gehen eben nicht ’raus.«
    »Amos hielt sie zuerst für die Haushälterin. Er sagt, sie habe so ausgesehen, als täten ihr die Füße weh. Aber dann fuhr sie plötzlich auf ihn los und bellte wie ein Fuchs: >Nehmen Sie das Brett da fort! Wenn ich neunundzwanzigeinhalb Zentimeter sage, meine ich auch neunundzwanzigeinhalb Zentimeter. Das Brett ist einen halben Zentimeter zu schmal!< Amos sagt, er habe noch niemals eine Frau mit solch einem Augenmaß gesehen. Er wußte nicht recht, was er antworten sollte, und murmelte etwas vom Hausbesitzer. Da schrie sie: >Ich bin der Hausbesitzer! Wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage, fliegen Sie ’raus!< Also mußte Amos das Brett wieder fortnehmen. Als sie das nächste Mal kam, strich er gerade die Rahmen der großen Fenster, die sie im Schuppen hat einsetzen lassen. Sie kam keuchend durch die Tür gestampft und sagte: >Können Sie die Fenster nicht streichen, ohne daß alle Farbe über die Scheiben kleckert?< Amos antwortete bloß: >Ne, das kann ich nur, wenn ich mich dazu entschließen Sie sah ihn böse an und keifte: >Dann entschließen Sie sich gefälligst!< Da wickelte Amos seinen Pinsel ein und ging.«
    »Ach, du lieber Himmel!« rief Susy. »Die Frau scheint ja furchtbar arrogant zu sein.«
    »Vergiß nicht, daß sie eine berühmte Künstlerin ist«, entgegnete Bill. »Wahrscheinlich ist die Arroganz bei ihr nur Notwehr.«
    »Notwehr? Wer verfolgt sie denn?«
    »Jedermann. Sie muß alles aufbieten, um ihren Schöpfertrieb nicht von der Außenwelt ablenken zu lassen. Je berühmter ein Mensch ist, desto mehr Leute wollen etwas von ihm. Sie kann nur in Ruhe arbeiten, wenn sie eine Mauer um sich errichtet.«
    »Aber Bill - denk doch an ihr armes Kind!«
    »Mit ihrer Tochter wird sie ja wohl anders umgehen.«
    Bill gähnte und stand auf. »Ich gehe ins Bett. Ihr werdet wahrscheinlich auch ohne mich auskommen. Wenn das Wetter schön bleibt, kann ich morgen den ganzen Gemüsegarten umgraben.«
    »Es bleibt bestimmt schön«, sagte Anne.
    Sie hatte recht. Als Susy schlafen ging und ihr Fenster öffnete, war der Himmel sternenklar. Als sie dann später automatisch aufwachte und ins Kinderzimmer ging, um zu sehen, ob die Zwillinge sich auch nicht bloßgestrampelt hätten, hörte sie den Nachtwind leise in den Dachrinnen säuseln und sah im Mondlicht ein paar vereinzelte Wolken um die Berge schweben. Bei Sonnenaufgang lösten sich die Wolken dann auf, so daß die schneebedeckten Gipfel in den reinen blauen Himmel hinaufragten; und als die Familie am Frühstückstisch saß, war es schon recht warm geworden.
    Bill und die Kinder gingen sofort nach dem Frühstück in den Garten. Susy und Anne räumten den Tisch ab.
    »Kommst du mit zur Kirche, Susy?« fragte Anne.
    »Nein, heute nicht. Ich möchte Bill die Kinder ein wenig vom Hals halten. Soll ich dich hinfahren?«
    »Danke, das ist nicht nötig. Ich werde mich bald auf den Weg machen. Dann können die Todds mich mitnehmen, wenn ich sie treffe. Gönn dir nur ein wenig Ruhe, Susy. Es gibt heute nicht viel zu tun.«
    Nachdem Anne gegangen war, hielt Susy nach ihrer Familie Ausschau. Bill steckte den Gemüsegarten ab. Die Kinder

Weitere Kostenlose Bücher