Sushi Für Anfaenger
nichts anderes.«
Sie musste rennen, um Joy und Ted einzuholen.
»Wieder so eins von Ashlings Findelkindern«, bemerkte Ted von oben herab und hatte seine eigene Bedürftigkeit wenige Minuten zuvor komplett vergessen.
»Ach, sei still!«
Sich vorzustellen, dass er am Samstagabend auf einer kalten Straße betteln und ein Buch über Pilze lesen musste!
19
Lisa hatte gehofft, sie könnte mit Jack ein Stück weiterkommen, wenn sie ihn zu dem Abend im River Club einladen würde. Es wäre eine wunderbare Möglichkeit zu einer privaten Begegnung, getarnt als Arbeitstermin. Aber es hatte sich keine Gelegenheit ergeben, es beiläufig zu erwähnen, weil im Fernsehstudio eine Krise ausgebrochen war - anscheinend passierte das andauernd - und er weder am Donnerstag noch am Freitag in die Redaktion kam, da er den Streit schlichten musste. Es bedeutete auch, dass sie auf sein Lob verzichten musste, das ihr für das Foto in der Zeitung - immerhin ein bisschen Vorab-Werbung für Colleen - gebührte. Sie war sauer.
Am Samstag hatte sie den Tag damit verbracht, Sachen für ihr ›neues‹ Haus zu kaufen. Sie war am Abend zuvor eingezogen und hatte das dringende Bedürfnis, die Wirkung von dem ganzen Kiefernholz ein wenig abzumildern. Allerdings waren die Geschäfte für Innenausstattung in diesem grässlichen Land so bedauernswert und deprimierend schlecht wie alles andere auch.
Niemand hatte von Rollos aus japanischem Reispapier, Duschvorhängen mit Taschen oder Türknäufen aus Glas in der Form von Blumen gehört. Sie hatte es geschafft, Ecru-Bettwäsche ausfindig zu machen, aber nicht in der richtigen Größe, und da die Ware in England bestellt werden musste, würde es ewig dauern, bis sie kam.
Als sie ›nach Hause‹ kam, musste sie eine halbe Stunde warten, bis das Wasser zum Duschen warm war. Von wegen, Jack würde die Zeituhr für sie reparieren. Männer! Sie waren doch alle gleich: große Klappe und großer Schwanz, und manchmal noch nicht mal das.
Obwohl sie nach ihrem enttäuschenden Tag bitter und verärgert war, freute sie sich dennoch darauf, den Abend auf den Spuren von Marcus Valentine zu verbringen. Wenigstens wäre es etwas Konstruktives. Seitdem die schlechte Anzeigensituation bekannt geworden war, kam es umso mehr darauf an, brillante Kolumnen für Colleen an Land zu ziehen.
Kurz nach neun kam sie im River Club an. Wie alles andere in Irland war auch dies eine Enttäuschung, denn der Club war kleiner und schäbiger, als sie erwartet hatte. Mit der K-Bar konnte er schon mal gar nicht mithalten.
Es war ziemlich ungewiss, ob sich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Marcus Valentine ergeben würde, aber für alle Fälle trug sie ihr Ich-bin-eine-ganz-normale-Frau-und-keine-furchteinflößende-Zeitschriften-Schickse-Outfit: ausgefranste Jeans mit Stickerei, Slipper-Sportschuhe, ein T-Shirt mit U-Boot-Kragen. Obwohl sie reichlich Make-up trug, war es sehr subtil und daher praktisch unsichtbar. Sie sah jung, hübsch und ansprechbar aus, als hätte sie das Erstbeste angezogen, was ihr in die Hände fiel, und nicht als hätte sie eine Stunde lang vor dem Spiegel (mit Kiefernrahmen) die Wirkung erprobt.
Sie sah sich in dem gut gefüllten Raum nach Ashling und ihren Freunden um, fand sie aber nicht; also ging sie zur Bar und bestellte sich einen Cosmopolitan. Ein Cosmopolitan war ein ultraschicker Martini-Cocktail, den man sich in der K-Bar und in Chinawhite und all den anderen topaktuellen Bars in London bestellte.
»Wie bitte?«, fragte der rundliche, rotgesichtige Barkeeper, der aus seinem Nylonhemd zu platzen drohte.
»Einen Cosmopolitan.«
»Wenn Sie die Zeitschrift wollen, dann gibt es ein Stückchen weiter einen Zeitungsladen. Wir verkaufen nur Getränke.«
Lisa überlegte, ob sie ihm erklären sollte, woraus ein Cosmopolitan besteht, dann fiel ihr ein, dass sie es selbst nicht wusste.
»Ein Glas Weißwein«, sagte sie gereizt. Womöglich hatten sie das auch nicht. Dann müsste sie dieses eklige Guinness trinken.
»Chablis oder Chardonnay?«
»Ah, ehm, Chardonnay.«
Sie zündete sich eine Zigarette an und sah sich um. Als sie die Zigarette aufgeraucht und den Wein ausgetrunken hatte, war Ashling immer noch nicht aufgetaucht.
Vielleicht ging ihre Uhr falsch. Lisas Blick wanderte zu einer Gruppe junger Männer. Sie nahm sich den attraktivsten in der Runde vor und fragte: »Wie viel Uhr ist es?«
»Zwanzig nach neun.«
»Zwanzig nach ?« Es war später, als sie gedacht hatte.
»Hat Sie jemand
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