Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
dass Marcus sie möglicherweise unter den Zuschauern entdecken könnte. Sie hoffte nicht, sie hoffte es inständig. Sie hatte ihre Einkäufe auf dem Bett ausgebreitet: eine hellblaue Dreiviertel-Hose, Plateausandalen, eine weiße Wickelbluse. Vielleicht sollte sie das lieber nicht anziehen. Wäre es nicht leichtsinnig, nachdem sie so glimpflich davongekommen war, sich hübsch anzuziehen?
    Aber damit würde sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Es wären ja schließlich auch andere Menschen da.
    Gegen neun kamen Ted und Joy. Joy bewunderte Ashling in ihrem scharfen pastellfarbenen Aufzug, aber Ted flüsterte aufgeregt vor sich hin: »Meine Eule hat keine Frau. Mist, das stimmt nicht! Meine Frau hat keine Nase. Nein, falsch! Mist, Mist, Mist!« Den Tränen nah, sagte er: »Wir brauchen gar nicht erst zu gehen.
    Heute Abend wird es ein Reinfall. Die Leute haben jetzt Erwartungen. Es war was anderes, als mich keiner kannte. Meine Eule hat keine Nase ...«
    Ashling gab ihm ein paar von den Notfalltropfen auf die Zunge, rieb seine Schläfen mit Lavendelöl ein und hielt ihm das Heiterkeitsgebet unter die Nase. »Lies, und wenn das nichts hilft, nehmen wir das Desiderata.«
    »Bring mir den Glück bringenden Buddha«, sagte er, nach Luft schnappend, vom Sofa aus.
    »Wie geht’s dem Halb-Mann-halb-Dachs-Typen?«, fragte Ashling Joy, als sie gemeinsam die Statue zu Ted trugen.
    »Mick geht es gut.«
    Die Sache schien ernst zu sein, wenn Joy den Halb-Mannhalb-Dachs-Typen bei seinem richtigen Namen nannte. Demnächst würden sie gemeinsam die Heimwerkermärkte abklappern.
    Ted ging es viel besser, nachdem er den Glück bringenden Buddha gerieben und eine trostspendende Tarotkarte aufgedeckt und Ashling ihm sein Horoskop vorgelesen hatte. (Allerdings hatte Ashling das Stier-Horoskop gelesen; das für Skorpion klang nicht so begeisternd.)
    »Und ihr beiden zeigt euch heute Abend von eurer besten Seite«, sagte Ashling warnend. »Zu Lisa müsst ihr sehr nett sein.«
    »Die soll sich nur nicht einbilden, dass sie von mir eine besondere Behandlung kriegt«, sagte Joy abwehrend.
    »Ist sie ein ganz gemeines Biest?«, fragte Ted.
    »So kann man das nicht sagen.« Wenigstens nicht immer . »Aber sie ist schwierig. Eine besonders schwierige Kandidatin. Kommt, wir gehen.«
    Für den Abend feingemacht gingen die drei lärmend und plaudernd die Treppe hinunter. Sie fühlten sich beflügelt von dem erhebenden Samstagabend-Gefühl, dass ihre Zukunft unmittelbar bevorstünde. Der Rest ihres Lebens war im Begriff, sich ihnen zu enthüllen, und sie waren begierig vor Erwartung.
    Der obdachlose Junge saß auf dem Bürgersteig, mit seiner orangefarbenen Wolldecke, die nicht mehr sehr orangefarben war. Ashling zog den Kopf ein - jedesmal, wenn sie ihn sah, fühlte sie sich verpflichtet, ihm ein Pfund zu geben, und langsam fing sie an, sich darüber zu ärgern. Dann streifte sie ihn mit einem Blick und sah, dass er gar nicht zu ihnen hinguckte, sondern ein Buch las.
    »Wartet mal, Jungs, ich muss noch eben...« Sie ging zu ihm zurück.
    »Hallo!« Er sah auf, freudig überrascht, als wären sie alte Freunde und hätten sich seit Ewigkeiten nicht gesehen. »Du siehst gut aus. Gehst du aus?«
    »Ehm, ja.« Sie hielt ihm eine Pfundmünze hin, die er nicht nahm.
    »Wohin geht‘s?«
    »Comedy-Show.«
    »Schön«, sagte er, als ginge er dauernd zu Comedy-Shows. »Wer tritt auf?«
    »Ein Marcus Valentine.«
    »Er soll sehr lustig sein.« Schließlich lenkte er seinen Blick auf die Münze in ihrer Hand. »Steck die lieber weg, Ashling! Ich will nicht, dass du mir jedesmal, wenn du mich siehst, was gibst. Hinterher traust du dich nicht mehr aus deiner Wohnung.«
    Ashling lachte nervös auf. In letzter Zeit hatte sie meistens, wenn sie aus dem Haus kam, darum gebetet, dass er nicht da sein möge.
    »Woher weißt du, wie ich heiße?«, fragte sie und fühlte sich fast geschmeichelt.
    »Weiß nicht. Vielleicht habe ich gehört, wie deine Freunde dich so genannt haben.«
    Ashling verstummte, weil ihr ein merkwürdiger Gedanke gekommen war. Dann sprach sie ihn aus: »Und wie heißt du?«
    »Meine Freunde nennen mich Boo«, sagte er grinsend.
    »Nett, dich kennen zu lernen, Boo«, sagte sie automatisch, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, streckte er seine schmutzige Hand aus und sie schüttelte sie.
    Das aufgeschlagene, kopfüber liegende Buch in seinem Schoß war An Encyclopaedia of Mushrooms.
    »Warum liest du das ?«, fragte sie überrascht.
    »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher