Sushi Für Anfaenger
einer panikerfüllten Sekunde warf sie sich einen Bademantel über und eilte ihm nach.
»Dylan, ich liebe dich doch immer noch«, sagte sie flehentlich.
»Was sollte das dann?« Er deutete mit dem Kopf nach oben.
»Ich liebe dich doch immer noch«, sagte sie mit leiser Stimme, »aber...«
»Du bist nicht mehr verliebt in mich?«, beendete Dylan den Satz grausam.
Sie zögerte. Aber sie musste ehrlich sein. »Wahrscheinlich ...«
Sein Gesicht war plötzlich verschlossen. »Ich komme heute Abend, um mit meinen Kindern zu sprechen. Du kannst vorerst in dem Haus bleiben.«
»Vorerst?«
»Das Haus werden wir verkaufen müssen.«
»Wirklich?«
»Ich kann mir nicht zwei Häuser leisten, und wenn du glaubst, du kannst hier wohnen bleiben, während ich in einem Schuhkarton in Rathmines hause, dann irrst du dich gewaltig.«
Und damit war er weg.
Sie wand sich unter dem Schock; alles war so schnell passiert. Sie hatte Dylan aus ihrem Leben herausfantasiert, aber jetzt, da er gegangen war, gefiel es ihr nicht. Elf Jahre, in einer halben Stunde ausgewischt, und Dylan voller Schmerz. Und er hatte gesagt, das Haus müsse verkauft werden! Ja, sie war verrückt nach Marcus, aber so einfach waren die Dinge auch nicht.
Sie war zu benommen, um zu weinen, zu verschreckt, um zu trauern, und saß lange, lange in der Küche. Erst ein Klingeln an der Haustür holte sie in die wirkliche Welt zurück. Vielleicht war es Marcus. Aber nein.
Es war Ashling.
Sie hatte sie nicht erwartet. Mit Sicherheit war sie nicht darauf vorbereitet. Und Ashlings untypische Feindseligkeit machte alles nur noch schrecklicher. Clodagh war immer von Liebe umgeben gewesen, und plötzlich hassten sie alle, sie hasste sich selbst. Sie war eine Ausgestoßene, ein nutzloser Mensch, sie hatte gegen alle Regeln verstoßen, und man würde ihr nicht verzeihen.
Erst nachdem Ashling gegangen war, weinte Clodagh. Sie kroch wieder ins Bett, zwischen die Laken mit dem Geruch nach abgebrochenem Sex. Nie hatte sie so oft die Bettwäsche gewaschen wie in den letzten sechs Wochen. Nun, heute brauchte sie das nicht zu tun, es gab nichts mehr zu verbergen.
Sie griff nach dem Telefon, um Marcus anzurufen. Er sollte sie daran erinnern, dass sie eigentlich nichts Schlimmes getan hatten. Dass sie verrückt nacheinander waren, dass sie nichts dafür konnten, dass ihre Verliebtheit nobel war. Aber er war nicht bei der Arbeit, und er ging nicht an sein Mobiltelefon, also musste sie ihren Kummer allein ertragen.
Es ist nicht meine Schuld , wiederholte sie immer wieder wie ein Mantra. Ich konnte nichts dafür . Aber als würde sich die Hölle einen Spalt breit öffnen, sah sie immer wieder einen kleinen Ausschnitt der Ungeheuerlichkeit, die sie begangen hatte. Was sie Dylan angetan hatte, war unverzeihlich. Unglaublich. Mit zitternden Händen griff sie nach einer Zeitschrift und suchte in einem Artikel über Wandbordüren nach Vergessen. Aber der Spalt öffnete sich erneut - diesmal noch schlimmer. Sie hatte nicht nur Dylan etwas angetan, sondern auch ihren Kindern. Und Ashling.
Ihr Herz klopfte heftiger, und mit schwitziger Hand nahm sie die Fernbedienung und drückte so lange auf die Knöpfe, bis sie die Jerry-Springer-Show gefunden hatte. Doch das reichte nicht aus, um sie von sich selbst abzulenken - normalerweise kamen ihr die Leute in seiner Show mit ihren lächerlich aufgeblasenen Leben wie Cartoon-Figuren vor, aber heute konnte sie keinen Unterschied zu sich selbst entdecken.
Sie schaltete auf Emmerdale um, dann auf Home and Ausay, aber nichts half. Sie zitterte vor Entsetzen angesichts ihres eigenen Handelns und der verheerenden Wirkung, zu der es geführt hatte, und konnte es nicht begreifen. Dann fiel ihr ein, dass sie Molly vom Kinderladen abholen müsste, und in einem Anflug von Panik war sie wie gelähmt. Sie konnte nicht rausgehen. Es ging nicht. Es war unmöglich.
Sie konnte nicht allein sein und sie konnte nicht unter Menschen sein, und einen schrecklichen Moment lang fragte sie sich, ob sie einem Zusammenbruch nah war. Dieser unerträgliche Gedanke plagte sie wie ein Albtraum, dann kämpfte sie sich aus dem Bett. Einen Zusammenbruch zu haben war noch schrecklicher, als sich der Welt zu stellen.
Marcus rief am Nachmittag an, und trotz allem, was passiert war, fing jede Faser in ihrem Körper an zu vibrieren. Sie war verrückt nach ihm, es war ein Gefühl, das sie seit Jahren nicht für Dylan gehabt hatte. Falls überhaupt jemals. Die Liebe würde alles
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