Sushi Für Anfaenger
gesprochen«, sagte Ted schnell. Warum hatte er das Gefühl, sich über ein Minenfeld zu bewegen?
Ashling war verärgert. Ted hätte mit ihm sprechen sollen, damit Marcus nach ihr hätte fragen können. Aber wenn er tatsächlich mit ihm gesprochen hätte, dann hätte sie sich hintergangen gefühlt.
Und mit noch leiserer Stimme zwang sie sich zu sagen: »Und war sie da?«
Mit schuldbewusster Miene nickte Ted.
Ashling verfiel in dumpfes Schweigen. Obwohl sie das Gegenteil gehofft hatte, war ihr klar, dass Clodagh bei der Show dabei sein würde, weil Dylan den Samstag mit den Kindern verbrachte und sozusagen der mitgelieferte Babysitter war. Ashling verfluchte ihr gutes Gedächtnis, in dem sie jedes kleine Detail über die beiden Turteltauben speicherte.
Sie fühlte sich besser, wenn sie nicht alles wusste, aber es war unwiderstehlich, wie das Knibbeln an einer verschorften Wunde.
In ihrem einsamen Schweigen stellte sie sich vor, dass Clodagh bewundernd zu Marcus hochblickte und Marcus bewundernd zu ihr blickte. Das Schweigen dauerte so lange, dass Ted sich schon in Sicherheit wähnte und dachte, es würden keine weiteren Fragen kommen. Langsam entspannte er sich - jedoch zu früh. Mit erstickter Stimme fragte Ashling: »Sahen sie sehr verliebt aus?«
»Ach, kein bisschen«, höhnte er und unterließ es zu erwähnen, dass Marcus zu Beginn seiner Nummer gesagt hatte: »Dies hier ist für Clodagh.«
Nachdem sie von Craig im Bett ertappt worden waren, überredete Marcus Clodagh, dass sie jetzt auch aufs Ganze gehen konnten. Er verbrachte fast jede Nacht bei ihr, und es klappte besser, als sie erwartet hatten. Die Kinder schienen ihn zu akzeptieren, und es gab Zeiten - wie gerade eben -, da dachte Clodagh, alles sei in schönem Einklang.
Sie saßen alle um den Küchentisch. Molly malte Blumen (auf den Tisch), Craig machte seine Hausaufgaben, Clodagh half ihm und Marcus arbeitete seine Gags aus.
Die Stimmung war wohlwollend, es herrschte Eintracht und ernstes Bemühen.
»He, Clodagh, kann ich das mal an dir ausprobieren?«, fragte Marcus.
»Warte noch zehn Minuten - ich mache mit Craig noch die Aufgabe zu Ende.«
Kurz darauf, als Clodagh Craig zum x-ten Mal zeigte, wie man ein großes Q schrieb, unterbrach Marcus sie wieder. »Kann ich es dir jetzt vorführen, Clodagh?«
»Noch zehn Minuten, Liebling, dann bin ich ganz für dich da.«
Im nächsten Moment wurde die Küchentür zugeknallt, und Clodagh riss den Kopf hoch. Was war passiert? Sie zählte die am Tisch Sitzenden durch und stellte fest, dass Marcus aus der Küche gestürmt war.
Es war halb acht an einem Donnerstag Ende Oktober, und Ashling und Jack waren die Letzten in der Redaktion. Jack schaltete die Lichter in seinem Büro aus, schloss die Tür hinter sich und blieb vor Ashlings Schreibtisch stehen.
»Wie kommen Sie klar?«, fragte er zaghaft.
»Bestens. Ich bin gerade mit diesem Artikel hier über Prostitution fertig.«
»Nein, ich meinte... allgemein. Mit der Beratung und so? Hilft Ihnen das?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht.«
»Meine Mutter sagt immer: ›Die Zeit heilt alle Wunden‹«, sagte er ermutigend. »Als ich an gebrochenem Herzen litt, dachte ich auch, ich würde nie darüber hinwegkommen -«
Ashling unterbrach ihn. »Jemand hat Ihnen das Herz gebrochen?«
»Und Sie haben gedacht, ich hätte gar kein Herz!«
»Nein, aber...«
»Kommen Sie, geben Sie es zu!«
»Das stimmt nicht.« Aber sie musste ihr Gesicht abwenden, als sich ein Lächeln darauf ausbreitete.
»War es Mai?«, fragte sie neugierig.
»Die Frau vor Mai. Dee. Wir waren viele Jahre zusammen, dann hat sie mich verlassen, und irgendwann hatte ich es überwunden. Sie werden es auch überwinden.«
»Ja, aber Jennifer - sie ist die Beraterin - sagt, ich muss nicht nur ein gebrochenes Herz überwinden.«
»Was denn noch?«, fragte er so sanft und freundlich, dass sie ihm plötzlich von ihrer Mutter und den Depressionen und den Mechanismen erzählte, die sie entwickelt hatte, um damit zurechtzukommen.
»Little Miss Fix-it«, sagte sie zum Schluss.
Jack sah völlig zerknirscht aus. »Entschuldigung«, sagte er rasch. »Es tut mir Leid, dass ich -«
»Es macht nichts. Es stimmt ja.«
»Wirklich? Deswegen tragen Sie den ganzen Kram in Ihrer Handtasche herum, deswegen sind Sie so hilfsbereit?«
»So sieht Jennifer das.«
»Und was denken Sie darüber?«
»Ich sehe das wohl genauso«, sagte sie seufzend.
Dass Jennifer außerdem der Meinung war, Ashling würde immer
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