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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schritt nach vorn, nachdem sie in der besetzten Wohnung gehaust hatte. Diese Umstände musste man auskosten, sie gaben Anlass zu Stolz, sie waren nicht peinlich.
    Obwohl sie immer noch einen langen Weg vor sich hatte, war ihre doch die Erfolgsstory von den fünfen aus der besetzten Wohnung in Hackney.
    Und wenn man sie jetzt ansah: Charlie arbeitete in einem Salon in der Bond Street und hatte jede Menge Privatkunden, alles beängstigend reiche Frauen. Aus Zandra wurde wieder Sandra, sie zog wieder nach Hemel Hempstead, heiratete und bekam kurz hintereinander drei Kinder. Kevin war auch verheiratet - mit Sandra. Es stellte sich heraus, dass er sich als schwul ausgegeben hatte, weil das schick war. Geraint war tot. Seine HIV-Infektion wurde 1992 diagnostiziert, und drei Jahre später gab seine Lunge auf. Und Lisa, was war aus Lisa geworden? All die Jahre der harten Arbeit, und dann das hier, wieder ganz am Anfang. Wie war das geschehen?
    In der alptraumhaften Gegenwart legte Lisa sich in ihr Hotelbett, rauchte eine Zigarette nach der anderen und wartete darauf, dass die Rohypnol-Tablette ihr vier Stunden des barmherzigen Vergessens bescheren würde. Aber die immer gleichen Gedanken gingen ihr unablässig im Kopf herum. Die vor ihr liegende enorme Aufgabe, Colleen aus dem Boden zu stampfen, war entmutigend, und sie hasste es, in Dublin zu sein. Aber es gab keinen Ausweg. Sie konnte nicht nach London zurück. Selbst wenn irgendwo eine Chefredakteursstelle frei wäre - und es war keine frei -, man wurde immer an den letzten Ergebnissen gemessen. Sie würde aus Colleen einen vollen Erfolg machen müssen, bevor jemand anders sie einstellen würde. Sie saß in der Falle.
    Sie nahm die Blisterpackung mit den Rohypnol in die Hand, und plötzlich kam ihr der Gedanke an Selbstmord außerordentlich verlockend vor. Würden sechzehn Tabletten reichen, um sich umzubringen? Wahrscheinlich schon, dachte sie. Sie könnte einfach die Augen zumachen und von allem wegdriften. Sie würde auf dem Höhepunkt ihres Ruhms abdanken, solange ihr Name noch im Zusammenhang mit erfolgreichen, auflagenstarken Zeitschriften genannt wurde. Ihr Ruf wäre für alle Ewigkeit gewahrt.
    Sie war schon immer eine Überlebenskünstlerin gewesen und hatte noch nie ernsthaft an Selbstmord gedacht - dass sie es jetzt tat, lag daran, dass Selbstmord ihr die beste Art zu überleben erschien.
    Doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr schloss sie diese Möglichkeit aus: Alle würden denken, sie sei dem Druck nicht gewachsen gewesen, und würden sich die Hände reiben.
    Sie wand sich, als sie sich vorstellte, wie die Zeitschriftenmacher Großbritanniens zu ihrer Beerdigung kamen und alle das Gleiche murmelten: Es war zu viel für sie. Die Arme, sie ist daran kaputtgegangen. In ihren eleganten schwarzen Aufzügen - für die Beerdigung müssten sie nicht einmal ihre normalen Arbeitssachen gegen andere Kleidung tauschen - würden sie sich gegenseitig ansehen und gratulieren, dass sie, weil sie lebten, noch dazugehörten. Kein Burnout-Syndrom, nicht bei uns!
    Dem Tempo nicht standhalten können, das war das Schlimmste, was einem in der Zeitschriftenbranche passieren konnte. Schlimmer, als der Burger-Kultur zu verfallen und Konfektionsgröße zweiundvierzig tragen zu müssen, schlimmer auch, als der Welt zu erzählen, dass Kurzhaarschnitte modern waren, wenn alle anderen ihr Geld auf schulterlange Locken setzten.
    Ausgehend von der Annahme, dass das Durchhaltevermögen eines Menschen begrenzt sei, frohlockten Zeitschriftenleute angesichts der Nachricht, dass ein Kollege »eine längere, wohlverdiente Auszeit nehmen werde« oder »mehr Zeit mit der Familie verbringen wolle«.
    Ein tragischer Unfall, das war der einzige Ausweg, beschloss Lisa. Ein spektakulärer tragischer Unfall, präzisierte sie. Sich von einem klapprigen irischen Bus überfahren zu lassen war noch peinlicher, als sich selbst ins Jenseits zu befördern. Sie müsste schon auf einer Motorjacht über Bord gehen. Oder bei einem Helikopter-Flug in eine exklusive entlegene Gegend in einem orangefarbenen Flammenball verbrennen.
    ... Sie war auf dem Weg nach Manoir aux Quatre Saisons, habe ich gehört.
    Mir ist zu Ohren gekommen, es war Balmoral Castle. Auf persönliche Einladung von Sie-wissen-schon.
    Aber was für ein passender Ausstieg. Großartig im Sterben wie im Leben.
    Völlig verkohlt, habe ich mir sagen lassen, wie ein verbranntes Steak.
    Der besonders gehässige Ton von Lily Headly-Smythe,

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