Sushi Für Anfaenger
noch mehr ausgeschlossen fühlte.
Ihre Eltern gaben sich sehr große Mühe. Sie holten eine Tüte mit gemischten Nüssen hervor, die sie nur wegen Ashling gekauft hatten, boten ihr verlegen einen »Drink« an, während sie selbst Tee tranken, und als Ashling beschämend früh um halb elf ins Bett ging, bestand ihre Mutter darauf, ihr eine Wärmflasche zu machen.
»Es ist doch Juli. Ich werde vergehen vor Hitze!«
»Ah, aber nachts kann es ganz schön kalt werden. Und in zwei Tagen fängt der August an, das ist der offizielle Herbstbeginn.«
»O nein, schon fast August!« Ashling schloss die Augen, ihr stockte der Atem vor Angst. Colleen sollte Ende August erscheinen, und es standen ihnen noch Berge von Arbeit bevor, sowohl was die Startparty anging als auch die Zeitschrift selbst. Solange es Juli war, hatte sie sich damit beruhigen können, dass sie noch massenhaft Zeit hatten. Aber August war viel, viel zu nah, jetzt hätte sie keine ruhige Minute mehr.
Sie nahm einen zerfledderten Agatha-Christie-Roman aus dem Regal und las eine Viertelstunde, bevor sie die Lampe mit dem pfirsichfarbenen Schirm ausknipste. Sie schlief, so gut man unter einem pfirsichfarbenen Oberbett schlafen konnte, und schaltete am nächsten Morgen als Erstes ihr Mobiltelefon an. Sie betete, dass sie eine Nachricht von Marcus hatte. Sie hatte keine - dies war ihre dunkelste Stunde. Die Tapete mit den pfirsichfarbenen und weißen Streifen, die sie umzingelte, machte alles nur noch schlimmer. Als sie nach ihren Zigaretten griff, stieß sie eine Schale mit Potpourri um. Pfirsichgeruch, was sonst?
Sie konnte ihn nicht noch einmal anrufen. Er würde denken, sie sei in heller Verzweiflung. Natürlich war sie in heller Verzweiflung, aber sie wollte nicht, dass er das dachte. Stattdessen rief sie Clodagh an, halb, weil sie sich von ihr neue Informationen erhoffte, halb, weil sie hoffte, Clodagh würde ihr nichts Neues sagen können.
»Hast du gestern Marcus gesehen?« Sie ballte die freie Hand zur Faust und hoffte, Clodagh würde nein sagen.
»Ja -«
»Bist du mit Ted gegangen?«
»Na klar.« Das stürzte Ashling in noch größeres Unbehagen. Sie glaubte eigentlich nicht, dass Clodagh jemals was mit Ted anfangen würde, es war einfach ...
Clodagh erzählte munter weiter. »Es war richtig gut, und Marcus war großartig. Es war umwerfend komisch, mit einer Nummer über Frauenklamotten. Die Unterschiede zwischen einer Bluse, einem Top, einem Unterhemd, einem T-Shirt -«
»Wie bitte?« Ted und Clodagh waren ihr plötzlich egal. Dies hatte mit ihr selbst zu tun.
»Er wusste sogar, was ein Schmetterlingshemd ist«, rief Clodagh aus.
»Das glaube ich gerne.« Eigentlich hätte Ashling sich geschmeichelt fühlen sollen, statt dessen fühlte sie sich ausgenutzt. Marcus hatte nicht einmal erwähnt, dass er vorhatte, ihr Gespräch in seiner Show zu verwenden.
»Wie er bloß auf diese Dinge kommt?«, sagte Clodagh bewundernd.
Eine berechtigte Frage.
»Und danach?«, fragte Ashling eifersüchtig. Sie wusste nicht, ob sie für weitere unwillkommene Nachrichten gewappnet war. »Seid ihr nach Hause gegangen?«
»Natürlich nicht, wir sind alle hinter die Bühne gegangen, haben Eddie Izzard kennen gelernt und uns volllaufen lassen. Es war großartig!«
Der Abschied von ihren Eltern, der sie jedesmal, auch wenn er glimpflich verlief, bedrückte, war diesmal besonders schlimm. »Hast du überhaupt einen Freund?«, fragte Mike fröhlich und rieb, ohne es zu ahnen, Salz in Ashlings Wunde. »Bring ihn doch nächstes Mal mit!«
Oh, bitte nicht.
Alle Waggons waren brechend voll, und sie war erschöpft und hatte ihre Sonntagabend-Depression, als der Zug drei Stunden später in Dublin ankam. Die alte Heimatstadt sieht aus wie immer, als ich aus dem Zug aussteige, und da begegnet mir.. . »Marcus!«
Ihre Augen leuchteten vor Freude, als sie ihn mit einem verlegenen Lächeln auf dem Bahnsteig stehen sah.
»Was machst du hier?«
»Ich hole meine Freundin ab. Ich habe gehört, dass es oft lange Schlangen am Taxistand gibt.«
Ein befreites Lachen perlte aus ihr hervor. Plötzlich war sie außer sich vor Glück.
Er nahm ihre Tasche in eine Hand und legte den anderen Arm um sie. »He, es tut mir Leid wegen...«
»Macht doch nichts! Mir tut es auch Leid.«
Unser erster Streit, dachte sie verträumt, als er sie zu seinem Auto führte. Unsere erste richtige Auseinandersetzung. Jetzt sind wir wirklich ein Paar.
47
Der Haufen der nicht in Frage kommenden Sachen
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