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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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und sich eine Gesichtsmassage gegönnt. Alles gratis. Dann machte sie die Einkäufe für die kommende Woche. An den folgenden sieben Tagen würde sie nur Dinge essen, die mit ›A‹ anfingen: Apfel, Avocado, Artischocken, Anschovis, Absinth.
    Und weil sie sich ein bisschen bedürftig fühlte, dehnte sie die Regeln und ließ ein Plunderstück mit Aprikosenfüllung in den Korb wandern. Was ihr dann enorm guttat, denn den Samstagabend allein verbringen zu müssen war doch sehr deprimierend und unangenehm gewesen.
    Und jetzt war es Sonntagmorgen - vor ihr lagen zwei ganze freie Tage.
    Schlaf wieder ein , bettelte sie. Schlaf wieder ein und schlag zwei Stunden tot.
    Aber sie konnte nicht mehr einschlafen. Was allerdings auch nicht verwunderlich war, denn schließlich hatte sie am Abend zuvor um zehn Uhr schon in der Falle gelegen.
    Sie stand auf, duschte und war, obwohl sie unglaublich viel Zeit unter der Dusche verbrachte und sich fast die Haut abschrubbte, um Viertel nach neun fertig angezogen. Fertig, wofür? Sie war ausgeschlafen und voller Energie und hatte nichts zu tun. Was tun die Menschen bloß, fragte sie sich.
    Sie gingen ins Fitness-Studio, nahm sie an und verdrehte die Augen. (Sie wünschte sich, jemand würde sie dabei sehen, wie sie die Augen verdrehte.) Lisa war stolz darauf, dass sie nie ins Fitness-Studio ging, besonders in Dublin nicht. Es war extrem passé, die ganzen Übungen auf dem Stairmaster und dem Rudersimulator. Die irische Fitness-Industrie hinkte so hoffnungslos hinterher, dass Jogging hier immer noch als eine innovative Idee galt! Nein, Lisa interessierte sich eher für die weniger anstrengenden und mehr im Trend liegenden Formen der Körperskulptur. Pilates, Power-Yoga, isometrische Übungen. Am besten in einer Einzelstunde mit einem Body-Doktor, der Elizabeth Hurley und Jemima Khan zu seinen Klientinnen zählte.
    Das Problem mit Pilâtes lag darin, dass es den Stoffwechsel nicht sonderlich ankurbelte und deshalb am ehesten Ergebnisse zeitigte, wenn es mit einer strengen Hungerdiät kombiniert wurde. Hier kam die ›A‹-Diät zum Zuge. Erstaunlich, wie wenige Nahrungsmittel mit A begannen. Wäre es ›B‹, sähe es ganz anders aus: Bacon, Bounty, Bacardi, Brie, Brot, Butterkuchen ... Wenn sie wirklich rasant abnehmen wollte, müsste sie eine Woche lang eine ›Y‹-Diät machen. Yamswurzel, und damit hatte es sich auch schon. Und Yoghurt, wenn man das gestatten wollte. Oh, sie hatte vergessen, dass es auch noch Yorkies gab. Vielleicht wäre ›Z‹ noch sicherer.
    Nachdem sie ihr Frühstück, bestehend aus einem Apfel, einer Aprikose und einem Glas Aqua Libra, beendet hatte, war es immerhin schon zehn Uhr. Aber als es so aussah, als würde sie jeden Moment eine Konversation mit den Wänden anfangen, traf sie eine Entscheidung. Sie würde einkaufen gehen. Doch stand ihr der Sinn nicht nach Freestyle-Konsum zu Therapiezwecken, nein, sie hatte einen Plan. In gewisser Weise, wenigstens ... Sie plante, eine Wand in ihrem Schlafzimmer bis unter die Decke mit einer Holzlamellen-Jalousie zu verkleiden, die das Cottage-Flair abmildern und eine Kubus-artige, Urbane Atmosphäre schaffen sollte. Dann würde sie in der Zeitschrift einen Artikel darüber veröffentlichen und sich einen Teil der Kosten erstatten lassen.
    Doch als sie in die Grafton Street kam, musste sie schockiert feststellen, dass keins der Geschäfte geöffnet war und außer ihr nur Touristen durch die Straßen gingen und verloren um sich blickten.
    Dieses bescheuerte Land , dachte sie zum hundertsten Mal. Wo waren die Menschen nur? Wahrscheinlich in der Kirche, dachte sie verächtlich.
    Um eins, sagte der Mann in dem Zeitungsgeschäft. Die Geschäfte machten um ein Uhr auf. Also ging sie in ein Café, trank Amaretto-latte und las, die Beine übereinander geschlagen, die Zeitung. Nur das hektische Wippen ihres Fußes, mit dem sie die Zeit weiterschubsen wollte, deutete auf ihre innere Hysterie hin.
    Was sollten diese außergewöhnlichen meteorologischen Zustände bedeuten, fragte sie sich. Es herrschte eine totale Abwesenheit von sintflutartigen Regengüssen oder orkanartigen Stürmen - zweifellos seit Menschengedenken das erste Mal an einem verlängerten Wochenende, oder? Stattdessen schien die Sonne tapfer von einem ziemlich blauen Himmel, und irgendwie erinnerte sie das an andere Zeiten, was sie traurig machte, aber das wollte sie auf keinen Fall. O nein!
    Hastig erinnerte sie sich an ihre Theorie - sie war nicht traurig; ihr

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