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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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auf Clodaghs Bett wuchs. Das enge schwarze Kleid? Zu sexy. Palazzo-Hosen und Tunika? Zu auffallend. Das durchsichtige Kleid? Zu durchsichtig.
    Und die weißen Hosen? Darin hatte er sie schon gesehen. Die Armeehosen mit Turnschuhen? Nein, darin kam sie sich zu dumm vor. Von allen modischen Sachen, die sie in letzter Zeit gekauft hatte, waren die ihr größter Fehler.
    Einen Moment lang lichtete sich der Dunst der Bekleidungsfrage und eröffnete einen klaren, unwillkommenen Blick auf das Geschehen. Was mache ich nur?
    Nichts, dachte sie defensiv. Es war nichts. Sie war mit jemandem auf eine Tasse Kaffee verabredet. Mit jemandem, den sie kannte. Zufälligerweise war es ein Mann.
    Wo war das Problem? Sie lebte nicht in einem muslimischen Land, wo Frauen gesteinigt wurden, wenn sie in der Öffentlichkeit mit einem Mann, der nicht ihr Ehemann oder ihr Bruder war, gesehen wurden. Außerdem war er nicht ihr Typ. Sie wollte einfach ein bisschen Spaß. Es war alles ganz harmlos.
    Doch als sie ihr volles Haar zurückwarf, fühlte sie sich belebt, beschwingt, übermütig.
    Schließlich entschied sie sich für Hosen und ein enges pinkfarbenes T-Shirt. Sie blickte in den Spiegel und sah sich durch seine Augen. Dass er sie attraktiv fand, war offensichtlich und rührte sie, sie fühlte sich schön und mächtig.
    Kaffee, sagte sie sich fest, als sie auf die Straße trat. Nur Kaffee. Was gab es daran auszusetzen? Und sie schob die Schuldgefühle und die Vorahnung, die ihr das komische Gefühl in der Magengrube verursachten, beiseite.
    Ashling stürzte in den Pub. Sie kam - mal wieder - zu spät.
    »Marcus«, keuchte sie. »Es tut mir Leid! Lisa, diese gemeine Ziege, hat im letzten Moment beschlossen, dass ich meinen Artikel über den Reitunterricht abliefern soll. Sie will sich ein Bild von der November-Ausgabe machen können.«
    Sie verdrehte verächtlich die Augen, und zum Glück machte Marcus mit. Er war also nicht zu sauer auf sie, weil sie ihn fast eine halbe Stunde hatte warten lassen.
    »Ich genehmige mir nur schnell einen vierfachen Wodka-Tonic, und dann gehen wir was essen, okay? Möchtest du noch ein Bier?«
    Marcus stand auf. »Bleib sitzen, du Schwerstarbeiterin der Zeitschriftenbranche, ich gehe zur Bar. Willst du wirklich einen vierfachen?«
    Ashling ließ sich dankbar auf den Stuhl fallen. »Nein, danke, ein doppelter reicht auch.«
    Als Marcus mit den Getränken zurückkam und sich wieder gesetzt hatte, sagte er: »Hör zu, ich will dich nur dran erinnern, dass ich am sechzehnten nach Edinburgh fahre, zum Festival.«
    »Am sechzehnten August?« Ashling war entsetzt. Sie erinnerte sich vage, dass er vor langer Zeit davon gesprochen hatte. »Aber das ist in zwei Wochen!«
    Sie war in einer furchtbaren Zwickmühle. »Es tut mir ungeheuer Leid, Marcus, aber ich werde nicht mitkommen können. Wirklich, du hast keine Vorstellung, wie es in der Redaktion zugeht. Wir arbeiten pausenlos und haben alle Hände voll zu tun mit der Party, ganz abgesehen von der Zeitschrift...«
    Man sah Marcus an, dass er verletzt war.
    »Ich könnte versuchen, das Wochenende freizubekommen«, überlegte Ashling atemlos. »Lisa hat zwar gesagt, dass wir jedes Wochenende arbeiten müssen, aber wenn ich sie frage, sagt sie vielleicht...«
    »Lass es.«
    Sie mochte es kein bisschen, wenn er in diese Stimmung geriet. Die meiste Zeit war er freundlich und lieb, aber wenn er verunsichert war oder sich nicht richtig verstanden fühlte, wurde er kalt und aggressiv, und sie konnte Konfrontation nicht ertragen.
    »Ich versuch s«, sagte sie. »Ich werd sehen, was sich machen lässt.«
    »Lass es.«
    »Hör zu«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Wenn der August vorbei ist, wird es für mich um vieles ruhiger. Vielleicht könnten wir zusammen verreisen, mit einem Last-Minute-Flug nach Griechenland oder so. Sei nicht so traurig«, bedrängte sie ihn, der mit versteinerter Miene dasaß.
    Keine Reaktion. »Ach, komm«, lockte sie ihn. »Einer der besten und witzigsten Komiker Irlands, erzähl mir eine lustige Geschichte.«
    Marcus schoss von seinem Sitz hoch. »Eine lustige Geschichte?«, fragte er voller heftiger, unvorhergesehener Wut. »Das hier ist mein freier Abend. Ich bitte dich doch auch nicht, einen Artikel darüber, wie man einen Orgasmus vortäuscht, zu schreiben, wenn du deinen freien Abend hast, oder?«
    Ashling erstarrte.
    Dann lehnte Marcus seine Stirn in die Hände. »He, es tut mir Leid«, sagte er bedrückt. »Es tut mir wirklich

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