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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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    »Ich freue mich riesig darauf, dich zu sehen, Lisa! Der Gedanke macht mich richtig glücklich.« Pauline sprach mit solcher Wärme und Herzlichkeit, dass Lisa sich fragte, ob sie sich die unbehagliche Ehrfurcht ihrer Eltern immer nur eingebildet hatte. Waren das etwa ihre eigenen Projektionen gewesen?
    Ashlings Tage vergingen, einer nach dem anderen. Die Welt war immer noch ein Jammertal, und wenn sie morgens aufwachte, hatte sie das Gefühl, am Abend zuvor zu viel getrunken zu haben - auch an den Tagen, an denen sie nichts getrunken hatte. Aber nach ein paar Wochen fiel ihr auf, dass die kleinen Dinge wie das Zähneputzen und Duschen nicht mehr eine so schreckliche Last waren. »Das liegt an den Anti-Depressiva«, erklärte Monica bei einem ihrer vielen Telefongespräche. »Diese Serotonin-Hemmer sind eine wunderbare Erfindung. Viel besser als die altmodischen Drei-Phasen-weiß-der-Kuckuck-wie-die-Dinger-hießen.«
    Ashling war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass die Anti-Depressiva anschlagen würden, und merkte daran, dass sie in nichts Vertrauen hatte. Schließlich war ihre Mutter nicht wieder gesund geworden. Oder es hatte vielmehr sehr, sehr lange gedauert.
    Nicht nur brachte sie es fertig, sich zu waschen, sie schaffte es auch zu arbeiten, solange sie nichts besonders Schwieriges zu tun hatte. Ihr war ihre Gewissenhaftigkeit immer peinlich gewesen, aber jetzt begann sie zu verstehen, dass darin wahrscheinlich ihre Rettung lag.
    »Das November-Horoskop ist da«, rief Trix und wedelte mit ein paar Blättern. »Kommt alle zu mir, und ich lese es euch vor.«
    Die gesamte Redaktion hörte auf zu arbeiten. Jede Entschuldigung war recht. Selbst Jack blieb in der Tür stehen. Eigentlich sollte er sich mit dem Streikrecht vertraut machen. Das würde er auch tun, beschloss er, sobald Trix Waage vorgelesen hatte.
    »Lies Skorpion«, sagte Ashling zu Trix.
    »Aber du bist Fisch!«
    »Mach, bitte. Erst Skorpion, dann Steinbock.«
    Clodagh war Skorpion und Marcus war Steinbock, und Ashling wollte wissen, wie es mit ihnen im November weiterging, fack Devine sah sie mit einem seltsamen Blick an - eine Mischung aus Tadel und Trauer. Er wusste, was sie vorhatte. Hochmütig wandte sie den Kopf ab. Sie konnte das Horoskop von jedem lesen, wenn sie wollte, und es gab noch viel Schlimmeres, was sie tun könnte. Joy hatte nämlich vorgeschlagen, Marcus und Clodagh mit einem Fluch zu belegen.
    Dem Horoskop nach zu urteilen würde es für Clodagh und Marcus im November auf und ab gehen. Das konnte Ashling sich sehr gut vorstellen.
    »Was sind Sie, JD?«, fragte Trix.
    »Mr. Devine für Sie.«
    Als er merkte, dass sie auf seine Auskunft wartete, seufzte er: »Waage. Aber ich glaube sowieso nicht an diese Sternzeichensachen. Waage-Menschen glauben nicht daran.«
    Ashling fand das irgendwie komisch. Sie warf Jack unter ihrem Haarschleier hervor einen Blick zu. Seine Augen ruhten auf ihr. Sie lächelten sich zu, dann tauchte Ashling hastig unter den Schreibtisch. Sie kam, einigermaßen verwirrt, mit ihrer Handtasche wieder hoch. Es war unklar, ob sie etwas aus der Tasche brauchte. Hatte sie die Tasche nur hervorgeholt, um Jack Devine nicht länger ansehen zu müssen? Dann bemerkte sie, dass es fast Mittagszeit war und Zeit für ihren Termin bei Dr. McDevitt.
    Der zehnminütige Weg zur Praxis war so, als würden überall Heckenschützen auf sie lauern. Sie hatte Angst, auf der Straße zu sein, falls sie etwas sah, was ihr Schmerzen verursachte. Die meiste Zeit waren ihre Augen zu Boden gerichtet, so dass sie die Menschen nur bis zur Höhe ihrer Knie sah. So blieben ihr schlimme Anblicke erspart, bis ein bosnisches Flüchtlingsmädchen ihr ein altes Exemplar von Big Issues verkaufen wollte. Sofort überströmte sie eine Welle der Hoffnungslosigkeit.
    Und es kam noch schlimmer. Dr. McDevitt selbst war der Verursacher.
    »Wie kommen Sie mit dem Prozac zurecht?«, fragte er.
    »Sehr gut.« Mit einem kleinen Lächeln sagte sie dann: »Bitte, kann ich noch etwas haben?«
    »Nebenwirkungen?«
    »Nur ein bisschen Übelkeit und Zittern.«
    »Appetitverlust?«
    »Den hatte ich schon vorher verloren.«
    »Und Sie wissen, dass Sie keinen Alkohol trinken dürfen, solange Sie die Medikamente nehmen?«
    »Ehm, ja.« Ihr den Alkohol zu verbieten - das ging zu weit.
    »Wie klappt es mit der Beratung?«
    »Eh, ich bin noch nicht da gewesen.«
    »Aber ich habe Ihnen eine Nummer gegeben.«
    »Ich weiß, aber ich kann da nicht anrufen.

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